"Kollegah finde ich fresh"

Mit seinem aktuellen Album "Im Westen nix Neues" möchte Friedrich Kautz alias Prinz Pi ein Panoramabild der aktuellen Welt schaffen. Der Rapper kommt am Samstag nach Wien. Vorher hat er uns noch ein Interview gegeben.

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Es war länger ungewiss, ob der Prinz uns noch Audienz gewährt. Doch entschloss er sich doch noch bei uns anzurufen und uns ein Interview zu geben. Geduldig und offen stand er Rede und Antwort und erzählte von seiner Heimat Berlin, persönlichen Lieblings-Rappern und warum er eigentlich immer Bart, Mütze und Brille trägt.

Du bist in Berlin- Charlottenburg geboren. Wie hast du als Zehnjähriger den Mauerfall miterlebt?

Prinz Pi: Ich habe das zunächst als etwas Negatives miterlebt. Nicht deshalb, weil damals so viele Menschen aus dem Osten kamen, sondern weil Westberlin einfach schon immer eine Sonderstellung in der BRD hatte. Da sind eben die Leute hingezogen, die nicht so konform, meist eher links und alternativ waren. Während in großen Teilen von Westdeutschland ein eher biederes Klima herrschte, bildete sich in Westberlin diese große Szene an alternativen Leuten. Daraus ergab sich ein Status, der sich dann irgendwie legalisiert hat.

In Berlin sind ja immer alle so "alternativ"…

Ich glaube, das ist ein Klischee, das nur von außen kommt. Die Berliner empfinden das gar nicht so, die Sperrspitze der alternativen Lebenseinstellung findet man mittlerweile eher in Hamburg oder auf der Kunsthochschule in Leipzig.

"Berlin – große Liebe", "Königin von Kreuzberg", jetzt "Im Westen nix Neues" – welche Rolle spielt die deutsche Hauptstadt für dich?

Ich lebe in Berlin, es ist halt meine Heimat. Hab viel erlebt dort. Sowohl Positives als auch Negatives.

Hornbrille- Vollbart- Mütze – welche Rolle spielen Äußerlichkeiten für Prinz Pi?

Ich empfinde die Rap-Szene als eine, die sich sehr über Markenklamotten und Äußeres definiert. Es geht viel um Statussymbole und materielle Dinge. Das findet man bei fast allen Rappern und ich versuche, das nicht drin zu haben. Meine Art wie ich mich kleide, ist normal, es gibt da keinen Fashion-Hintergrund. Ich bin so wie ich bin. Brillenträger, da kann ich nichts gegen machen. Dann hab ich ein Doppelkinn, deshalb der Bart und seit langem diese chronische Stirnhöhlenentzündung, weswegen ich meistens eine Mütze trage. Ich verachte es, wenn sich Leute nur durch Äußerlichkeiten definieren.

Wenn du deine Musik in drei Worten beschreiben müsstest…

Textlastig, komplex und – musikalisch einfach mein persönlicher Geschmack.

Was sagst du als studierter Kommunikationsdesigner zu „Rap braucht kein Abitur"?

Ich glaube, da ist was Wahres dran. Momentan laufen keine Formen von Bildungslegitimation. Es ist scheißegal, was ein Künstler gelernt hat, ob er eine Uni schon mal von innen gesehen hat oder auf welcher Schule er war – das alles steht in keinem Zusammenhang mit seiner Kunst. Es ist aber genauso wenig schlimm, wenn man einen akademischen Abschluss hat.

Wie schätzt du die deutsche Rap-Szene gerade ein?

Ich finde die Szene gerade so interessant, unterschiedlich und gut wie nie zuvor. Es gibt extrem viele spannende Künstler, die ich cool finde. Da gibt es so einen Typen aus Köln der heißt "TAMI", der ist ganz geil oder natürlich Marteria, Casper und Kollegah finde ich fresh.

Welches ist für dich momentan das relevanteste Rap Album und wie stehst du zu Trap?

Definitiv Kendrick Lamar – er schafft es einfach, extrem schwierige und komplizierte Themen auf den Punkt zu bringen. Das versuche ich natürlich auch und daher sehe ich ihn als Vorbild. Er ist außerdem technisch gesehen der abwechslungsreichste Rapper. Trap ist für mich ein neuer Sound aus Amerika, eine simplere Richtung, finde ich nicht schlecht.

Welche Zielgruppe sprichst du mit deinen Liedern an?

Das ist sehr schwierig zu sagen, das verändert sich mit der Zeit. Wir haben viele junge Leute im Alter von 15-20 Jahren, darunter vor allem Gymnasiasten und viele Mädchen. Durchschnittlich sind meine Fans aber so zwischen 18 und 24 Jahren alt.

Dein Statement zum aktuellen Fler- Interview?

Du meinst dieses epische Interview (lacht). Ich finde, jeder Künstler ist auch Entertainer und ich finde es interessant, dass solche Interviews so beliebt sind. Die werden ja geschaut wie ein Film, die Leute warten darauf. Das finde ich einfach erstaunlich, dass aus diesen langweiligen Interviews ein neues Format gemacht wird.

"Im Westen nix Neues" wird ein wenig kritisch beäugt…wie stehst du dazu?

Ehrlich gesagt, setzte ich mich nicht so viel damit auseinander. Ich habe bis jetzt nur positives Feedback von Fans bekommen und auch die Reviews waren gut. Klar gibt es Kritik an der Musik, aber das ist ja auch nicht jedermanns Sache. Was mich ärgert, sind die Vorwürfe, dass meine Themen "konstruiert" wären. Immerhin handelt es sich dabei um echte Geschichten und ich finde es dreist, wenn einem die Leute so etwas unterstellen.

Prinz Pi tritt am 26. März um in der Arena in Wien auf. Danach geht’s nach Dresden, dieses Konzert ist schon ausverkauft.

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