Musik als Sprache – Hundreds Of Days« von Mary Lattimore

Die amerikanische Harfenistin Mary Lattimore hat eine wunderbare musikalische Ausdrucksform gefunden, um von bereisten Orten und Begegnungen zu erzählen.

© Nikolaus Ostermann

Vergleiche sind immer auch unzulängliche Kurzschlüsse – fallweise kommunizieren sie aber doch überraschend viel. Mary Lattimore kann man sich in mancherlei Hinsicht als amerikanische Version von Lukas Lauermann vorstellen. Nur eben als Frau und an der Harfe. Beide nutzen ihre Instrumente für alle möglichen Formen von Musik, sind klassisch ausgebildet, spielen in diversen Formationen, unterstützen diverse andere MusikerInnen und Aufnahmen und veröffentlichen eigene Platten, die zwischen allen Genres liegen.

Mitte der Nullerjahre hat Mary Lattimore einige Zeit in Österreich und Wien verbracht und intensive Kontakte zur heimischen Musikszene und zu den Medien geknüpft. Aktuell hat die gebürtige US-Amerikanerin ihre Basis in Los Angeles, bewegt sich aber umtriebig durch die USA und darüber hinaus. So hat sie in den vergangenen Jahren neben wiederholten Zusammenarbeiten mit Jeff Zeigler unter anderem auf Alben von Thurston Moore, Jarvis Cocker, Kurt Vile, Steve Gunn oder auch Soundtracks mitgewirkt – ihre Reisen können dabei stets auch auf Facebook und Instagram mitverfolgt werden.

Zwischen Abstraktion und Konkretem

»Hundreds Of Days« ist wie die meiste Musik Mary Lattimores geprägt von den Orten dieser Reisen und den Personen, denen sie begegnet und mit denen sie zusammenarbeitet. Lattimore hat dafür eine narrative musikalische Ausdrucksweise gefunden, in der sie sich wie in einer Sprache vermitteln kann. Und schon nach wenigen Hördurchläufen setzen sich die Töne fest, zeichnen sich vor dem geistigen Auge Situationen und Bewegungen ab, die durch Titel wie »Never Saw Him Again« oder »Their Faces Streaked With Light And Filled With Pity« beinahe unnötig explizit ausformuliert werden. Neben der Harfe gibt es Klavier, Gitarren, sanfte Schlaghölzer und wenige andere Instrumente zu hören – manchmal auch Lattimores Stimme, die auch hier ohne Worte auskommt. Wie oft liegt die Faszination dieser Musik zwischen der Abstraktion und dem Konkreten – ein intensives und großteils leises Album.

Mary Lattimore »Hundreds Of Days«

Das Album »Hundreds Of Days« von Mary Lattimore ist am 18. Mai 2018 bei Ghostly International erschienen.

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