Held der Straßenbahn

Ein ehemaliger Tramfahrer aus Finnland macht auf Bryan Ferry. Das kann einfach nicht schiefgehen. Hört selbst!

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Beim letztjährigen Waves Vienna flüsterte man sich seinen Namen noch als einen der Geheimtipps des Festivals zu. Eigentlich eine Schande, denn Jaakko Eino Kalevi – das sind übrigens die drei Vornamen des nach Berlin übersiedelten Finnen – ist alles andere als ein Newcomer. Seit mindestens 2001 veröffentlicht er schon Musik, nebenbei war er Tramfahrer in Helsinki. Und irgendwie hört sich diese Kombination unglaublich romantisch an.

Bei seinen Songs haben davon vor allem die Texte profitiert: „No one cares about you and your things“, heißt es zum Beispiel in „Deeper Shadows“. Tramfahrer-Romantik eben. Jaakko bleibt dabei, passend zu den kühlen Basslines, immer in den tieferen Stimmlagen und erinnert an Bryan Ferrys verführerischen Gesang – in einer etwas verträumteren Ausprägung. Für eine Handvoll Songs unterstützt ihn eine Sängerin, namentlich Sonja Immonen, die sich perfekt in die gelassene Atmosphäre des Albums einfügt. Weiters spielt Jorja Renn, die übrigens auch bei Ferry unter Vertrag steht, auf zwei Stücken Saxophon.

Neben dem Gesang herrschen in den Songs die Synthesizer vor. Mal klingt das nach verhalltem Glockenspiel, mal breitet der Finne Soundflächen damit aus. Den Großteil des Albums macht jedoch ein zarter Disco-Einfluss aus – fast immer tanzbar und nie so übertrieben, dass er als Abklatsch abgetan werden kann. Jaakko bewerkstelligt das durch diese gewisse Coolness, die sich durch alle zehn Tracks zieht. Keine übertriebene Produktion, nur eben mal ein Saxophon oder eine schreiende Gitarre, um die Synthesizer zu unterstützen.

Das Album macht vieles richtig und kann Jaakko Eino Kalevi den Durchbruch bringen, zumindest dürfte er damit über die Grenzen Finnlands hinaus Aufsehen erregen. Im zugegeben schon etwas abgeebbten Fahrwasser von Giorgio Moroder oder eben Daft Punks letztem Album macht es sich Jaakko Eino Kalevi gemütlich. Er holt das Genre in wohltemperierte Clubs, wo es um die Musik geht und wo man auf bedachte Bewegungen setzt, um seinen Tanzpartner zu umwerben.

Das selbstbetitelte Debütalbum von Jaakko Eino Kalevi erscheint am 12. Juni 2015 bei Domino Records und ist hier – für eingeloggte Spotify-User – im Vorab-Stream zu hören.

Bild(er) © Domino Records
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