Nach der "Skandalshow", die uns Money Boy im WUK erleben ließ und die weit über die Hiphop-Community hinaus mediale Kreise gezogen hat, fand gestern das überraschend angekündigte Zusatzkonzert im Viper Room statt
Die Becher-, Flaschen- und Mikrophonwürfe der Money Boy-Show von letzter Woche werden sicher noch ein bisschen in Erinnerung bleiben. Reue über die eskalierte Show hatten Sebastian Meisinger oder seine Stage-Persona Money Boy ja keine gezeigt. Stattdessen nahm er seinen YouTube-Account offline, erfand sich einen neuen Namen (YSL Know Plug), veröffentlichte sein Album "All In A Night" – und kündigte überraschend einen sehr kurzfristigen Konzerttermin an.
Nach Beteuerungen, dass die Show diesmal pünktlich beginnen würde, war der Viper Room, der offensichtlich auch für sehr spontane Bookings zu haben ist, um 21.00 Uhr halbwegs mit der üblichen Mischung aus jugendlichen Fans und etwas älteren Enthusiasten gefüllt. Die Stimmung ist locker: Man unterhält sich, lauscht dem Ami Trap des DJs und wartet ohne Unmutsäußerungen. Zwei Spaßvögel sind sogar mit Helmen gekommen.
Es ist dieser Ferenc jetzt
Um 21.40 Uhr kommt der aus Amsterdam eingeflogene 20Ji mit einer dringlichen Version von "Es ist dieser Ferenc jetzt" auf die Bühne. Auf gewohnt energetische Art und in seinem Signature Outfit aus T-Shirt über Langarmshirt mit Rosenkranz um den Hals bringt er dann "Mama, ich bin ein Rapstar" und "James Franco" – stimmungsmäßig ein guter Einstieg.
Nach einer kurzen Pause sind dann auf einmal YSL – White Tee, zwei Ketten, Gürtel von Ferragamo, goldene Sneakers – und Hustensaft Jüngling – eigenes Merch-Tshirt, Cuban Link Chains, MCM-Schuhe – auf der Bühne. Hinter Sonnenbrillen wird dann in gewohnt desinteressierter Manier performt. Gewisse Tracks wie das gemeinsame "Ritz Carlton" funktionieren aber gut.
Eisern bis nach Mitternacht
Bald zerfällt die Show jedoch. Es gibt keine erkennbare Dramaturgie bei der Trackauswahl, die offenbar beliebig in iTunes abgespielt werden. Und YSL kann trotz Playback seine Texte nicht glaubhaft rüberbringen. Teilweise spaziert YSL ohne Mikrophon auf der Bühne auf und ab während die Lieder im Hintergrund laufen. Hustensaft lehnt nickend am DJ-Pult. Dass der tapfer Ad Libs liefernde Lil Frog keinen Track performen darf, ist schade.
Trotzdem hält die Show eisern bis weit nach Mitternacht an. Anwesend sind nur noch um die 50 Leute. Die Lustlosigkeit wird nur durch absurde Episoden unterbrochen, wenn YSL etwa das Publikum fragt, ob jemand sein Album am Handy hat. Offenbar hat er es vergessen. Hustensaft bringt inzwischen eine dadistische Call-And-Response Swag-Performance.
Plötzlich ist die Show dann aus. Die meisten der verbliebenen Gäste drängen sich um den Backstage-Eingang. Aus den Boxen kommen die Red Hot Chili Peppers – vielleicht ein Exorzismus von Seiten des Viper Rooms.