Self Publishing liegt im Trend, aber kaum jemand außerhalb dieser Szene weiß, wie das Arbeiten eines Self Publishing-Autors aussieht. Deshalb haben wir eine interviewt.
Man hört von Verlagen, bei denen Manuskripte noch per Schreibmaschine getippt eingereicht werden. Das ist im Self Publishing ja unmöglich. Kommst du mit dem geforderten technischen Know-How zurecht?
Die Veröffentlichung bei Amazon ist total leicht und nach wenigen Minuten erledigt. Bei den anderen Portalen musste ich ein wenig mehr experimentieren. Für die Kindle-Datei für Amazon, das Epub für die übrigen E-Book-Plattformen und die Print-Version eines Buches benötigt man verschiedene Vorlagen. Die ersten Versuche habe ich mehrmals angepasst. Meine Veröffentlichungen 2007/2008 erfolgten bei BoD und Tredition, bei denen man die Romane als pdf hochlädt. Beim Umstieg auf Kindle Direct Publishing konnte ich Word-Dateien verwenden.
Da man auf den meisten Self Publishing-Plattformen keine Portale auslassen kann, arbeite ich mit dem Distributor Satzweiss zusammen. Dort kann ich eine selbst erstellte Epub-Datei auf den Portalen verteilen lassen, die ich vorher angegeben habe. Meine ersten Epub-Versuche enthielten Fehler, doch mit Hilfe des Satzweiss-Technikers habe ich inzwischen einige Übung darin.
Buchhandel und Verlagsbranche lassen kein gutes Haar an Amazon, für die Self Publishing-Szene ist Amazon hingegen unerlässlich. Wie stehst du zu Amazon?
Amazon hat sicherlich seine dunklen Seiten. Ohne Amazon wäre es mir allerdings nicht möglich gewesen, so viele Leser zu erreichen. Ich hätte nicht die Einnahmen erzielt, um mir ein Profilektorat und neue Cover leisten zu können. Ohne Amazon hätte ich meinen Traum nicht weiterverfolgen können.
Wie ist denn die Resonanz auf Self Publishing generell? Die literarische Welt ignoriert das Phänomen ja fast vollständig.
Zu meinen Anfängen 2008 habe ich die Erfahrung gemacht, dass Self Publisher nicht sonderlich ernst genommen werden, weder von Autoren noch von Lesern. Und gerade durch die einfachen Veröffentlichungsmöglichkeiten fehlt eine Kontrollinstanz, was die Qualität der Veröffentlichungen betrifft. Inzwischen hat sich das Bild allerdings gewandelt. Self Publisher investieren Geld in Lektorat und Cover. Die Ergebnisse sind mit denen von Verlagsveröffentlichungen vergleichbar. Der Vorteil für die Self Publisher ist der zeitliche Faktor. Muss ein Verlagsautor bis zum Erscheinen seines Buches Monate warten, kann ein Self Publisher seinen Roman schneller an den Leser bringen und sich auf das nächste Projekt stürzen…Das öffentliche Bild von Self Publishing wird sich jedenfalls bessern.
Lassen wir die Freude am Schreib-Prozess außer Acht: Lohnt sich denn der ganze Aufwand? Verkaufst du, nimmst du Geld ein?
Eines meiner Bücher war über mehrere Monate hinweg ein Middle-Seller auf Verkaufsrang 2000 der deutschsprachigen Amazon-E-Book-Charts. Meine Erfolge messe ich allerdings an der Menge an zufriedenen Rezensionen. Um vom Schreiben leben zu können reicht die Veröffentlichung eines einzigen Buches natürlich nicht aus. Ein Middle-Seller E-Book (Verkaufsrang 2000 bis 2500) auf Amazon bedeutet zwei bis drei verkaufte Bücher pro Tag. Pro Monat kann der Autor damit 150 € verdienen. Bei Veröffentlichung auf anderen Portalen werden ungefähr ein Drittel des Betrages dazugerechnet. Von einem Autorenhonorar von etwas mehr als 200 € pro Monat kann man wohl nicht leben.
Du hast Anfangs erwähnt die Hoffnung zu hegen, eines Tages doch noch bei einem großen Verlag unterzukommen. Warum ist das dein Ziel?
Ich glaube, dass einem Self Publisher einige Wege Werbemöglichkeiten und Reichweite betreffend verschlossen bleiben. Der Name eines Verlages auf dem Buchcover kommt für viele einem Qualitätssiegel gleich. Ich will meinen Stil verbessern. Auch wenn ich durch die Zusammenarbeit mit meiner Lektorin schon unendlich viel lernen durfte, möchte ich für meine Bücher die gleichen Chancen haben wie ein Verlagsautor.
Betty Kay bzw. Bettina Kiraly im Netz: www.betty-kay.at
Artikel zu Self-Publishing: i>www.thegap.at/buchstories/artikel/machs-dir-selbst