Wie jedes Jahr bitten wir unsere MusikredakteurInnen zurückzuschauen. Dieses Mal gaben wir ihnen einige Kategorien zur Wahl, aus denen sie sich 5-7 aussuchen konnten. Lest hier, was Florian gewählt hat.
1. Ewig gewartet auf…Beach Fossils
Vier Jahre ist es her, dass die New Yorker Band »Beach Fossils« ihr letztes Album veröffentlicht haben. Das war 2013. Als dann endlich erste Neuigkeiten bezüglich eines neuen Albums mit der Musikwelt und der Facebook-Community geteilt wurden, war die Spannung auf das, was da wohl nach dem wirklich guten Vorgängeralbum »Clash The Truth« kommen würde, sehr groß. Was dann schließlich kam war…anders. Zumindest anders als erwartet. Experimentierfreudig ließen die New Yorker für ihre Verhältnisse ungewöhnliche Instrumente wie Saxofon, Flöte oder Streicher in ihre Musik mit einfließen. Das führte, zumindest bei mir, zu anfänglichen Berührungsängsten, die aber spätestens beim zweiten oder dritten Hören der LP restlos verschwanden.
2. Heavy Rotation
Viel Neues aus 2017 aber auch ein wenig »Altes« aus dem vergangenen Jahr, das ich erst etwas verspätet entdeckt habe. In jedem Fall treue Begleiter in S-Bahn, U-Bahn und an den stressigen und entspannten Tagen in Wien und München.
Dan Croll – Bad Boy
Acid Ghost – I Don’t Need You
Ruby Haunt – Strangers
Whitney – No Matter Where We Go
Der Nino aus Wien – Was ich schon gefunden hab
3. Beliebige Dreier Liste – Die besten Coverversionen 2017
Ach ja, Coverversionen. Von »Fremdscham« bis »interessante Interpretation« ist hier prinzipiell alles möglich. Meist ist das Original ja dann doch immer irgendwie die bessere Version, finde ich zumindest. Doch wie es so ist, wurde ich dieses Jahr vom Gegenteil überzeugt und das gleich drei Mal. Womöglich auch, weil die Versionen von Roosevelt, Fil Bo Riva und Zachary Cole Smith (DIIV) teilweise relativ weit weg vom Original sind oder ich die ursprüngliche Version erst gar nicht kannte. In jedem Fall Grund genug den Coverversionen eine eigene Liste zu widmen:
1. Roosevelt – Teardrops (Womack & Womack Cover)
2. Fil Bo Riva – Cocoon (Milky Chance Cover)
3. Zachary Cole Smith – Icehead (Alex G Cover)
4. Eigentlich nicht mein Kaffee, trotzdem super
Mit nur 17 (!) Jahren veröffentlichte George van den Broek vergangenes Jahr mit seinem Projekt »Yellow Days« eine EP, die nicht wenige Musiknerds aufhorchen ließ. Ende Oktober diesen Jahres ist nun schließlich auch das Debütalbum »Is Everything Okay In Your World?« erschienen. Trotz seines jungen Alter erinnert George van den Broek mit seiner Stimme eher an einen vierzigjährigen, kettenrauchenden Whiskey-Liebhaber. Gesungen wird über die großen Themen wie Herzschmerz, Angst und Depression. Diese Mischung aus Soul und Indie ist eigentlich nicht wirklich meins, aber die EP und auch die neu erschienene LP haben schon etwas Spezielles und Interessantes an sich. Liegt womöglich auch am durchdachten Einsatz von Synthesizern und George van den Broek selbst, der mit seiner rauen und gefühlvollen Stimme gesanglich und stilistisch unabstreitbar an King Krule erinnert.
5. Das wird noch groß
Peach Pit: Aus Vancouver, Genre nach eigener Aussage »Chewed Bubblegum Pop« und nächstes Jahr zum ersten Mal in Europa und im Februar auch in Wien. Sollte man auf dem Zettel haben.
6. Unvergesslicher Auftritt
Weder Roosevelt in München, noch Voodoo Jürgens auf dem »Puch Open Air« konnten dieses Jahr dem Auftritt der Wiener Band »The Crispies« in Kaidach das Wasser reichen. Kai…was? Wem der Ort im allertiefsten Bayern nichts sagt, hat bis jetzt eher wenig verpasst – wir sprechen hier nämlich von einem kleinen Vier-Häuser-Dorf. Inmitten eines alten Bauernhofs, in welchen sich vor zwei Jahren eine WG zusammengefunden hat, betraten die Wiener im Rahmen eines privat organisierten Festes die »Bühne« (einen uralten Anhänger). Was folgte war ein intimer Auftritt unter freiem Nachthimmel vor etwa 80 Menschen. Durch die Location entstand fast schon ein hippiesk anmutender Flair, der zur eh schon besondere Stimmung sein Übriges tat. Für die Crispies, laut Sänger, übrigens der erste Auftritt in Deutschland. Obwohl eigentlich nicht mein Kaffee (würde auch bestens zu der vorherigen Kategorie passen) bin ich wohl nicht der einzige an diesem Abend, dem dieser Auftritt wohl noch länger in Erinnerung bleiben wird.
7. Video bist du deppert
Was anfangs noch als eher gewöhnliches Musikvideo beginnt, gerät nach circa anderthalb Minuten komplett aus den Fugen und entwickelte sich zu einem visuell eindrucksvollen Meer aus Farben und Mustern, das bunter wohl kaum sein könnte. Ein weirder Trip, der sich immer weiter hochschaukelt und mit Dauer des Videos stetig unheimlicher wird. Schön anzusehen, aber selbst für MGMT-Verhältnisse etwas verrückt.