Jake Bugg und unvergängliche Musik

Jake Bugg, mit bürgerlichem Namen Jacob Edwin Kennedy, wird von Größen wie den Stone Roses oder Noel Gallagher, als nächstes großes Ding im (schon wieder) totgesagten Rock ’n Roll gefeiert und die britische Presse springt fleißig auf. Auch hierzulande schlägt der erst 18-Jährige mit seiner Blues-Country-Folk Gitarre erste Wellen. Wir haben ihn interviewt.

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Ein kleiner Streit mit dem Manager bevor das Interview losgeht: „Du sitzt doch nur herum und spielst mit deinem Handy, während ich die ganze Arbeit mache“. Auf den Mund ist Jake Bugg jedenfalls nicht gefallen. Warum sollte er auch? Mit seinen unschuldigen 18 Jahren kann er bereits auf Dinge zurückblicken, von denen manche Musiker nur träumen können. Mit Noel Gallagher war er auf Tour und bei Jools Holland stand er auch schon auf der Bühne.

Das Image als unbeeindruckter Rockstar, der sich nur um die Musik kümmert und alles andere von sich abblitzen lässt, kauft man ihm ab. Seine Trainingsjacke, der britische Haarschopf und die obligatorische Zigarette tun ihr Übriges. Später in der vollgestopften Arena, spielt er seine Solos mit dem selben Gesichtsausdruck, den er mir entgegenbringt. Es ist ein Schlafzimmerblick, den er sich vielleicht genau so bei den Gallagher Brüdern abgeschaut hat.

Gleich zu Beginn: Fast alle Artikel, die ich über dich gelesen habe, loben dich in den Himmel und versprechen dir eine große Zukunft. Macht dir das nicht unheimlich viel Druck?

Jake Bugg: Nein nicht wirklich. Ich lese keine Presse über mich. Ich werde auch dieses Interview nicht lesen.

Interessiert dich denn nicht, was die Leute über dich denken?

Jake Bugg: Nein, ich spiel einfach nur meine Musik. Ich genieße das und die Leute können sagen was sie wollen. Einige werden es mögen und wenn nicht, dann stört mich das auch nicht.

Eine Job-Interview Frage: Wo siehst du dich in fünf oder zehn Jahren?

Jake Bugg: Hoffentlich nehme ich noch immer Alben auf und mache Musik.

Welche Musik wirst du da machen? Immer noch die selbe?

Jake Bugg: Ja warum nicht? Vielleicht ein bisschen Dubstep.

Du stehst auf elektronische Musik?

Jake Bugg: Naja nicht so wirklich. Ich schätze sie, wenn sie gut ist. Mir gefällt zum Beispiel Jean Michel Jarre und Vangelis. Die Musik ist zwar schon ziemlich alt, aber sie ist sehr melodiös und hat ein paar echt gute Sounds.

Heutzutage benutzt ja fast jede Band einen Synthesizer…

Jake Bugg: Aber dem kann man nicht trauen. Das Ganze kann ja genauso schnell wieder zugrunde gehen.

Hast du denn jemals mit dem Gedanken gespielt selber elektronische Elemente zu verwenden?

Jake Bugg: Ja ich hab schon ein bisschen im Logic herumprobiert. Ich höre alle möglichen Musikstile.

Arbeitest du bereits an deinem zweiten Album?

Jake Bugg: Ich hab schon ein paar Ideen, aber noch nichts Solides. Die elektronischen Einflüsse kommen dann vielleicht im siebten Album oder so.

Du machst Musik seit du zwölf bist …

Jake Bugg: Ich habe angefangen zu singen und zu spielen als ich zwölf war und zu schreiben als ich vierzehn war.


Hast du auch in Bands gespielt?

Jake Bugg: Ich hab Bass in ein einigen Bands gespielt. Das waren ein paar von meinen Freunden und selber hab ich auch welche gestartet. Ich habe aber dabei immer mein eigenes Ding gemacht. Ich mag es nicht, wenn ich mich auf vier oder fünf Leute verlassen muss, damit die gute Songs schreiben. Ich hatte vielleicht einfach die besseren Ideen.

Worauf achtest du beim Schreiben am meisten? Der Text, die Melodie, das Arrangement?

