Das zweite Album des Wiener Quintetts Blasser Kyren leiht sich ordentlich aus den Achtzigern und liefert den Soundtrack für romantisierte Frühlingsausflüge.

Die Achtziger haben angerufen, sie wollen ihre Gitarrenlicks zurück. Aber Blasser Kyren hat nicht abgehoben, denn es ist ihnen egal. Die Selbstbezeichnung für ihre Musik lautete irgendwann mal Dream Trip Pop. Kneift man die Augen stark zusammen, während die Nadel durch die Rillen von »August Room« kratzt, kann man sich das schon noch irgendwie zusammenreimen. Einzig die Spielzeiten der einzelnen Tracks könnten/müssten länger sein, wenn man den Trip nach wie vor behaupten will.
Outlet für die Platte ist Numavi, die gerade im Kollektiv mit sehr vielen anderen besorgten Kulturtätigen und -initiativen damit beschäftigt sind, das steirische Kulturland zu retten, nachdem die blauen Wahlsieger dort kurzerhand das Kulturkuratorium umgebaut haben. Die Umstände, sie könnten besser sein.
Sound für die Romantisierung
Für die Band kommt das Album allerdings gerade zur richtigen Zeit raus. In Wien verzieht sich das erste Winter-Revival des Jahres, die Temperaturen laden also bald wieder dazu ein, mit offenem Dach über die Landstraße zu düsen. Aus den Boxen drängen die zehn Nummern von »August Room«. Du streckst die Arme in den Fahrtwind und zündest dir – auf dem Beifahrer*innensitz versteht sich – eine Zigarette an, während deine Locken im Wind flattern. Ein bisschen kalt ist es aber schon noch und außerdem fliegt dir ständig die scheiß Asche in die Augen.
Die Roadtrip-Analogie drängt sich auch auf, wenn man in die Liner Notes schaut. Aufgenommen wurde (mit Hilfe von Moritz Morast) in Österreich, gemischt dann im französischen Beaujeu, bevor es zum Mastering ins spanische Granada ging. Wenn man kein Cabrio zur Hand hat, kommt man dort auch sicher mit dem Zug hin.
Glücklicherweise kann man die Platte aber auch in Ruhe daheim hören – vermutlich/hoffentlich auch bald in der Rotation auf FM4. In den eigenen vier Wänden ist es immerhin windstill. Mit »August Room« gelingt dem Wiener Quintett jedenfalls ein rundes Werk, das gleichermaßen ruhig wie geladen sein kann, ohne dass eines davon aufgesetzt wirkt.

»August Room« von Blasser Kyren erscheint am 21. März bei Numavi.
Live-Termin: 27. März, Wien, Flucc