Auf dem Weg zu ihrer neuen Platte »Sunless« haben Naplava irgendwo zwischen Stoner-, Doom- und Noise-Rock die Nähe zu poppigeren Elementen gefunden. Das Potpourri aus beinahe allem, was die härtere Gangart zeitgenössischer Musikgeschichte zu bieten hat, lässt sich dennoch gut aushalten.
»At last alone, my friend. I might just start with breaking arms.« Die ersten Lines der neuen Platte der Wiener Stoner-/Doom-/Noiserock-Combo setzen den Grundtenor für alles, was in den darauffolgenden 40 Minuten folgt. Aber weil es schon zu ausgelutscht ist, brechen Naplava nicht aus allen Genregrenzen aus, wie man in derartigen Rezensionen gerne liest. Vielmehr setzen sie sich zwischen alle Grenzen und führen so das Konzept harter Musik der letzten Jahrzehnte auf augenzwinkernde Art ad absurdum – aber ohne dabei kitschig zu werden. Pop muss nicht immer sanft sein, das steht ohnehin fest, bloß endet der Spagat zwischen hart und funktionierend nicht selten in übertriebener Anbiederung, die durch ein paar Overdrive-Pedale gejagt wird. Die seit über zehn Jahren aktive dreiköpfige Partie zeigt nun, dass Referenz auch ohne »Back to the roots«-Pathos funktioniert.
Alice in the Stone Age Fighters
Man muss sich nicht groß anstrengen, um bei »Sunless« rauszuhören, was die Band in ihrer Freizeit auf die Plattenspieler spannt. Da wäre beispielsweise der Track »Kirk«, der mit einem brachialen und Low-End-reichen Nu-Metal-Riff an Korn rund um die Jahrtausendwende erinnert. »Exodus« ist dann eher wieder Dios »Holy Diver«, bloß auf zerschnittenen Boxen gespielt – und bei »Quarrymen« wird als Sahnehäubchen ein Hardcore-Mosh hingelegt, bei dem Nietengürtel und zu weites Tanktop wie von selbst aus den verstaubten Ecken des Kleiderschranks kriechen. Zwischendurch lässt es sich auch mal ganz gut durchatmen.
Die gewählte Selbstbezeichnung Stoner-Pop ist also gut nachzuvollziehen, auch wenn die Platte an manchen Stellen darunter leidet, dass das alles schon irgendwie bekannt vorkommt. Vehement widersprechen muss man dem mitgelieferten Pressetext lediglich an der Stelle, an der von »Geheimtipp der Underground-Szene« die Rede ist. »Sunless« ist zwar alles andere als familienfreundlich, aber die Platte kann schon auch im Mainstream ganz gut funktionieren.
Das Album »Sunless« von Naplava erscheint am 17. Juli 2021 bei Blind Rope Records.