From: Zollamt To: Disco

Wien bekommt einen neuen Club, eine alte Kantine in einem seit Jahren leerstehenden Gebäude. Wir haben die Bilder und uns exklusiv von Bono Goldbaum, Art Director, Booker und Kopf hinter dem neusten Club der Stadt, der Kantine Vienna, das Wie, Was und Warum erklären lassen.

Aus rechtlichen Gründen werden Artikel aus unserem Archiv zum Teil ohne Bilder angezeigt.

Schon wieder ein neuer Club in Wien. Wie auf Stelzen wirkt das Gebäude von aussen, kühl, postindustriell. Drinnen fallen sofort die riesigen Panoramafenster des ersten Floors ins Auge, eine Afterhour im Morgengrauen sollte ein besonderes Erlebnis werden. An den Wänden sind die originalen roten Fliesen aus den 70er Jahren erhalten geblieben, der grau-schwarze Bodenbelag schimmert schwach und wo sich früher Angestellte des Amts um ihr Mittagessen angestellt haben, thront die von der Essensausgabe umfunktionierte Bar. Erinnerungen an Berlin werden wach; verwinkelt ist das ehemalige Zollamt, man hat den Eindruck von etwas organischem, nicht das kalte Gefühl übersteriler Feierhallen. Der 2. Floor, die "Bakery", ist etwas kleiner, tatsächlich war es früher die ehemalige Küche der Kantine.

Bono Goldbaum wirkt müde als wir uns treffen. 4 Stunden geschlafen hat er, von 6 Uhr morgens bis 10, um 2 Uhr nachmittags gibts erstmal ein kleines Frühstück. Es sind nur noch zwei Tage bis zur inoffiziellen Eröffnungssause seines neuesten Projektes, der "Kantine Vienna" in der Wiener Schnirchgasse. Stressig ist es momentan schon ein bisserl, meint er, aber es wird alles rechtzeitig fertig werden. Klein angehen wollten sie die Eröffnung, privat, intim; mittlerweile gibt es aber mehr als 1.800 Anmeldungen auf Facebook und es werden immer mehr. Zur inoffiziellen Eröffnung wohlgemerkt; eine Woche darauf laden Tiefschwarz mit einem DJ-Set von Basti zur offiziellen. Drei Wochen nach Beginn der Planungsphase werden am 27. September die ersten Besucher ihre Tanzbeine in der ehemalige Kantine des Zollamtes schwingen können.

Beschallt wird sie aus einem Durchbruch in der Wand in welcher der DJ Position bezieht. Um die Lautstärke braucht man sich hier aber auf alle Fälle keine Sorgen machen: die Nachbarn der Kantine sind die Austro Control und das neue Zollamt. Wien wäre nun nicht Wien, wenn es in vermeintlich problemlosen Gebäuden nicht doch zu Problemen kommt. Cabaret Renz, das alte Morisson, Tresor, die Liste ist lang. Selbst Chaya Fuera und Auslage, die sehr auf dieses Problem bedacht waren, mussten nachbessern. In der Katine scheint das aber geritzt. Und doch ist die Verkehrsanbindung ideal: nur ein paar Minuten braucht man per pedes von der nächsten U-Bahn Station, ähnlich der Forelle oder Sauna. Wer nach einer durchgefeierten Nacht noch bei Kräften ist, kann durch den nahen Prater wieder Richtung Stadt spazieren.

Apropos beschallt: in der Kantine werkt eine "Funktion One" Anlage, im Moment wohl der beste Hersteller für professionelle Musikanlagen weltweit. Das Berghain hat eine, you know. Mindestens jeden Freitag und Samstag werden die Feieranten durch diese versorgt, die nationalen und internationalen Bookings versprechen jetzt schon Einiges. Elektronische Musik aller Macharten wird es in erster Linie sein, im Oktober werden unter anderem der Däne Martinez von Cocoon oder die Wahlberlinerin Miss Jools von Mobilee Records mit Newcomern und alten Hasen aus dem In- und Ausland die Location beschallen. Breach kommt.

Bono erklärt das Konzept: "Die Samstage programmieren wir selbst, Freitags laden wir immer fremde Veranstalter ein die Kantine zu bespielen. Weiters werden wir jeden Monat einen Club namens "Lunchbox" veranstalten, für den wir rein österreichische Acts einladen werden. Und jeden letzten Samstag im Monat werden ganze Clubs zu Gast sein, eine Art "Auswärtsspiel", und mit ihren Leuten das DJ-Pult übernehmen. Im Oktober werden zum Beispiel auch schon die Berliner vom "Salon zur wilden Renate" das Musikprogramm gestalten. Aber auch wochentags werden wir für Veranstaltungen öffnen, vielleicht wird es ja bald einen Hip Hop-Abend oder ähnliches geben". Das Booking steht im Moment bis Mitte November. Und, der Chef spielt hier fast jedes Wochenende auch selbst.

"Eigentlich ist die Kantine ein Pop-Up Projekt mit ungewissem Ausgang" erzählt er über sein Liebkind. Mit Jänner wird das ehemalige Zollamt nämlich verkauft, an wen steht noch in den Sternen. "Wir werden natürlich mit den zukünftigen Eigentümern verhandeln und hoffen, dass wir weitermachen und das ehemalige Zollamt zu einer fixen Größe in der Wiener Musiklandschaft machen können" sagt Bono. Bis dahin und hoffentlich darüber hinaus darf und soll aber schon mal ordentlich gefeiert werden.

"Die Kantine" findet ihr in der Schnirchgasse 9 im 3. Bezirk. Auf Facebook ist sie natürlich auch zu finden und auf ihrer Homepage könnt ihr euch für den Newsletter anmelden um immer aktuell informiert zu sein. Die inoffizielle Eröffnung findet am 27. September statt, offiziell wird ab dem 3. Oktober 2014 gefeiert.

Bild(er) © Thomas Busek Kantine Vienna
Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...