Mach's dir selbst

Noch nie zuvor war es für Möchtegern-Autoren und Autoren so einfach, Texte an ein Publikum zu bringen, ohne sich etablierter Strukturen bedienen zu müssen.

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In der Buchbranche gilt die Faustregel: Wer nicht schreiben kann, kein passendes Thema hat oder wessen Schreibe und Thema verkannt werden, hat keine Chance, in einem Verlag unterzukommen. Der kann sich sein Werk dann selbst verlegen (billigste Variante: ausdrucken und verteilen) oder in einem Zuschussverlag unterbringen. Das hat eine Menge Nachteile: Autoren müssen alle oder fast alle vorerst anfallenden Kosten wie Lektorat oder Druck selbst tragen. Ohne ordentlichen Verlag gibt es kaum Zugang zu vernünftigen Vertriebsmöglichkeiten im Buchhandel und kaum mediale Beachtung. Zusätzlich ist man mit dem »Der-hat-keinen-richtigen-Verlag-gefunden«-Ruf behaftet. Solche Werke dümpeln dann meistens jenseits jeder Wahrnehmung dahin.

Mit dem Internet allerdings ist es für Autoren – unterstützt von unzähligen Tutorials – erheblich einfacher geworden, ihre Werke selbst zu verlegen. Sie können nun auf gedruckte Bücher und Verlage verzichten und ihre Texte – besonders beliebt sind die Genres Krimi/Thriller, Fantasy und Liebe/Romantik – online veröffentlichen. Billigste Variante: Das Dokument im Netz verteilen. Nun ist es aber zielführender, über eine Self-Publishing- Plattform ein E-Book zu veröffentlichen. Wege gibt es viele, der Markt ist unübersichtlich.

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Kurz drei Beispiele: Die wichtigste internationale Self-Publishing-Plattform ist Amazons Kindle Direct Publishing. Die weltweite Veröffentlichung von E-Books ist gratis, umfangreiche Anleitungen unterstützen die Autoren bei der Veröffentlichung. Amazon erlaubt, das Werk gleichzeitig auf anderen Plattformen zu vertreiben – womit man den Nachteil, nur am Kindle eReader gelesen werden zu können, umgehen kann. Den Preis legen die Autoren selbst fest – zwischen 86 Cent und 173,91 €. Dabei listet der Kindle eBooks-Shop über 2.765.000 E-Books, die Bestenliste wird von selbst verlegten Werken dominiert. Eine eigene Kategorie für diese gibt es nicht; bei fast einer halben Million E-Books unter 2 Euro liegt aber die Annahme nahe, dass sich sehr viel Selbstverlegtes darunter findet. Die Plattform kommt in der Autoren-Community im Netz recht gut weg und dürfte Erfahrungsberichten zufolge im Gegensatz zu anderen Plattformen viele Verkäufe generieren. Wobei kaum ein Autor tatsächliche Verkaufszahlen nennt, und Amazon sowieso nicht. Auswertungen und Schätzungen der Self-Publisher-Bibel zufolge verkauft sich der jeweilige Platz 1 der E-Book-Bestenliste rund 1.000-mal pro Tag; Bücher um Platz 1.000 circa 15 Mal pro Tag. Allerdings liest man in Foren immer wieder von Autoren, die nichts oder so gut wie nichts verkaufen. Das würde allerdings auch der Erfahrung etwa im Musikbereich entsprechen. Dort wird gerade einmal ein Zehntel des gesamten Angebots überhaupt jemals gekauft.

Bild(er) © DER BUCHFREUND Walter R. Schaden
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