Schon wieder ein Club für Wien? Das Franz Josef im Siebten will unverwechselbar sein. Im Interview sagen die Macher wie.
Franz Josef 01
Franz Josef 02
Franz Josef 03
vnlr: Moritz Sageder (Clubmanager), Nick Langer (Eigentümer), Michael Gangl (Gastromanager)
Franz Josef 04
Franz Josef 05
vnlr: Moritz Sageder (Clubmanager), Nick Langer (Eigentümer), Michael Gangl (Gastromanager)
Wie soll Wien das nur vertragen? Heuer haben alleine schon wieder 4 neue Locations eröffnet, die allesamt ein paar hundert Leute fassen. Das Vie I Pee, der View Club, das Please Don’t Tell und jetzt gerade im Schatten der Wienwahl das Franz Josef. Letzteres will ein Club sein, in dem vor allem House läuft. Wie das aufgehen soll, haben wir die drei Betreiber gefragt.
Warum strictly kein Hip Hop? Und geht das, nur House?
Manchmal haben wir das Gefühl, als gäbe es in Wien nur mehr Hip Hop/ RnB – oder Techno-Clubs. Vielen fehlt ein Ort, an dem sich nicht alles um bekannte DJs und Acts dreht. Auch wir vermissen die Zeit, in der man vor allem in Clubs ging um zu feiern – auch als Nicht-Tänzer. House kann, richtig präsentiert, sehr facettenreich sein. Wenn man hier aus dem Vollen schöpft, ist für jeden etwas dabei. Unser Resident-DJ produziert wöchentlich neue Housemusik mit Ausschnitten aus bekannten österreichischen Liedern und greift natürlich auch gerne auf Klassiker zurück.
Die Bilder schauen ja beeindruckend aus. Wer hat euch da geholfen? Wer ist Franz Josef?
Wir wollten mit dem Interieur einen Raum schaffen, in dem sich Wohlfühlatmosphäre und Partystimmung vereinen. Wir haben sehr viel Wert auf die Meinung unserer Freunde, die teilweise selbst in der Wiener Clubszene tätig sind, gelegt und viele ihrer Ideen einfließen lassen. Es war uns vor allem wichtig keinem beliebigen Trend zu folgen, sondern einen Club zu entwerfen, in den wir auch privat gehen würden. Namensgeber war natürlich der Kaiser höchstselbst. Die eigentliche Pop-Ikone unserer Hauptstadt. Bartträger, Individualist, Trendsetter und cooler als zehn Falcos.
Ihr kommt ziemlich Wienerisch daher. Wie lang seid ihr schon in der Wiener Clubkultur unterwegs und wie schätzt ihr die Club-Situation gerade ein?
Wir sind seit knapp 10 Jahren in der Wiener Clubgastronomie aktiv. In dieser Zeit haben wir bemerkt, dass Wien zwar bekannt für seine Kaffeehäuser, die Würstelstände, die Heurigen und Beisln ist, sich unsere Clubs aber kaum von denen in Berlin, Miami oder London unterscheiden. Der Klub Franz Josef ist ein Ort, den es so nur in Wien geben kann.
Clubs hatten es hier in Wien aber noch nie einfach. Die Auflagen und bürokratischen Hürden sind enorm. Natürlich haben wir mittlerweile eine beachtliche Clubdichte in Wien, sind aber davon überzeugt, dass man mit einem innovativen Konzept durchaus erfolgreich koexistieren kann.
Ihr seid da ja in einem Wohngebiet. Morisson, Camera, Cabaret Renz, Ost oder Market mussten schließen. Andere haben oft und laufend Probleme mit Anrainern. Was habt ihr unternommen?
Lokale in Wohngebieten haben es in Wien nie leicht. Wir haben sehr viel Geld in Schallgutachten, Schalldämmung, Bassfallen und viele Soundtechniker investiert um unseren Nachbarn eine ruhige Nacht zu ermöglichen. Wien lebt am Wochenende auf, und das merkt man natürlich auch auf den Straßen. Wir versuchen aber auch hier den Lärmpegel auf ein Minimum zu reduzieren.
Leider haben Anrainerbeschwerden oft auch ökonomische Gründe und viele Eigentümer, die ihre Wohnung über Nachtlokalen „günstiger“ erwerben konnten, versuchen nun den Wert der Immobilie zu steigern, indem sie alles daran setzen den Lokalen die Betriebsanlagengenehmigung entziehen zu lassen. Es ist eine Vollzeitaufgabe sich hier im rechtlichen Rahmen zu bewegen und den Gästen trotzdem ein gutes Gesamtkonzept bieten zu können.
Wie viel kostet ein Spritzwein, ein kleines Bier, ein Gin Tonic?
Der G’Spritzte beginnt bei € 3,50 und geht je nach Variation bis € 4,30, das kleine Gösser kommt auf 3,50 und das 4cl Gin Tonic beginnt bei € 9,00 bis € 11,50, abhängig von den verschiedenen Gin- und Tonic- Sorten. Persönlicher Favorit, empfohlen für feine Gaumen, ist unser Bombay Dry mit Fever Tree.
Function One?
Wir finden es sehr amüsant, dass Function One so ein großer Begriff in der Clubszene geworden ist. Die Passage z.B. ist schon ewig mit dieser Anlage ausgestattet, da hat es jahrelang niemanden interessiert. Mittlerweile sind viele Gäste selbsternannte Spezialisten für Soundtechnik und geben ihre Meinung über das Zusammenspiel aus Sound, Wand-, Bodenbeschaffenheit und den richtigen Basspositionen zum Besten. Wir lassen auch diesen Trend bewusst aus. Unsere Tonanlage von EV wurde mit Tontechnikern und Konzertspezialisten eingestellt und ergibt einen schön satten Klang, individuell abgestimmt auf unsere Räumlichkeiten.
Ihr wollt euch nicht an internationalen Trends orientieren. Wie macht ihr das? Wer spielt bei euch?
Es gibt in Österreich – und vor allem Wien – sehr gute DJs und Musiker, die durch rasch wechselnde Trends etwas untergehen. Wir sind Fans unserer Künstler und verstehen das Franz Josef auch als Plattform für Talente und Größen dieser Stadt.
Unserer Resident „DJ Gee“ verfügt über 15 Jahre Erfahrung, hat in vielen Clubs dieser Stadt gespielt und mit uns zusammen ein ganz neues musikalisches Konzept entwickelt. Er wird sich auch zukünftig um die Bookings im Franz Josef kümmern.
Da steht ‘dressy’ als Dresscode? Heißt das keine Adiletten oder Birkenstocks mit Söckchen, keine Cargo Shorts und kein Hangover Makeup?
Wir legen in erster Linie Wert auf erwachsenes, gepflegtes und gut gelauntes Publikum. Einen Dresscode zu bestimmen ist da nicht einfach. Wir wollen nicht, dass unsere Gäste das Gefühl haben sich verkleiden zu müssen, dennoch sind wir der Meinung, dass Jogginghosen und Feinrippshirts besser zu einem gemütlichen Fernsehabend passen, als in einen Club.
Das Franz Josef hat am 10.10. Eröffnung gefeiert. Es liegt in der Lerchenfelderstrasse 35.