Immer der Nase nach

Prinzipiell stecken wir unsere Nasen gern in fremde Angelegenheiten, wie auch in die feierliche Eröffnung der Wachauer Nase in St. Lorenz. Tex Rubinowitz‘ Rede gibt es hier zum Nachlesen.

Aber bevor sie stockt, wenn die Nase also noch läuft, dann kann man sie auch zu einem Marathon anmelden, wenn ein Pferd für so einen Langstreckenlauf 1 Stunde und 10 Minuten braucht, ein Mensch 2:03, das ist der Weltrekord von Haile Gebreselassi, ein Gepard ca 3 Stunden braucht (er kann zwar bis zu 160 km/h sprinten, aber braucht immer wieder längere Erholungsphasen), benötigt ein Igel für einen Marathon 3 Wochen, eine mittelverschnupfte Nase hingegen, also die eine Fließgeschwindigkeit von 30 Sekunden auf einen Meter schafft, braucht demnach für 1 Kilometer 30.000 Sekunden, also 8 Stunden und 33 Minuten, und am Ende kommt sie in 350 Stunden ins Ziel, also nach 14 Tagen, das ist etwas schneller als eine Schnecke, und viel schneller als ein Camembert, der braucht dafür 2000 Jahre, weil er natürlich auch immer wieder Regenerationspausen braucht, um zu reifen. Also liegt eine Nase im guten Mittelfeld zwischen Gepard und Brie.

Wenn nun aber ein verschnupfter Haile Gebreselassi gegen einen Geparden laufen müsste, würden sie vermutlich gemeinsam durchs Ziel laufen.

Eine Tropfnase ist aber nicht nur das, was beim Marathon oder im Taschentuch landet, sondern auch eine Art Nase (Vorsprung mit Kerbe) am unteren Ende eines außen und waagrecht angebrachten Bauelementes wie z.B. eines Brettes, Balkens oder Sims, der das Ablaufen von Regenwasser ermöglichen und damit verhindern soll, dass Wasser unter die Nase fließen und damit Schaden anrichten kann, dann gibt’s noch den Farb- oder Lacktropfen, der nach unten läuft, stecken bleibt und damit einen unschönen, nasenartigen Vorsprung bildet. Diese beiden Herrschaften werden einen solchen Wettkampf nicht gewinnen können, weil sie es ja vorzogen, einerseits ein Rinnen oder Laufen zu verhindern oder gleich ganz in einer Starre der Erschöpfung zu verharren.

Andere starre Nasen wurden, das kennt man von antiken Statuen und Büsten, abgeschlagen. Warum, weiß kein Mensch, das kann mit Trophäenjagd zu tun haben, oder dass Vandalen den Nasen die Freiheit schenken wollten, nach dem Motto: eine Nase muss laufen, so wie ein Wein atmen muss. Diese abgeschlagenen Nasen ließ man bis ins 19. Jahrhundert in Museen rekonstruieren. Im 20. Jahrhundert trat aber eine Wende ein: Seitdem hält man in der Archäologie die Authentizität der Funde für bedeutsamer als ihre Vollständigkeit und ihr originales Aussehen, über das ohnehin nur spekuliert werden könne, oft fehlen ja auch ganze Arme und Köpfe. Daher wurden die rekonstruierten Nasen von den ausgestellten antiken Statuen und Büsten wieder entfernt. Die zum Teil sehr kunstvoll gearbeiteten Nasen wurden nicht entsorgt, sondern in eigens dafür eingerichteten Nasotheken gesammelt. Die Ny Carlsberg Glyptotek in Kopenhagen stellt ihre Nasothek aus, um dem Publikum den Wandel der Ausstellungspraxis vor Augen zu führen.

Also wenn Ihre Nase irgendwann mal zu Ihnen sagt: ich gehe heute in die Nasothek, und sie glauben, das sei eine neue Diskothek für Nasen, glauben sie ihr kein Wort, sie will letztlich nur fort von Ihnen, lassen Sie sie laufen, laufende Nasen kann und soll man nicht aufhalten.

Die vier Meter hohe Wachauer Nase von Gelitin befindet sich an der Fährstation St. Lorenz in der Wachau am südlichen Donauufer und wurde am 12. Juli offiziell eröffnet.

Bild(er) © Gelitin, Maria Ziegelböck, Tex Rubinowitz
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