Einmal Sprungbrett für junge Musik, bitte

Der FM4 Soundpark wird 10 Jahre alt. Als Humus und Aufmerksamkeitsverstärker für junge Musik aus Österreich bietet die Plattform ein Sprungbrett für Bands. Der Geburtstag ist als Anlass recht und billig die Hauptmotoren hinter dem Soundpark, Clemens Fantur und Stefan Trischler, zum Mail-Interview zu bitten.

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Immer wieder war in den letzten Jahren vom Songwriting-Wunder die Rede. Inwieweit hat der Soundpark solche Acts schon früh unterstützt?

Clemens Fantur: Es gab in der Tat einige Acts aus dieser Richtung, die wir vom FM4 Soundpark direkt ins Radio übernommen haben. Die Singer-Songwriterin Mel aus Salzburg ist so ein Beispiel. Oder auch Pieter Gabriel alias 1981, den wir quasi aus dem Netz heraus zu einer Studio2 Session eingeladen haben.

Prinzipiell ist zu sagen, dass der Soundpark nicht nur die Internetplattform ist. Der Soundpark ist auch nicht nur die Sendung sonntagnachts. Der FM4 Soundpark hat sich über die letzten Jahre zu einem senderübergreifenden Konzept entwickelt und ist überall im Programm zu finden. Sowohl im Radio, als auch online.

Was sind Beispiele für Bands, die international touren oder tourten und zuerst im Soundpark liefen?

Clemens Fantur: Ein paar Beispiele gibt’s da schon: Die Band Lehnen, die direkt von einer US-Tour zurück kamen und dann eine Studio2 Session gespielt haben. Oder die Band Ginga, die bereits 2008 gemeinsam mit Dorian Concept eine Studio2 Session gespielt haben. Die sind soeben auf US-Tour. Und Dorian ist sowieso jedes Wochenende woanders auf dem Globus unterwegs.

Stefan Trischler: Oder Dunkelbunt, der schon früh Balkan-Bläser mit elektronischen Beats verbunden hat und mit den ersten paar Songs auch direkt vom Soundpark in die FM4 Heavy Rotation gekommen ist. Der ist gerade von der Nordamerika-Tour zurückgekommen und fährt im November nach Australien für ein paar Konzerte und DJ-Gigs.

Früher mal gab es das Klischee, dass am Land Metal und Punk dominiert. Ist das auch im Soundpark so oder inwiefern hat sich das verändert?

Stefan Trischler: Ich glaube, die Metal- und Punk-Bands sind auf jeden Fall weniger geworden, geographisch kann man aber tatsächlich eher außerhalb der großen Städte finden. Es gibt aber mittlerweile sowohl „am Land“ also auch in den Städten zu ähnlichen Teilen elektronische Produzent/innen, Elektro Pop- oder Indie Rock-Bands – die zwei Gruppen, die bei uns am stärksten vertreten sind.

Inwieweit gibt Soundpark, die musikalische Bandbreite von FM4 wider? Was sind Beispiele großartiger Soundpark-Musik, die allerdings nicht ins Sendeschema von FM4 passten, für die der Soundpark nicht das richtige Forum war?

Clemens Fantur: Im FM4 Soundpark findet man eigentlich fast alles. Und so natürlich auch die verschiedensten Stile und Qualitäten. Wenn allerdings die Qualität stimmt, dann findet sich eigentlich immer ein Platz dafür auf FM4. Eine Gruppe wie Rotterdam wird wahrscheinlich in der Morning Show eher nicht zu hören sein. Mit den Sendungen wie Der Grauen Lagune, den Spezialsendungen wie House of Pain oder La Boom Deluxe, aber auch in der Soundparksendung gibt es jedoch genug Platz für diverse Stile.

Stefan Trischler: Auch die verschiedenen Spielarten instrumentaler elektronischer Musik haben im FM4 Tagesprogramm relativ wenig Platz. Was uns aber nicht davon abhält, zum Beispiel das Label Affine Records und seine teilweise durchaus sperrigen Sounds quer durchs Programm abzufeiern.

Aus einer mittleren Distanz hatte ich manchmal den Eindruck, dass es anfangs relativ viele Bands gab, die ins reguläre FM4-Programm rutschten, dass dies aber mittlerweile abgenommen hat. Gab es in den zehn Jahren so etwas wie Wellen guter Bands?

