Grizzly Bear – Indie Rock als Schild

Die Grizzly Bear Jungs haben einen langen Winterschlaf hinter sich und reiben sich auf ihrem neuen Album „Shields“ demonstrativ die Knopf-Augen.

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Anfang des Jahres kündigte der Guardian – zwar nicht demo- aber geographisch Indiezentralorgan – den langsamen und qualvollen Tod von Indie Rock an. Grizzly Bear, die noch vor ein paar Jahren als süßen Poster Boys dieser schonmal als Schimpfwort gebrauchten Musikrichtung galten, wurden in dem Artikel schon gar nicht mehr erwähnt. Lange war es still und ihre eklektischen Fäden, die sie zwischen Folk, Indie und Psychedelic webten, wurden von anderen Bands aufgehoben und weitergedacht. Bon Iver zum Beispiel, oder die Fleet Foxes. Was war passiert?

Um das herauszufinden haben wir mit Chris Bear, dem Drummer der Band, gesprochen. Einziges Manko: beim Gespräch habe ich 39 Grad Fieber und eine ziemlich fiese Sommergrippe. Das passt aber irgendwie auch zu Grizzly Bears Musik, dieses Hineinsinken in fahrige Träume und vorbeischweifenden Soundflächen. Glücklicherweise schweift Chris Bear im Gespräch generell eher noch mehr ab als ich und hält den roten Faden schön am Rollen. Als Drummer ist das ja auch irgendwie sein Job.

Was ist passiert seit eurem letzten Album?

„Wir waren für anderthalb Jahre auf Tour, oder eigentlich fast zwei. Nach solanger Zeit on the road waren wir müde, nie zuhause und abgekämpft. Eine Pause war nötig, Chris Taylor konnte es jedoch nicht lassen und hat dann seine Solo Platte rausgebracht und ist damit weitergetourt. Vor einem Jahr haben wir dann wieder zusammengefunden und angefangen Songs zu schreiben. Aber auch Daniel Rossen hat sich solo versucht und Anfang des Jahres noch seine EP „Silent Hour/Golden Mile“ veröffentlicht.“

Das neue Album klingt ein wenig beschwingter als Grizzly Bears ältere Sachen. Sleeping Ute, der Opener, gibt einen seltsam ungewohnten Drive vor. Die einst junge, post-slacker Band scheint durch all die privaten Dinge gesettelter, "älter geworden" ist natürlich auch immer so eine Musikjournalisten-Floskel, Chris Bear versucht es auf den Punkt zu bringen:

„…ich glaube da ist vielleicht ein wenig mehr Dringlichkeit zu hören, ein wenig mehr Druck. Es gibt ziemlich große Momente, dann aber immer auch diese vertraute Zurückhaltung. Alles in allem ist es ein ziemlich Intensives Album.“

Hat sich an eurem Arbeitsprozess etwas geändert?

Eine Sache, die wir noch nie zuvor gemacht haben, war das Edward und Daniel zusammen die Songs von Anfang an geschrieben haben. Normalerweise hat Daniel das meiste allein geschrieben, oder ich habe etwas beigetragen. Sie sind zum Beispiel ums Lagerfeuer gesessen und haben da ein wenig gejammt. Es gibt da einige Momente wo Ed Lead singt und Daniel den Chorus, sich also alles umdreht.

Grizzly Bear wird immer noch ziemlich stark unter dem Namen "Indie-Rock" gefahren, was denkst du ist Indie Rock im Jahre 2012? Glaubst du das Wort braucht überhaupt noch jemand?

Ich glaube es ist nicht sonderlich anschaulich, aber ich weiss auch nicht, wie man das sonst nennen könnte. Natürlich fragen mich manchmal Leute wo ich Grizzly Bear einordnen würde, aber ich bin mir nie sicher was ich sagen soll. Wir haben diese Momente, wo wir eine Rockband sind, dann aber wieder ein bisschen mehr psychedelisch oder folky. Ich glaube es ist schwer das festzunageln. Generell ist das Wort Indie-Rock einfach so ein großes Ding geworden. Es gibt einfach so viele Bands die diese Schiene fahren… Es ist einfach schwer das alles mit einem Wort einzuordnen und mir fällt es schwer Musik einzuordnen die ich selber höre…

Welche Musik hörst du?

Ich meine einfach aktuelle Bands mit denen wir getourt haben … ich wüsste zum Beispiel nicht wie ich den Sound einer Band wie Beach House einordnen sollte. Das klingt für mich wie Pop-Musik, aber offensichtlich ist es das nicht. Die meisten Leute denken an Kelly Clarkson oder Lady Gaga wenn sie Pop hören. Aber nach Indie klingt es auch wieder nicht …

Grizzly Bear 2012 ist also die logische Weiterentwicklung eines Sounds, der sich selbst nie so sehr fassbar machen wollte. Lagerfeuerromantik gepaart mit ein paar psychedelischen Flächen und dem ein oder anderen Popsprenksel.

Grizzly Bears Album „Shields“ erscheint am 14.09.2012 auf Warp Records.

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