Konzertfotos: Arcade Fire in der Wiener Stadthalle – From: Funeral. To: Disco.

Die ganz große Discokugel wurde gestern Abend für Arcade Fire in der Wiener Stadthalle aufgehängt. Gefeiert wurde aber nicht nur im Tanzen: Hände in die Luft, Menschen umarmen, einfach mal alles rauslassen – die Hymnen der kanadischen Band zeigten einmal mehr befreiende Wirkung.

© Nikolaus Ostermann

Eine Anmoderation wie bei einem Boxkampf: Mit »2.100 Pfund Lebendgewicht« bestiegen die »Könige des Pop«, die »Fürsten des Indie«, wie sie die Stimme aus dem Off nannte, vom Publikumsbereich aus ihre Bühne. Eine natürlich mit Augenzwinkern versehene Großspurigkeit – sieht man sich den Weg der Band seit ihrem bahnbrechenden Debütalbum »Funeral« an, erscheinen solche Umschreibungen aber durchaus angebracht.

Zuletzt hat dieser Weg die stets wandelbaren Arcade Fire in die Disco geführt, wo mancher Song des aktuellen Albums »Everything Now« selbst neben ABBA gute Figur machen würde. Eine derart ungeniert glitzernde Pop-Affinität trauen sich wenige Bands, die so wie Arcade Fire tief im Indie-Kosmos verwurzelt sind. Noch weniger kommen damit durch. Bei Arcade Fire aber geht sich das aus, und es erschließt ihnen überdies ein neues Publikum, das man eben nur übers Formatradio erreicht.

Im Überwältigungsmodus

Auch in der Wiener Stadthalle ließen sich die Fans gerne darauf ein: Schon zur Eröffnungsnummer »Everything Now« gerieten die Hüften in Bewegung. Es wurde aber auch rasch klar, dass die vielköpfige Band rund um das Ehepaar Win Butler und Régine Chassagne dann am allerallerbesten ist, wenn sie in den Überwältigungsmodus wechselt: viele Stimmen, noch mehr Instrumente (gerne in abwechselnder Besetzung) – die volle Hingabe, keine Gefangenen. Musik, zu der man am liebsten selbst auf irgendwas herumklöppeln und irgendwo reinblasen würde, mitschreien, mitsingen oder zumindest die Hände in die Luft werfen. Hymnen, wie sie die Band vor allem zu Beginn ihrer Karriere geschrieben hat.

Um die Stärke ihrer frühen Songs wissen natürlich auch Arcade Fire: Mit »Rebellion (Lies)« und »Wake Up« platzierten sie zwei prototypische Stücke ihres Debütalbums ans Ende ihres Sets bzw. des Zugabenblocks. Das Publikum nahm es dankbar an und ließ die Musik im Chor lange nachhallen. Welch würdiger Abschluss.

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