Clemens Fantur: Ich finde, dass 2011 sogar ein ganz ausgezeichnetes Jahr ist! Noch nie gab es mehr Musik aus Österreich auf FM4 zu hören als jetzt. Es gibt teilweise Zeiten, wo wir gar nicht wissen, wo und wie wir alle Releases unterbringen sollen. Dieser Oktober ist so ein Beispiel.

Gab es schon persönliche Danksagungen und Beschimpfungen für deinen Einsatz beim Soundpark?

Clemens Fantur: Bands sind froh um jede Unterstützung, egal wie bekannt oder erfolgreich sie sind. Wobei ich mit den Prädikaten „bekannt“ und „erfolgreich“ meine Probleme habe. Oft heißt es: „Nehmen wir eine andere Band, die sind schon „bekannt““. Aber ist eine Clara Luzia oder eine Lonely Drifter Karen wirklich bekannt? Vielleicht in unserem Universum. Da ist noch genug Luft nach oben in Österreich. Mich freut es allerdings schon zu hören, wenn eine Band sagt, dass sie auf Grund einer Studio2 Session plötzlich viel mehr live spielen und gebucht wird.

Stefan Trischler: Es überwiegt auf jeden Fall das positive Feedback. Es gab aber auch Leute, die irgendwann plötzlich nichts mehr mit der „Nachwuchsplattform“ zu tun haben wollten. Aber das waren dann eher Missverständnisse als Beschimpfungen.

Was soll in nächster Zeit mit dem Soundpark passieren? Kann und soll er aus dem Sonntag-Nacht-Dasein befreit werden?

Clemens Fantur: Dass die Sendung in der Nacht von Sonntag auf Montag zu hören ist, wird oft kritisiert. Ich muss aber auch eine Lanze dafür brechen, dass dieser Sendeplatz nicht nur Nachteile hat, auch wenn ich selbst ein anderer Sendeplatz lieber wäre. Der Vorteil ist, dass wir uns um diese Uhrzeit wirklich sehr viel Zeit für die Bands nehmen können und teilweise Interviews haben, die bis zu 45 Minuten oder noch länger dauern. Da kann man mit Bands, Labels und vor allem der Musik sehr in die Tiefe gehen. Das würde so auf einem anderen Sendeplatz nicht möglich sein. Außerdem kommen viele der Interviews auch nochmal in kürzerer Version unter Tags zum Einsatz. Und es gibt noch die Möglichkeit, die Sendung sieben Tage im Stream zu hören.

Stefan Trischler: Es gibt zu diesem Thema regelmäßig intensive Diskussionen bei uns. Ich kann mir eine magazinartige Nachmittags- oder Frühabends-Ausgabe des „Soundpark“ sehr gut vorstellen. Gleichzeitig möchte ich aber als Sendungsgestalter die Freiheit nicht missen, auch einmal eine Stunde lang das sehr schöne, aber auch sehr ruhige neue Ulrich Troyer Album vorzustellen, was zB am Nachmittag wohl nicht denkbar wäre.

"Bands sprießen aus dem Boden", heißt es da in der Aussendung von FM4 – wobei: heute kann man jeden Edit schon ins Netz laden, die Zugangsschränken sind enorm gefallen, aber die Aufmerksamkeit reicht nie und nimmer für alle Bands und Projekte aus. Wie gut funktioniert da die Aktion "Soundpark Band des Monats" bisher?

Stefan Trischler: Aus meiner Sicht sehr gut, weil das eben ein weiterer Kanal ist, um österreichische Künstler/innen und Bands wahrzunehmen. Und die „Bands des Monats“ bekommen mit verstärktem Airplay, Radio-Interviews, Porträts auf der Website und den Snipcards ja einiges an mittlerweile tatsächlich wertvoller Aufmerksamkeit. Das hilft ihnen auch sehr! Ein Beispiel: Affe Maria, steirischer Dubstep-Produzent, der in Holland lebt und den hierzulande trotz einiger Releases kaum jemand kannte. Im Juli war er bei uns „Band des Monats“ und hat dadurch einige Bookings in Österreich bekommen.

Inwieweit trägt der Soundpark zur Erfüllung der selbauferlegten "Österreicher-Quote" bei? Und findest du diese Quote sinnvoll?

