Gestern haben Francesca Habsburg und Olafur Eliasson mit einem Presseevent die Aufmerksamkeit auf "Green Light" gelenkt, ein Projekt des Künstlers in der TBA21-Galerie, das Flüchtlinge aus Wiener Unterkünften über den Bau ausgeklügelter Lampen mit der Öffentlichkeit vernetzt. Wir waren dabei und haben Lektionen gelernt.
Es gehört schon einiges dazu, die eigene Galerie kurzerhand in eine offene Werkstatt für geflüchtete Menschen umzuwandeln. Wenn man es aber richtig macht, wird daraus ein wunderbarer Ort der Begegnung, den zu besuchen jedem ans Herz gelegt sei. Selbst die Pressekonferenz mit den beiden internationalen Kunstpersönlichkeiten Francesca Habsburg und Olafur Eliasson strahlte menschliche Wärme aus – und das will was heißen. Hier sind einige Dinge, die wir dort gelernt haben.
Dass Engagement im Kunstbetrieb auch ein persönlicher Kampf ist
Eine wichtige Aufgabe ist immer auch eine leidenschaftliche Aufgabe. Francesca Habsburg beteuert unter Tränen, dass sie ohne ihre Freunde, Künstler und Kuratoren die persönliche Herausforderung, die ihre Arbeit bedeutet nicht bewältigen könnte und ohne sie nicht dort wäre, wo sie ist. Sie habe die Linien im Sand, die das Persönliche vom Künstlerischen und vom Politischen trennen schon oft überschritten und manche würden ihr vorwerfen sich zu sehr als Aktivistin zu sehen. Das sei ihr aber egal, weil sie ja keine offizielle Institution betreibe. Eliasson fügt hinzu, dass er Habsburgs beinahe verzweifelten Sinn für Dringlichkeit bewundere. Man muss anscheinend nicht nur Geld investieren, sondern auch Herzblut – gut so!
Dass sich nicht immer alle einig sein müssen, um zusammenzufinden
Olafur Eliasson erklärt, wie es die Freundschaft stärken würde, wenn er und Francesca im Museum sind und sie erklärt, dass ein Bild, das ihm gefällt, "not her thing" sei. Genauso müsse die Gesellschaft Wege finden Differenzen und Konflikte ohne Polarisierung und Ausgrenzung auszutragen, indem sie erkennt, dass Unterschiede eine Stärke sind. Das ist das Prinzip der Demokratie, das man vor Populismus und Nationalismus schützen müsse. In diesem Sinn ist "Green Light" als Versuch zu sehen Methoden zu finden, zu teilen ohne notwendigerweise einer Meinung zu sein. Klingt wie eine Chance für die österreichische Konsenskultur – sofern sie sich nur traut.
Dass die Kunst aus der comfort zone raus muss
Eliasson nennt das TBA21 eine "reality machine", die dafür sorgt, dass die Kunstwelt näher an die echte Welt heranrückt. Sammler, Kunstliebhaber, Philantropen und Künstler müssen sich die Frage stellen, was Kunst bewirken kann. Es werde im Kunstbetrieb – auch von ihm selbst – viel geredet, jetzt gehe es aber um konkrete, pragmatische Taten. Dass Kunst diese Macht hat, gebe ihr Hoffnung, meint Habsburg dazu, auch in einem Land, das seine Pflichten so vernachlässigt wie Österreich und versichert, dass schon mehrere Projekte nach dem gleichen Prinzip in Planung sind. Weiter so!
Dass die Lampen nur der Aufhänger für etwas viel Größeres sind
Der Kern des Projekts ist die Schaffung von Gemeinschaften, die durch die handwerkliche Arbeit zusammenfinden und gemeinsam lernen, Die tägliche Routine und das Arbeiten mit den Händen ermögliche Kommunikation und gebe den Menschen Selbstvertrauen, erklärt Eliasson. Erst wenn wir uns entspannen und die Selbstzweifel loslassen, können wir uns auf die Anderen einlassen. Hussein aus Syrien, der seit zehn Monaten in Österreich und seit einem bei "Green Light" ist erzählt, dass er hier nicht nur Arbeitskollegen, sondern eine neue Familie gefunden hat. Illustriert wurde das dann, als Habsburg und Eliasson mehr oder weniger unbeeindruckt von der versammelten Presse mit den Workshop-Teilnehmern Lampen basteln. Respekt.
Dass wir trotzdem eine Lampe kaufen sollen
"I hope you bloody go and buy one." – Olafur Eliasson
Die Erlöse kommen "Green Light", dem Wiener Roten Kreuz, der Caritas und dem Georg Danzer Haus zugute.
Der offene Workshop "Green Light" findet noch bis 5. Juli 2016 in der Thyssen-Bornemisza Art Contemporary – Augarten statt.