House, not house

Ein Debüt ist immer auch eine neue musikalische Sprachebene. Sam Irl hat sich mit seinem lange Zeit gelassen, kann dabei aber aus dem Vollen schöpfen.

Aus rechtlichen Gründen werden Artikel aus unserem Archiv zum Teil ohne Bilder angezeigt.

Es fühlt sich ein wenig so an, als wäre Sam Irl immer schon da gewesen, sein Soundpark-Account ist immerhin bald 12 Jahre alt. Das erste Album, welches er nun "Raw Land" betitelt auf dem Münchner Label Jazz & Milk veröffentlicht, ließ allerdings lange auf sich warten. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Da gab es zum einen fruchtbare Kollaborationen mit Patrick Pulsinger, Ritornell oder Dorian Concept. Zum anderen immer wieder stimmige EPs, dazwischen Compilation-Beiträge, u.a. für DJ-Übervater Gilles Peterson, große Remixes und auch oft, so sagt man, zog er bei anderen Projekten still im Hintergrund die Fäden. An welcher Stelle dieser vielseitigen Diskografie sich "Raw Land" als Album und nicht zuletzt bisher stärkstes Statement einreiht, wird sich zeigen.

Über House Perlen und verschleppte Beats

Jedenfalls vereint das Album viele der bekannten Stärken Irls – dancy Clap-Rhythmen, zerbröckelnde Soundscapes, eine Portion House-Sexyness und nicht zuletzt der verschleppte Beat, aber dazu später. Über die Dauer von fast einer Stunde kommt dann selten aber doch das Gefühl auf, ob nicht einige Tracks schon etwas länger in der Schublade gelegen haben. Bei einem Album, welches nicht zuletzt auch Standortbestimmung sein will, muss das den Hörer nicht per se in Aufruhr versetzen, klar. Trotzdem wirken gewisse Teile zu beliebig, zu wenig eigenständig. Daher ist "Raw Land" nicht unbedingt das letztgültige, große Ganze. Mag und muss es aber auch nicht sein. Das ändert nichts an der Grundmechanik einer neuen Ausdrucksebene und Standortbestimmung Sam Irls. Vielmehr Beachtung sollte man da schon eher den diversen kleinen House-Perlen schenken, die in "Raw Land" schlummern. Meistens sind es Tracks, die mit Irls größtem Trumpf daherkommen, dem des versetzten, leicht verschleppten Beats. Vieles davon wird im Großen, wie im Kleinen funktionieren. Zu Beginn und am Höhepunkt einer Nacht. Dieses Spektrum auszufüllen und zu meistern, ist eine Kunst für sich. Und darin liegt nach den 12 Album-Tracks auch Sam Irls größte Stärke.

"Raw Land" erscheint am 25. März 2016 auf Jazz & Milk.

Bild(er) © Studio Fest
Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...