Stefan Trischler: Ich bin prinzipiell natürlich dafür, so viel österreichische Musik zu spielen wie möglich. Das sollte aber passieren, weil man die Songs gut findet und weil sie auch im Rahmen einer internationalen Playlist positiv herausstechen – oder zumindest gut dazu passen. Ein Zwang mittels Quote ist da für mich eher kontraproduktiv. FM4 hat ja auch so einen vergleichsweise hohen Anteil österreichischer Künstler/innen im Musikprogramm, zuletzt wurden regelmäßig zwischen 25 und 30 Prozent gemessen. Und da trägt der Soundpark sicher auch seinen Teil dazu bei.

Wer hatte eigentlich die furiose Idee, den Soundpark ausgerechnet am 26.10. 2001 zu starten?

Stefan Trischler: Wer genau diese Idee hatte, fällt mir jetzt nicht mehr ein. Als sich aber abzeichnete, dass die Soundpark-Seite um diese Zeit herum fertig sein würde, schien es schlüssig, den Tag der Heeresparade und der Bundespräsidentenansprache ein bisschen in unserem Sinne umzudeuten.

[Nachtrag von Stefan Trischler per Mail: Stefan Pollach, der die Seite ja damals programmiert hat, erzählt mir anderes: Die Idee des Soundpark wurde damals von Hannes Eder und Flo Horwath tatsächlich geboren, um das Radioprogramm am 26.10. mit neuen Songs aus Österreich füllen zu können. Stefan Pollach musste die Seite dann in kurzer Zeit aus dem Boden stampfen…]

Inwieweit wird das neue ORF-Gesetz die Möglichkeiten beschneiden, die Inhalte des Soundparks auf Facebook, Twitter, Youtube oder iTunes verbreiten zu können? Wird man als Soundpark-Band im ORF-Kosmos gefangen sein?

Stefan Trischler: Soundpark-Bands sind ohnehin nicht „gefangen“, weil alle Rechte auf ihre Songs natürlich bei ihnen bleiben. Sie geben uns lediglich die Erlaubnis, die Musik, Fotos und Pressetexte auf ihrem Profil anzuzeigen und die Songs gegebenenfalls auch im Radio zu spielen. Leider ist es uns durch das ORF-Gesetz nicht erlaubt, die Like- oder Share-Buttons von Sozialen Netzwerken zu integrieren. Auch wenn wir es uns anders wünschen würden, müssen wir auf diese mittlerweile ganz normale Kommunikationsformen verzichten.

In der Praxis ist der Soundpark aber fast immer eine von mehreren Plattformen, die die Bands oder Musiker/innen zur Verbreitung ihrer Sounds nützen.

Clemens Fantur: Ich glaube zwei Gründe, warum so viele Bands den FM4 Soundpark nutzen sind: Zum einen, weil es die direkte Anbindung ans Radio und somit die Chance gibt, dort auch gespielt zu werden. Zum anderen, weil sich viele Bands hier bei FM4 gut aufgehoben fühlen und uns vertrauern, weil wir uns ernst- und gewissenhaft mit ihren Stücken beschäftigen.

Drei persönliche und aktuelle Soundpark-Empfehlungen zum Abschluss?

Stefan Trischler: Auf jeden Fall Elouihttp://fm4.orf.at/soundpark/e/eloui verfolge ich schon seit Jahren. Und raptechnisch mag ich Illu$ion sehr gerne!

Clemens Fantur: Ich kann Dust Covered Carpet empfehlen, die nicht nur eine fantastische Studio2 Session gespielt haben, sondern richtig gute Songs schreiben. Valesta ist zum Beispiel ein Produzent, der schon sehr lange im FM4 Soundpark zu finden ist und sich richtig gut entwickelt hat. Und zum Abschlus möchte The who the what the yeah (Die The Gap Skandal-Review findet sich hier, Anm.) empfehlen. Aber am besten einfach selber reinhören und entdecken!

10 Jahre FM4 Soundpark

04.11. FM4 Unlimited Club im Wiener Rathaus

Ft. Electro-Nix (Marflow & Felix the Houserat), Tyrolean DynamiteMonkeybreaks, Crazy, Praterei, Bebop Rodeo, Disko 404, Affine/Fluxuskompensator (The Clonious, Cid Rim & Lehrl), The Loud Minority, Addiction, uvm.

11.11. FM4 Soundselection 25

06.12. – 10.12. FM4 Soundpark Tour

Ft. Luise Pop, The Beth Edges, Ogris/Debris in Wien, Innsbruck, Dornbirn, Klagenfurt und Linz

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