Kunstgeld: Leben und Überleben im Fördersystem

Es gibt wohl einige österreichische Filmschaffende, die mittlerweile ihr eigenes »Förderdschungelbuch« schreiben könnten. Wir haben uns zu diesem Thema sowohl mit der Seite der Filmschaffenden als auch mit jener der Fördereinrichtungen beschäftigt.

Wo wird gefördert

Grundsätzlich wird zwischen nationalen und regionalen Filmförderungen unterschieden, wobei nationale Förderstellen in etwa zwei Drittel an Mitteln auszahlen und die Länderförderungen circa ein Drittel davon tragen. Insgesamt sind in Österreich 19 filmfördernde Institutionen tätig, fünf Einrichtungen auf nationaler Ebene und 14 in den Bundesländern. Auf nationaler Ebene ist das Österreichische Filminstitut die größte Fördereinrichtung des Landes. Eng damit in Zusammenhang steht das Film/Fernsehabkommen des ORF. Hierbei werden Projekte kofinanziert, die bereits Förderzusagen des Österreichischen Filminstituts erhalten haben. Zur Herstellung von Fernsehfilmen und deren Verwertung stellt der Fernsehfonds Austria eine Fördersumme von jährlich 13,5 Mio. Euro zur Verfügung. Das Förderprogramm FISA Filmstandort Austria unterstützt seit 2010 nationale Produktionen, Koproduktionen und Kofinanzierungen im Rahmen der Herstellung. Auch die Kunstsektion des Bundeskanzleramtes trägt zur Filmförderung bei und unterstützt innovative Projekte in den Bereichen Spiel-, Dokumentar-, Animations- und Experimentalfilm. Auf regionaler Ebene werden in allen neun Bundesländern Filmförderungen über die Kulturabteilungen der Landesregierungen abgewickelt. In der Steiermark, wie auch in Tirol und Wien gibt es außerdem auch spezialisierte Fördereinrichtungen: den Filmfonds Wien, der auch die größte regionale Förderstelle Österreichs ist, die Cine Tirol Film Commission und die Cinestyria Filmcommission & Fonds. In den vergangenen Jahren kamen noch die Vorarlberger Filmförderung und die Carinthia Film Commission dazu.

Wie wird gefördert

Grundsätzlich kann zwischen fünf verschiedenen Förderstufen unterschieden werden, wobei sich vier davon an Filmschaffende und eine an Institutionen wenden. In der Stufe der Stoffentwicklung werden Drehbuch- und Konzeptentwicklung gefördert. Hier fällt sowohl das Verfassen von Drehbüchern (Spielfilm) als auch von Drehkonzepten (Dokumentarfilm) hinein. Die Projektentwicklung fördert sämtliche Maßnahmen, die noch vor den Dreharbeiten abzuwickeln sind. Hierzu gehören die Zusammenstellung des Stabs, Castings, Motivsuche, die Arbeit an der Letztfassung des Drehbuchs und erste Maßnahmen im Bereich des Marketing. 2016 wurden knapp über 2,5 Mio. Euro für Stoff- und Projektentwicklungen ausbezahlt. Die umfangreichste Förderung betrifft immer die Herstellung. Hier werden abendfüllende österreichische Kinofilme (ab 60 Minuten) und Fernsehfilme (ab 23 Minuten) unterschiedlicher Genres gefördert. 2016 erhielt der Kinofilm 64,3% der Herstellungsförderungen und wurde zum Großteil vom Filminstitut (38%), dem ORF Film/Fernsehabkommen (25%), dem Filmfonds Wien (19%) und der FISA – Filmstandort Austria (14%) getragen.

In der letzten Förderstufe für Filmschaffende geht es um Maßnahmen zur Verwertung der Filme, zu denen der Kinostart aber auch die Teilnahme an Festivals und Messen zählen. Für Verwertungsmaßnahmen meldeten die Förderstellen im Jahr 2016 Auszahlungen in der Höhe von knapp über 2,4 Mio. Euro. Die Förderungen für Institutionen und Infrastruktur stellen mit 18,6% der Auszahlungen bzw. 13,5 Mio. Euro nach der Herstellung den zweitgrößten Förderbereich dar. Dazu zählen Kinos, Festivals und Sommerkinos, Aus- und Weiterbildung, aber auch Institutionen, wie u.a. das Österreichische Filmmuseum. Während die Herstellung von allen Förderstellen unterstützt wird, werden Stoff- und Projektentwicklung nur von einem Teil der Förderstellen übernommen. Förderungen zur Verwertung werden zwar auch nicht von allen, aber von einem Großteil der Stellen gefördert.

Mehr Informationen zum Thema Förderungen bietet beispielsweise der jährliche Filmförderungsbericht des Österreichischen Filminstituts, online abrufbar hier, hier gibt es zudem Informationen zu Einreichfristen und Antragsformularen. 

 

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