Jake Bugg: Ich versuche nicht allzu viel darüber nachzudenken. Ein paar Songs brauchen zwar ein bisschen Arbeit, aber ich glaube daran, dass sich gute Songs von selber schreiben sollen. Es sollte einfach passieren und nicht erzwungen sein. Da ist auch das Talent nicht so wichtig. Auch wenn du nicht der beste Gitarrist oder Sänger bist, schreibst du eventuell einen guten Song.

Was macht einen guten Song aus?

Jake Bugg: Wenn ich das wüsste, würde ich sie die ganze Zeit schreiben.

Denkst du denn nicht, dass deine Songs gut sind?

Jake Bugg: Die Leute hören sie sich gerne an und das ist großartig. Ich höre meine Songs zwar im Studio und während ich sie schreibe. Aber sobald das passiert ist, sind sie da draußen in der Welt und das Ganze ist nicht mehr in meiner Gewalt. Dann sollten die Leute sie anhören, ich schreibe nur die Songs.

Eine Freundin von mir wohnte eine Weile in Nottingham, deiner Heimatstadt, und sie hat mir erzählt, dass es eine ziemlich harte und gefährliche Gegend ist.

Jake Bugg: Oh, wo hat sie denn gewohnt?

Ich weiß nicht genau, aber ich denke in einer dieser Studentenviertel.

Jake Bugg: Aber doch nicht etwa Lenton, oder?

Das habe ich leider vergessen, aber sie meinte es gibt ein paar Viertel, in die man sich nachts nicht trauen sollte.

Jake Bugg: Naja, ich hatte nicht solche Probleme. Ich wuchs in Clifton auf, das ist eine der größten Siedlungen Europas. Die Arbeiterklasse … (wird unterbrochen, vom Manager, der ihm eine Zigarette anbietet). Jeder kennt dort jeden. Nottingham ist eigentlich eine ziemlich kleine Stadt.

Was hast du gemacht, bevor du angefangen hast professionell Musik zu machen?

Jake Bugg: Ich habe die Schule mit 16 verlassen. Bin zu ein paar Bewerbungsgesprächen gegangen, die mich alle abgelehnt haben. Wahrscheinlich haben sie gemerkt, dass ich den Job nicht wirklich wollte. Mit 17 hatte ich dann meinen Plattenvertrag. Ich hatte ziemliches Glück.

Siehst du dich als Teil der Arbeiterklasse und hat das deine Musik beeinflusst?

Jake Bugg: Ja doch, da komme ich her und ich nehme auch immer wieder Bezug darauf.

Du wirst immer mit diesen großen, alten Künstlern verglichen. Bob Dylan, Donovan und so weiter. Was meinst du macht sie so gut?

Jake Bugg: Ich denke die haben einfach das Richtige gemacht. Die haben einfach gute Songs geschrieben. Natürlich war nicht jeder davon großartig, aber es ist auch schwer für Künstler, ausschließlich gute Songs zu schreiben. Die haben ihr eigenes Ding gemacht und es klingt einfach gut.

Denkst du, du bist in der Lage dieses gewisse Etwas zu reproduzieren, das diese Musiker so speziell machte?

Jake Bugg: Es ist schwer zu sagen, welcher Song die Zeiten überdauert. Dubstep zum Beispiel war nur kurze Zeit wichtig. Für vier oder fünf Jahre machte es die Leute verrückt und jetzt hört es sich einfach veraltet an.

Was hörst du derzeit?

Jake Bugg: Ein bisschen Neil Young, der ist sauber. Bisschen Leonard Cohen, der hat wunderbare Texte. Bisschen The Band, James Brown, Bill Withers.

Also hauptsächlich alte Sachen.

Jake Bugg: Gibt eben nicht viele gute, neue Sachen.

Warst du schon einmal in Wien?

Jake Bugg: Nein war ich noch nie. Mozart ist von hier, oder?

Eigentlich aus Salzburg, aber er wohnte in Wien. Magst du klassische Musik?

Jake Bugg: Ja, wenn sie gut ist. Mozart ist eben Genie, den kann man nicht vergleichen. "Twinkle Twinkle Little Star" (im Original eine Bearbeitung Mozarts von „Ah! vous dirai-je, Maman“, Anm.) das hat die Zeiten überstanden.

Das Debut-Album „Jake Bugg“ ist auf Mercury (Universal) erschienen. Live gibt es ihn am 21. März im Flex, Wien zu sehen.

Autor Benjamin Agostini schreibt außer für The Gap noch Kurzrezensionen auf seiner Facebook-Page Lazy Reviews.

Bild(er) © Jake Bugg
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