Haftbefehl hat 50.000 Euro beim Wetten verloren, Isis hat mit dem Islam nichts zu tun und wenn die Grünen auch noch Koks legalisieren würden, würden sie in Offenbach 100% bekommen. Hafti im Interview. Management saß offenbar keines daneben.
Wohnst du immer noch in Offenbach?
Ne ne, außerhalb. Ist auf jeden Fall ruhiger dort.
Dort wählen ja 22% die Grünen. Wie schlimm kann es dort denn sein? (Anm.: Das Interview fand vor dem Tod von Tugce Albayrak statt. Seither hat die Bild-Zeitung ein Foto von Haftbefehl mit dem Täter gefunden. Hafti äußert sich seither auch kritisch zu Offenbach und den Inhalten seiner Musik).
Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Grünen Marihuana legal machen wollen. In Offenbach sind ja viele Marihuana-Konsumenten. Die haben dann wohl nichts Besseres zu tun und gehen die Grünen wählen. Ich selber geh zum Beispiel nicht wählen. Dass in Offenbach überhaupt jemand wählen geht, das hat mich jetzt gewundert. Ich glaub, wenn die Grünen jetzt noch Kokainkonsum legalisieren würden, dann würden 100% in Offenbach die Grünen wählen (lacht).
Wettest du eigentlich auch online?
Nein, das hab ich viel gemacht. Und hab in ein paar Monaten 50.000 verloren und dann aufgehört. Mit Automaten und Oddset.
Fällt dir das leicht aufzuhören?
Ich hab dann schon wirklich… (gähnt)… ich war vor neun Monaten in einer Spielhalle, weil ich meinte, ich hab an dem Tag Bock zu zocken. Da hab ich 1.500 Euro an einem einzigen Abend verloren. Da hatte ich dann Kopfweh und es war wirklich mein allerletztes Mal.
Im Sommer hatten sich sehr viele Rapper zu Isis, Kobane oder Israel geäußert. Du wurdest dafür auch schon kritisiert und sprichst auf Facebook von deinen kurdischen Brüdern. Wie oft kannst du deinen Fans so etwas zumuten?
Erst einmal, ich bin kein Politiker, der da viel bewegen kann. Ich kann da vielleicht einen Song machen oder ein paar Aussagen auf Facebook. Die zweite Sache ist, ich finde nicht nur die Politik Israels unkorrekt, sondern auch die Politik, die in der Türkei passiert und auch in Amerika. Es gibt da viele Ländern. Aber ich bin kein Politiker, sondern Künstler.
Ich kann nur sagen, was Isis in Syrien und dem Irak macht, hat nichts mit dem Islam zu tun. Es stellt den Islam schlecht dar. Sie töten die Kurden. Es geht um Macht, da sitzen ganz andere Leute an den Controllern. Dass 50.000 Soldaten zwei Länder übernehmen, ist sonst nicht möglich. Sonst schreitet ja immer Amerika, Deutschland oder die Nato ein. In dem Fall nicht. Ich glaub irgendwann kommt das raus, was da wirklich passiert, wer das Ganze finanziert, in 50 Jahren vielleicht.
Wirst du sehr oft danach gefragt? Und hast du nicht den Eindruck in einer Zeit, in der man Politik immer weniger vertraut, sehr viele drauf achten, was ihre Idole dazu sagen?
Ich hab schon ein paar Statements dazu abgegeben. Ganz ehrlich, ich hab auch den Band Aid abgesagt oder nicht mitgemacht, weil ich mich mit dem Text nicht identifizieren konnte. Es ging zwar um eine gute Sache, ich hätte da gerne mitgemacht, mein Beitrag hätte da aber nicht viel bewegt. Wenn dann würde ich einen Song mit ausgesuchten Namen machen und nicht 80 Namen auf einen Song packen, nur damit das zwei Wochen in der Weihnachtszeit in den Charts ist. Ich würde etwas machen, über das man in fünf oder drei Jahren noch spricht, etwas, das zeitlos ist. Ich denk damit könnte man viel mehr bewegen.
Wirst du in Interviews noch auf „Nutten“ und „Hurensöhne“ angesprochen oder ist das irgendwie akzeptiert?
Hmmm… ich werde die auch weiter benutzen, denn anders bekommt man ja keine Aufmerksamkeit in diesem Land. Wenn ich rappe wie schön die Welt ist und welche schönen Blumen in meinem Garten wachsen, könnte ich auch nichts bewegen. Wenn ich Songs mache wie „Lass die Affen aus dem Zoo“, dann ist das ein Weckruf für Deutschland, dass es so was gibt und Leute merken was da draußen los ist und sie diesen Problemen ins Gesicht sehen.
"Russisch Roulette" von Haftbefehl ist bereits erschienen. Haftbefehl spielt am 6.Feber live im Wiener Flex. The Gap präsentiert das Konzert und wird in der Woche davor Tickets vie Facebook verlosen.