I'm not Jesus though I have the same initials

Jarvis Cocker besuchte im Rahmen der Viennale, bei der zwei Filme über und mit ihm gezeigt wurden, Wien. Der Pop-Übervater gab sich im Interview ansteckend entspannt mitsamt einer anständigen Portion britischer Höflichkeit.

"Sie sprachen also oft über die Probleme, die sie mit ihren Männern hatten und natürlich auch mit ihren Beziehungen. Das war aber ausschließlich aus einer weiblichen Perspektive heraus. Ich denke also es war einfach ein bisschen seltsam so ein einseitiges Männerbild zu erhalten. Sie hatten nun mal immer Probleme mit ihren Freunden. Die haben sie halt einfach auch schlecht behandelt oder Versprechen nicht erfüllt. So hab ich dieses schlechte Bild davon erhalten, was es bedeutet ein Mann zu sein – unglücklicherweise war ich aber nun mal selbst einer (lacht). Seitdem hab‘ ich versucht mich mit dem, was es bedeutet ein Mann zu sein, abzufinden und ich denke, es ist schon ganz okay so (lacht)."

Toilet paper preferences

Sichtlich Spaß scheint der Band die Szene bereitet zu haben, in der sie Rollen Toilettenpapier ins Publikum werfen durften. Die Idee war an Anlehnung an die frühen Tage Pulps entstanden. Damals, in den kleinen Venues, hatte die Band einfach keine Möglichkeiten zur Verfügung, um die Bühne aufwändiger zu dekorieren. Toilettenpapier war billig: "Ja, das Toilettenpapier war einfach ein günstiger und einfacher Weg. Man schnappt sich einfach eine Rolle und drapiert damit die Bühne. So erhält man diese tollen Labyrinthe von Mustern. Offensichtlich aber nicht das sicherste Mittel, bedenkt man die Feuergefahr." Die Frage nach den Vorlieben betreffend Toilettenpapier quittiert der höfliche Brite allerdings nur mit einem Lächeln.

I want to live like common people

"Pulp" wurde dann am Tag des Interviews im Stadtkino im Künstlerhaus in Anwesenheit von Cocker gezeigt. Als der Stargast persönlich den Saal betrat und die Leute begrüßte, war die Begeisterung dementsprechend groß. Auf Facebook machten Meldungen die Runde, dass man neben Jarvis sitze. Auf Twitter wurde zelebriert, dass man soeben neben einem Jugendhelden am Pissoir stehen durfte. Der bebrillte Stargast gab sich völlig unprätentiös, tauchte im Laufe des Abends immer wieder irgendwo auf, unterhielt noch beim Q&A um zwei Uhr morgens und war sich auch für das zigste Foto nicht zu schade.

Diese beinahe surreale bescheidene Gutmütigkeit macht sich auch immer wieder im Interview bemerkbar. Als ich ihm mit einer Liste von Leuten konfrontiere, die dieselben Initialen wie er haben, nimmt er sich Zeit und geht diese in Ruhe durch: "Jamie Lee Curtis! Das zählt nicht – da is schließlich ja ein L drinnen!", "Joan Crawford! Die sollte höher sein." Auf die Frage, wo er sich selbst platzieren würde, meint er bescheiden: "Die Liste ist nicht schlecht aber ich hab‘ keine Ahnung wer James Caviezel ist. Also… Ich sollte wahrscheinlich über ihm stehen."

For me a song should either be a sedative or a stimulus.

Am Ende unseres Gespräches erklärt uns Cocker dann noch, was für ihn eigentlich den perfekten Song ausmacht: "Für mich muss ein Song entweder verführend oder stimulierend sein. Dazwischen mag ich nichts. Entweder er schickt mich auf eine weiche Insel von Wolken – alles ist in Ordnung, oder er soll mich zum rumspringen und, yeah, durchdrehen animieren. Für mich ist das, was Musik machen sollte. Aber ich kann dir jetzt keine spezifischen Songs nennen. Ich bin immer noch auf der Suche."

Jarvis Cocker hat als Sänger der Brit-Pop-Band Pulp Weltruhm erlangt. Er war im Rahmen der Viennale in Wien zu Gast. Bei dieser wurden mit "The Big Melt" und "Pulp: A Film About Life, Death And Supermarkets" zwei Filme gezeigt, an denen er maßgeblich beteiligt war.

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