Kana da? Nö – Saal voll!

Das erste Album ist nun auch schon wieder fast zehn Jahre alt, das fünfte gerade einmal gut fünf Monate. Nun sind The Hidden Cameras auf Tour mit einer Fülle von verspielt ausgelassenen Melodien, grollenden Riffs, Gefiedel und viel guter Laune.

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Die kanadische Truppe The Hidden Cameras ist so etwas wie der organisierte Widerspruch. Schon allein die Ambition „gay church folk“ machen zu wollen zeigt das wohl deutlich. Der Gesang von Joel Gibb klingt aber bisweilen tatsächlich so, als wehte er ein wenig entrückt aus einer Kapelle herüber: Dabei tönt eine charmant-naive Unschuld aus seiner Stimme, die vorgibt von den durchaus expliziten Inhalten der Lieder keine Ahnung zu haben. The Hidden Cameras haben also ein Händchen dafür, das scheinbar Unvereinbare zusammenzubringen. Das zeigt sich auch in der Bandstruktur: Die Hidden Cameras sind ein offenes Projekt, das, wenn die Situation oder Joel Gibb es so will, die Bühne nicht selten mit alten Freunden und neuen Bekannten teilt – mit dem Ergebnis, dass sich schon einmal zwanzig Musikanten oder mehr vor dem verblüfften Publikum tummeln. Mit acht Bandmitgliedern war die Bühne in der Salzburger Arge am vergangenen Donnerstag aber auch gerammelt voll.

Uuuhs und Aaahs gibt der Mann Mikrophon von sich, den Kopf in den Nacken gelegt, sich von Falsettnote zu Falsettnote hantelnd. Dazu gesellen sich verspielt-verschrobene Texte, die Gibb und seine Band in opulenten, barocken Kammerpop betten. Tiefemotionale Balladen wechseln sich ab mit druckvollen, euphorischen Stücken, Euro-Disco mit Country. Eine kindliche Freude greift um sich, Füße und Köpfe gehorchen dem Schlagzeug und geraten alsbald in Bewegung.

Der Geiger fegt derweil derwischgleich über die Bühne – wenn er nicht gerade einen seltsam anmutenden Balztanz mit dem Trompeter vollführt. Das Publikum wird von der Energie bald angesteckt und tanzt ausgelassen. Gegen Ende des Konzerts erlahmen die ersten zunehmend, während die Band bei der ersten Auskopplung aus dem neuen Album „In the NA“ immer noch extatisch auf- und abhüpft. Die Keyboarderin lächelt und stiftet das Publikum zu einer Art postmodernem Ententanz an: „Mund“, sagt sie und gibt zu verstehen, dass man sich als erstes die Hände über den Mund legen soll, „Augen“ ist die nächste Anweisung, die Ohren folgen und schließlich die Hände in die Höhe. Das Leben kann so einfach sein!

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