In Österreich werden wieder Labels gegründet. Eine Reihe von Produzenten und Veranstaltern aus Techno, House und gemischten Beats schickt sich an unter den neuen Bedingungen der internationalen Musiknetzwerke ihre Tracks unter die Leute zu bringen. Wir stellen sie in einer Serie vor.
Mit dem wiedererstarkten Vinylverkäufen, der Zunahme an Produzenten (ohne Release kein internationales Ansehen), nimmt nun auch in Österreich, vor allem in Wien, die Labellandschaft zu. Überall sprießt es wild und die Euphorie ist groß – aber nicht so wie kreischende Teens losjagen, sondern wohl überlegt und nicht uninformiert über den klapprigen Status Quo des momentanen Musikbusiness. Was sind aber genau die Beweggründe zur Gründung eines eigenen Labels? Was erwartet Gründer und womit müssen sie rechnen?
Rooftop Records ist jung und unbekannt. Es braucht also nicht viele Jahre Szenetum um den Schritt zu wagen um ein eigenes Label zu gründen. Jan Moog hat ihn getan. Gemeinsam mit seinen Freunden Fabe und Supertape schickt er Ende April den ersten Release ins Rennen. Die Folgenden werden nicht erst geplant, sondern warten bereits darauf als Schallwellen über die Tanzflächen zu fegen. Ambitioniert klingen die Vorhaben und was noch alles hinter dem Label steckt, hat uns der Labelgründer im Interview verraten.
Warum hast du/ihr das Label gegründet?
Rooftop Records wurde vor allem ins Leben gerufen um in Österreich eine Art Homebase für elektronische Musik zu etablieren. Dabei soll Qualität, Fairness und Spaß im Vordergrund stehen. Die Producer und DJs sollen sich wohl und unterstützt fühlen mit ihrem Release bei Rooftop Records.
Wichtig ist mir auch, dass wir endlich das Gerücht aus der Welt schaffen, dass man – um als österreichischer DJ oder Produzent Erfolg zu haben – erst einmal raus aus Österreich muss. Ich denke, wenn wir es schaffen international zu höherem Ansehen zu kommen, wird generell die ganze Szene davon profitieren. Es soll für jeden eine Plattform aufgebaut werden um sowohl junge als auch alt eingesessene Producer zu fördern und zu unterstützen auf ihrem Weg in den Olymp der elektronischen Tanzmusik.
Was war der schwierigste Schritt beim Gründen des Labels?
Das Label bei der LSG anzumelden und sich über solche Dinge wie zum Beispiel die AUME zu informieren ist an und für sich nicht so schwer. Viel schwieriger hingegen ist es ordentliche Verträge aufzusetzen sowie Grafiker und Web-Designer zu finden, die einen nicht schon vor Start des Labels um das ganze Budget bringen. Ich hatte dabei glücklicherweise perfekte Unterstützung von den Jungs von Kultiko. Außerdem haben mir sehr viele Freunde weitergeholfen, wenn ich einmal nicht mehr weiter wusste. Für Fragen bezüglich allem, was das Musik Business und die Möglichkeiten in Österreich angeht, war ich auch immer ausgezeichnet beraten bei der MICA.
Mich hat es in der Gründungs- und Aufbau-Phase sehr gefreut, so viel Unterstützung und positives Feedback von allen Seiten bekommen zu haben. Also an dieser Stelle ein großes Danke an alle die das Projekt so tatkräftig unterstützt haben!
Was ist dein/euer Plan in den nächsten zwölf Monaten?
In den nächsten Monaten werden wir vor allem einige wirklich tolle Releases präsentieren. Den Anfang wird eine richtig feine EP mit Fabe und Supertape machen für die wir Remixes von Moodymanc und Hiro gewinnen konnten. Danach ist ein Release mit Nisse Nilson, einem sehr vielversprechenden Newcomer aus Frankfurt, geplant. Des Weiteren kommen noch einige internationale Releases aus Italien, Barcelona und einige mehr. Auf musikalischer Ebene müssen wir uns dieses Jahr, denke ich, vorerst keine Sorgen machen, da wir schon vor Label Start so viele Produktionen in der Pipeline hatten, dass ich es oft selbst nicht glauben konnte.
Mit Rooftop Music nehmen wir auch andere Sparten in Angriff in denen Musik gefragt ist, unter anderem auch die Domäne der Events. Mit der Veranstaltungsreihe Underground Assassins bringen wir ein Real House Event ins Market welches vor allem die Liebhaber von Chicago House oder Detroit Style frohlocken lassen wird. Eventuell wird es hie und da auch einmal eine Labelnight geben, aber das steht noch in den Sternen.
In welche musikalische Richtung wird sich das Label bewegen?
Pauschal kann man Rooftop Records wohl nicht in eine Schublade stecken, wobei wir kein Kraut und Rüben-Label sein wollen. Wichtig ist uns für die Releases vor allem, dass die Qualität stimmt und die Künstler sich mit ihrem Werk identifizieren können. Es kann also durchaus Melodisches neben Hochtechnischem gefunden werden bei uns. Die erste EP ist beispielsweise dominiert von Deep House, gepaart mit Chicago-Einflüssen. Weitere bald folgende EPs bewegen sich aber wieder in eine andere Richtung der elektronischen Tanzmusik. Ich denke, mit der Zeit wird sich ohnehin herauskristallisieren, welche Musik man auf unserem Label erwarten kann.
Wo und in welcher Form werden die Releases erhältlich sein?
Vorerst werden wir digital releasen. Dabei arbeiten wir mit einem sehr großen Vertrieb zusammen, welcher es uns ermöglicht den Großteil des internationalen Marktes mit unseren Releases zu bestücken. Es ist aber auch schon in Planung auf Vinyl zu releasen. Wir werden uns diese Option vor allem für besondere Schmankerl aufheben. Zusätzlich werden wir natürlich auch den Weg der Streaming-Dienste wie Spotify und Co. gehen, wobei ich diesen noch etwas kritisch gegenüber stehe. Ich denke aber, dass auch Youtube und Co. eine großartige Plattform für Musik bieten, deshalb werden wir uns bemühen dort stark präsent zu sein.
Zwei Mitbetreiber von Rooftop Music betreiben im Wiener Market die Clubserie Underground Assassins. Nächster Termin ist 21. April 2012. Zum Facebook-Event geht es hier.
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