Anlässlich des fünf jährigen Minijubiläums des Wiener Labels Fettkakao traf sich The Gap mit dem Gründer Andi Dvorak um zu erfahren was sein Rezept für Fettkakao ist und was dieser Geschmackstransporter weitergeben will.
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Wie kam es zu dem Namen Fettkakao. Gibt es ein Synonym dahinter? Wenn ja, welches?
Ich ernähre mich vegan und mache es manchmal immer noch so, dass ich Margarine nehme und Kakaopulver anschmelze. Meine damalige Mitbewohnerin Lisa Max hat das Fettkakao getauft. Krawalla von Räuberhöhle war damals zu Besuch und Lisa hat in den Raum geworfen, ob sie schon mal Fettkakao getrunken habe. Seit damals nannte mich Krawalla Fettkakao und ich habe das für einen passenden Namen für das Label gehalten.
Was war vor fünf Jahren deine Intention ein Label zu gründen?
Zuerst hat Ilias das Projekt Vortex Rex begonnen und ich fand es großartig. Ich kannte damals kein Label, was solche Musik veröffentlichte. Selbst wollte ich dies immer schon mal machen, da ich auch selbst Platten sammle. Damals kamen viele Gründe gleichzeitig zusammen, aber vor allem, weil ich sehr viele Freunde habe, die durch Fettkakao eine Plattform und Präsentationsfläche erhielten. Das war und ist mein Hauptgrund.
Kannst du die Zielgruppe von Fettkakao beschreiben, wer die Konsumenten eurer Musik sind?
(lacht) Ich suche immer nach der Zielgruppe, weil ich ja nicht weiß, wer unsere Musik kauft. Als ich mit dem Label begonnen habe, dachte ich, dass sich Platten einfach verkaufen. Auf den Konzerten war eine eher jüngeres Publikum, aber genauso auch Leute in meinem Alter. Von denen kauften die meisten aber keine Platten mehr. Wir bewegen uns in einem doch überschaubaren Kreis: Von Postpunk, über Queer bis hin zu den Wiener Indie-Kids. Die sind mir alle sehr wichtig.
Wie müsste eine Song von den bis jetzt veröffentlichten Artists sich anhören, damit du diesen nicht herausbringen würdest?
(lacht) Witzige Frage! Ich komme immer mehr darauf, dass es gar nicht so um den Sound geht, sondern viel mehr um das Gesamte. Hinter einem Act sehe ich immer die Person und das was sie ausmacht. Oft sind es schillernde Persönlichkeiten oder sie haben eine ganz starke Aussage hinter dem was sie machen. Was ich prinzipiell ablehne sind Sachen die platt klingen oder überproduziert sind. Es muss schon Seele haben!
Wird Fettkakao deiner Meinung nach auch international wahrgenommen? Gab es vom Ausland schon anfragen für eines Label-Showcase?
Ja, gab es. Wir hatten einen Label-Showcase in der Slowakei, in Košice dieses Jahr im Mai. Es gibt Leute, die uns im Ausland kennen. Das ist halt auch oft eine Netzwerkfrage. Man kennt sich des Geschmackes wegen, aber auch aufgrund der Bookings. Um Österreich herum werden wir wahrgenommen, alles was weiter entfernt ist, ist dann eher exotisch. Natürlich wäre es super, wenn es weite Wellen rausschlägt.
Gibt es einzelne Künstler oder Acts auf deinem Label die international größeren Erfolg haben?
Auf dem Rooster ist das sicher Lonely Drifter Karen. Sie ist mittlerweile bei Crammed Discs, wohnt in Brüssel und die drei kommen schon ziemlich rum, was wiederum für Fettkakao gut ist. Ansonsten hält es sich noch in Grenzen.
Was wird oder kann in den nächsten fünf Jahren mit Fettkakao passieren?
Ich weiß es gar nicht. Das ist schwierig zu sagen. Ich habe kurz mit dem Gedanken gespielt, dass Label mit dem Fest 2010 nach fünf Jahren zu beenden. Es kann bleiben wie jetzt, dass ich dahin lebe und Sachen herausbringe auf einem ganz niedrigen Niveau. Oder ein größerer Act kommt, der mehr Zeit in Anspruch nimmt und ich muss das Label ausbauen und umstrukturieren.
Also gibt es keinen "Fünf-Jahres-Masterplan"?
Nein, den hab ich nicht. Es hängt ganz davon was die Künstler mit denen ich arbeite machen wollen und mit wem ich arbeiten will. Mein Schnitt sind drei bis vier Releases pro Jahr. Natürlich gibt es verschiedenste Gründe einen Platte zu machen. Aber geplant ist das meistens nicht.
