Bilder von Christian Rosa dürfen gerade in keiner Einkaufstasche fehlen. Warum das mit seiner Kunst am wenigsten zu tun hat.
Erwin Wurm wants to buy a painting
Die Faszination für seine Person ist natürlich auch hausgemacht. Rosa hat eine fast kindlich von sich eingenommene Art, Interviews zu geben. Rotziges »Whatever« wechselt sich mit träumerisch anpackender Surfer–Attitüde ab. Der Social Media-Auftritt des Malers tut sein Übriges: Während er Twitter offenbar hauptsächlich zur Kommunikation mit Künstlerfreund Raymond Pettibon verwendet, scrollt sich sein Instagram-Feed wie ein Bilderbuch aus dem internationalen Leben der gehobenen Bohème: Gesichter, Partys, Fabrikshallen mit Kunst drinnen. Am interessantesten ist Rosa auf Facebook – bei über 3.700 Freuden sind Likes vorprogrammiert. Ungehemmt postet der Künstler da über den Kauf eines Alex Katz oder echauffiert sich über Hater – Hallo! – und undankbare Freunde neben einem Bild einer Villa in Miami. Highlight ist wohl ein Post vom 15. Mai 2014: »erwin wurm wants to buy a painting i dont sell to cops and snitches«. Diese Mischung aus living the dream und Bad Boy, untermalt von allerhand Gerüchten, er habe recht oft etwas mit Schlägereien zu tun, machen Rosa zur idealen Projektionsfläche – der Unterhaltungswert besteht nicht zuletzt darin, dass es so leicht ist, sich über ihn aufzuregen. Offiziell will dazu trotzdem niemand etwas sagen, obwohl wir es versucht haben. Bei Graffiti-Bad Boy Puber war das ähnlich. Lieber kein Kommentar, lieber kein Beef.
Sichern oder versenken?
Sucht man in der Google-Bildersuche nach Rosas Namen, sind acht der zehn ersten Ergebnisse Fotos von ihm selbst, nicht von seiner Kunst. Bei Rosas Lehrer Daniel Richter findet man unter den ersten zehn Ergebnissen zehn Kunstwerke. Vielleicht sollte man also Christian Rosa vor sich selbst warnen. Ja, der Kunstmarkt hat erkannt, dass die Bohème-Attitüde gut in den Hype passt, schnell könnte eine Blase platzen. Vielleicht holen die Kunstkritiker den Markt ja doch irgendwann ein. Die Einschätzungen einiger Meinungsmacher können Rosa langfristig sichern – oder versenken.
Vielleicht sollte sich Rosa aber auch einfach einen Rat bei seinem Freund Pettibon holen, der ja auch weit über seine Anfänge bei Black Flag Anerkennung gefunden hat. Christian Rosas Plan, jetzt ein kollaboratives Studio in L.A. aufzubauen, klingt jedenfalls spannend. Es ist gut möglich, dass Rosa genau der Richtige für so etwas ist. Zuerst muss er aber einen Weg finden, die Leute dazu zu bringen, über seine Kunst anstatt über ihn zu reden.
Contemporary Fine Arts Berlin hat bis 7. Juni Christian Rosas zweite Einzelausstellung »Love’s Gonna Save The Day« gezeigt. Derzeit kann man Christian Rosa wieder in seinem Studio in der 1704 Hooper Avenue in Los Angeles besuchen.