“It’s gonna be a great deal for all of us”

Krise der Majorlabels – Boom der Kleinen? Fettkakao, Seayou, Asinella, Problembär – die heimische Indie-Label-Szene floriert. Zwei, die da gehörig mitmischen sind Berhard Kern und Robert Stadlober, die Gründer von Siluh Records.

Das Leuchten in Bernhard Kerns Augen und die Freude beim Erzählen über Siluh zeigen: hier spricht jemand, der Musik liebt. „Alles hat im Flex begonnen.“ Dort lernt Kern eines Nachts den Schauspieler Robert Stadlober kennen. Man versteht sich auf Anhieb, man hat den gleichen Musikgeschmack. Eine Freundschaft beginnt. Als Stadlober nach Wien zieht, planen die beiden eine gemeinsame Sache aufzuziehen, einen Club oder ein Lokal, „alles Hirngespinste“, wie Bernhard zugibt. Und doch entsteht da was. Es muss eine dieser magischen Nächte gewesen sein, die ewig in Erinnerung bleiben. Auf einer WG-Party spielt einer dem anderen Lieblingssongs vor, auch Gschu wird gehört. Der Musiker gefällt beiden so gut, dass sie 2005 beschließen, das Label Siluh zu gründen.

Learning by doing

Eine erste 7-Inch dieses Projekts entsteht, ohne spezielle Ahnung vom Labelgeschäft und ohne konkreten Plan. Mit der Zeit wächst das Ganze, aber finanziell ist es kein Honiglecken: „Wenn ein Release ein fettes Minus macht, fragst du dich dann schon, warum du dir das Ganze antust“. Die beiden machen trotzdem weiter und landen immer wieder Volltreffer, wie der Erfolg von Killed by 9V Batteries oder A life, A Song, A Cigarette beweist. Im Laufe der Jahre lässt Stadlober massig viel springen, denn die Investitionen trägt er mit seinem Privatkapital. Obwohl der Hang zur Gitarre bei den Siluh-Bands unüberhörbar ist, ist dies keine Voraussetzung, um aufgenommen zu werden. „Ausschlaggebend ist die Herangehensweise an die Musik, der Enthusiasmus der Bands. Wenn ich höre, einer fährt lieber mit der Freundin auf Urlaub statt auf Tour zu gehen, dann kann er es gleich bleiben lassen.“

2009 allerdings erfolgt ein Professionalisierungsschub und Siluh wird immer mehr vom Hobby zum Beruf. Allmählich trägt sich das Label selbst, auch weil Fördergelder lukriert werden können. Plötzlich gibt es einen Businessplan, einen Zeitplan und Verträge. Der neue Slogan heißt: „wirtschaftlich arbeiten“.

„Verkaufszahlen können schmerzen“

„Ein Label betreiben ist ein Drahtseilakt, Zweifel inklusive. Aber bei jeder Webshop-Bestellung denkt man sich, irgendetwas muss ich richtig gemacht haben“, sagt Kern.

Wenn eine Band vielen Menschen ein Begriff ist, wenn man als ernsthaftes und geschmackssicheres Label wahrgenommen wird, dann gibt das sicherlich Kraft. „Das ist einfach schön, das führt zu Glücksmomenten“. Zukunftspläne? „Dass irgendwann mal Geld reinkommt nach all den Jahren und natürlich ein gewisses Maß an Internationalisierung.“

Einer der letzten Releases des Labels ist der zweite Longplayer von Francis International Airport. 2004 gegründet, steuert die fünfköpfige Band damit dem bisherigen Labelkatalog von 30 Veröffentlichungen ein weiteres vielschichtiges und abwechslungsreiches Album bei. Beim ironischen Versuch, Sänger Markus zu schubladisieren, schmunzelt Kern: „Für mich spielt er im Bereich Indie-Pop mit, weil darin eh fast jeder Sound seinen Platz finden kann“. Der Gitarren-Pop auf „In The Woods“ spart nicht mit Pathos, wozu auch der schmachtende Gesang beiträgt, und pendelt zwischen Sanftheit und flotteren Einschüben. Auffällig ist vor allem der wunderschön pompöse, dichte Klang, der dem Ganzen ein träumerisches Element verleiht. Eine wirklich gute Indie-Pop-Platte auf internationalem Niveau, die nicht zuletzt auch zeigt, welche routinierte Treffsicherheit Kern & Stadlober seit fünf Jahren bei der Auswahl ihrer Acts beweisen.

„In The Woods“ von Francis International Airport erscheit am 08.Oktober auf Siluh Records im Vertrieb von Hoanzl. Weitere Informationen zu Label und Band auf www.siluh.com

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