Das Wiener Label Unrecords feiert heute vierten Geburtstag. Wir haben bei den Gründerinnen nachgefragt, wie sie das feiern werden und ob sie finden, dass Medien inzwischen anders über Musikerinnen schreiben.
Die Zahl Vier zieht sich bei Unrecords irgendwie durch – zumindest stehen hinter dem queer-feministischen Label, das heuer den vierten Geburtstag feiert, ebenfalls vier Namen – nämlich: Johanna Forster, Aurora Hackl Timón, Birgit Michlmayr und Petra Schrenzer. Zu den Artists auf Unrecords zählen – um jetzt ebenfalls vier zu nennen – Bands wie Aivery, Les Reines Prochaines, Zen oder Petra und der Wolf. Wir haben den Gründerinnen zum feierlichen Anlass Fragen zu ihren ersten Labeljahren gestellt.
Ihr habt Unrecords damals im Do-It-Yourself-Spirit aufgezogen, relativ kurz nachdem ihr euch am Girls Rock Camp kennengelernt habt – und jetzt ist euer Label soeben 4 Jahre alt geworden. Wie war’s bisher? Inwiefern ist es euch damals wie heute wichtig, ein queer-feministisches Label zu sein?
Es war sehr schön und das ist es noch immer! Weil wir das Label nicht kommerziell betreiben und dadurch alle Freiheit haben, die Arbeit so zu gestalten, wie wir es gut finden, was uns vor allem im Politischen wichtig ist. Mittlerweile haben wir in den vier Jahren bereits 11 Tonträger von Musikerinnen und Musikern aus Österreich und anderen europäischen Ländern von Großbritannien über die Schweiz und Deutschland bis Kroatien (co-)veröffentlicht. Da hatten wir natürlich sehr arbeitsintensive Phasen, aber auch Verschnaufpausen.
Der queer-feministische Ansatz ist und bleibt zentral. Der Bedarf ist offensichtlich gegeben und andere Labels gibt es genug. Wir wollen dazu beitragen, dass nicht-normative Lebensformen und Identitäten mehr Sichtbarkeit bekommen.
Leider liest man immer noch sehr schlecht gewählte Formulierungen über Musikerinnen. Wie hat sich die mediale Wahrnehmung und Berichterstattung eurer Meinung nach dahingehend in den letzten Jahren entwickelt? Habt ihr als Bandmitglieder einiger Bands auf eurem Label selbst Erfahrungen mit Klischees und stereotypen Zuschreibungen gemacht?
Auf jeden Fall und immer wieder. Wir sehen in der Hinsicht wenig Fortschritte in der (Mainstream-)Medienlandschaft. Von Ausnahmen wie etwa fiber, anschläge, missy magazine, malmoe, Freistil natürlich abgesehen. Geschlechterstereotype Abhandlungen sind gang und gäbe.
Und es stellt sich auch weiterhin die Frage, über welche Acts geschrieben wird und welche Acts für Festivals, etc. gebookt werden, was ja oft eng zusammenhängt. Bands, deren Mitglieder aus Frauen bestehen müssen offenbar nochmal immer als "Frauenband" bezeichnet werden – hingegen bleiben die "Männerbands" einfach nur Bands. In Subkulturen tut sich jedoch einiges, leider kommt das aber nur sehr langsam in einer breiten Öffentlichkeit an.
Wenn wir euch jetzt um einige gut gewählte Bandbeschreibungen bitten würden, wie sehen diese zu folgenden aus? (am liebsten in 4 Eigenschaftswörtern)
– Aivery: noisig-melodisch, räudig, punkig, jung
– Petra und Der Wolf: energetisch, rockig, intensiv-stimmig
– Les Reines Prochaines: seit 28 Jahren bestehend, charmant-lustig, feministisch-musikalisch, Performance-Truppe aus der Schweiz
– Zen: krautrockig, elektronisch, soundfett, Live-Band
Und welche Musikerinnen haben euch außerhalb des Labels musikalisch in den letzten 4 Jahren in Österreich so richtig überrascht?
Fools of Potential, Esra(p), Susanna Gartmayer und Gustav überraschen uns immer wieder – letztere derzeit mit der Proletenpassion.
Zum Abschluss noch ein Blick in die Zukunft: Was wünscht ihr euch für die kommenden Label-Jahre? Gibt es Pläne?
Unser Motto für unser Geburtstagsfest ist: unrecords forever! Eben weil wir genauso weitermachen wollen, wie wir es jetzt tun. Damit geht’s uns gut und das macht auch Spaß. Wünsche könnten sein, dass wir gern mehr Zeit für die Labelarbeit hätten und das Förderungssystem in Wien sich auch an unkommerzielle nicht-normative Musik/Kunst richtet . Konkrete Pläne haben wir auf jeden Fall viele!
Mit Konzerten von Zen und Bosna feiert Unrecords heute das 4-jährige Bestehen. Das genaue Programm gibt’s hier. Und hier kann man in das schöne Label reinhören.