Fettkakao und Seayou Entertainement werden oft in einem ähnlichen Kontext genannt. Was ist der wesentliche Unterschied zwischen euch?
Da gibt es große Unterschiede, obwohl wir uns sehr nahe stehen. Ilias arbeitet mit Vortex Rex ganz anders als ich. Für ihn ist das Label ein Vollzeitjob und er hat auch fixe Strategien, die er verfolgt. Ich hingegen sehe mich viel mehr als Labelbetreiber der dokumentiert, was um mich herum in meinem Freundeskreis passiert. Natürlich bewegen wir uns in sehr ähnlichen Bahnen. Ich höre seine Sachen auch sehr gerne und denke auch umgekehrt. Anders wäre auch eine Kooperation wie beim Popfest dieses Jahr nicht möglich gewesen.
Das Label hat auch eine ganz eigene Identität durch eure Grafiken und Illustrationen (Lisa Max). Wie wichtig ist deiner Meinung nach das Auftreten deines Labels nach außen?
Enorm wichtig. Ich tue mir manchmal extrem schwer, wenn eine Band einen Voschlag für ein Cover hat und ich mit diesem gar nichts anfangen kann. Für mich es Substanz haben und auch meinem ästhetischen Anspruch genügen. Daran will ich in Zukunft auch weiterarbeiten. Natürlich geht es auch um Präsenz. Meine Homepage gefällt mir beispielsweise überhaupt nicht mehr. Da wird sich garantiert was ändern.
Suchst du um Förderungen an?
Ich beantrage immer bei der SKE den Leerkassetten-Fond und bekomme regelmäßig Aufwändungen. Ansonsten eigentlich nicht. Es gibt noch sehr viel mehr, aber um Förderungen anzusuchen ist wiederum ein Vollzeitjob. Das ist aber eine Richtung, in der ich in Zukunft aktiver werden will. Fettkakao ist ein Label was keinen Profit abwirft. Ich bin ja froh, wenn ich nach einer Produktion bare aussteige. Jedoch finde ich es legitim um Unterstützung anzusuchen, weil es sich hierbei um Kulturarbeit im weiteren Sinn handelt.
Welche Tipps würdest du jemandem geben, der heute ein Label gründen will? Was sollte unbedingt beachtet werden?
Schwierig. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht (lacht). Wichtig ist, dass man nur das macht, was einem auch taugt. Zu empfehlen ist auf jeden Fall der VTMÖ (Anm. Redaktion: Verband für Kleinlabels) beizutreten und sich von der MICA beraten zu lassen.
Wie viel Zeit investierst du ca. pro Woche in die Labelarbeit und was gehört da alles dazu?
Also ich investiere zirka 20 bis 25 Stunden pro Woche. Das ist realistisch. Dazu zähle ich die ganze Web 2.0- und Pressearbeit. Ausserdem dann noch Sachen wie Siebdrucke für Cover oder die Aufbereitung der Pressungen. Das nimmt insgesamt enorm viel Zeit in Anspruch.
Fettkakao ist eine Art Familie für dich. Gibt es so etwas wie gemeinsame Treffen oder Aktionen wo alle zusammenkommen?
Das ist ja voll super (lacht). So in der Form nicht, obwohl ich vor dem Fest so etwas geplant habe. Ansonsten kennen sich die Leute untereinander, treten gemeinsam auf wie es eben in Košice der Fall war. Das war sehr nett. Nachdem Wien sehr klein ist, kennen sich die Leute einfach… Wie Familie ist es schon. Wenn es was zu besprechen gibt, dann kommen die Leute zu mir und wir essen was. Also alles sehr entspannt.
Waren die ersten fünf Jahre mit dem Label so wie du sie dir vorgestellt hast?
Ich glaube nicht. Ich hab mir am Anfang schon gedacht, dass ich wesentlich mehr Platten verkaufen werde und das es wesentlich schneller geht. Auch nach mittlerweile fünf Jahren zu verstehen wie Labels funktionieren, was man machen kann, was man alles tun müsste, damit das funktioniert, sind mir teilweise immer noch ein Rätsel. Trotzdem mag ich es. Ich finde es extrem nett und es macht auch viel Spaß. Es gibt vor allem Leute die immer wieder gerne mit mir zusammen arbeiten und verstehen was dahintersteckt. Diese Feedback brauche ich dann auch um weiterzumachen.
Von 01. bis 10. September 2010 findet die Fettkakao Festwoche in Wien statt. Darunter gibt es zwei Ausstellungen und Konzerte im Rhiz, der Arena Wien und zwei Gallerien. Alle genaueren Information findet ihr unter: http://festkakao.wordpress.com/