Vor zwei, drei Jahren ist einiges in Bewegung geraten in der österreichischen Festivallandschaft. Doch mit der neuen Konkurrenz für den Veranstalterplatzhirsch Barracuda scheint es mangels Erfolg schon wieder vorbei zu sein. Zum Status quo.
Es war ein ziemlicher Paukenschlag, als im September 2015 bekanntgegeben wurde, dass Arcadia Live für fünf Jahre exklusiv die Bespielung des Festivalgeländes der Familie Bogner im burgenländischen Wiesen übernehmen werde. Die Veranstaltungsagentur war erst wenige Monate zuvor als deutsch-österreichisches Joint Venture unter Beteiligung von FKP Scorpio, einem der führenden Konzert- und Festivalveranstalter Europas, gegründet worden. Mit seinen ambitionierten Plänen – etwa der Wiederbelebung des Nuke Festivals in Graz – schien es frischen Wind in den gerne als Quasi-Monopol beschriebenen heimischen Veranstaltermarkt zu bringen.
Bis dahin hatte in diesem Markt die Barracuda Holding die Zügel fest in der Hand. Deren Tochterfirmen wie Skalar, Musicnet oder Nova Music veranstalteten (und veranstalten nach wie vor) einige der größten Festivals des Landes – allen voran Nova Rock und Frequency – sowie überdies noch mehrere Hundert Einzelkonzerte pro Jahr, deren BesucherInnenzahlen jene der Festivals in Summe sogar übersteigen. Auch in Wiesen zeichnete die Gruppe jahrelang für das Programm verantwortlich. Doppelt brisant: Als Arcadia Live als neuer Wiesen-Partner bekanntgegeben wurde, hatte Barracuda-Gesellschafter Ewald Tatar eigentlich noch einen aufrechten Exklusivvertrag mit der Bogner Veranstaltungs GmbH.
Zu viel gewollt
Wie damals – Tatar verzichtete letztlich auf rechtliche Schritte – einigte man sich Ende vergangenen Jahres nun auch mit Arcadia Live auf eine vorzeitige Beendigung der Zusammenarbeit: unüberbrückbare Differenzen, wirtschaftliche Gründe. Die Wiesener Festivalsaisonen 2016 und 2017 waren nicht gerade glücklich verlaufen und die BesucherInnen bei vielen Veranstaltungen schlicht und einfach ausgeblieben. »Dass wir Wiesen zum 40-jährigen Jubiläum des Festivalgeländes bebuchen durften«, erinnert sich Arcadia-Geschäftsführer Filip Potocki, »habe ich als ziemlich breite Aufgabe gesehen, weil es einfach eine Historie hat. Im Nachhinein betrachtet wollten wir wahrscheinlich zu viel.«
Von den sieben neuen Wiesener Festivalformaten mussten zwei abgesagt werden, ein Schicksal, das auch die zweite Ausgabe des Nuke Festivals ereilen sollte. Nur das Nu Forms (für Freunde der Bassmusik) und das Indie-Boutique-Festival Out Of The Woods durften 2017 im Burgenland überhaupt in eine zweite Runde gehen. Potockis Resümee: »Manche Sachen kann ich mir bis heute nicht erklären, aber ich gestehe da auch Fehler in der Einschätzung von verschiedenen Faktoren ein – ob es jetzt das Line-up war oder die Attraktivität des Geländes. Es war ein Versuch, an vielen Ecken und Enden Sachen umzusetzen. Vielleicht waren wir auch mit manchem zu spät dran für die erste Saison, weil es neue Marken waren, bei denen man natürlich auch immer wieder erklären muss, worum es eigentlich geht.«
Aber Arcadia Live war nicht das einzige Unternehmen, das zuletzt eher erfolglos probiert hat, am österreichischen Festivalmarkt zu reüssieren: Klotzen statt Kleckern dachte sich bei ihrem Versuch wohl die DEAG (kurz für Deutsche Entertainment Aktiengesellschaft), die 2015 das Rock In Vienna aus dem Boden der Donauinsel stampfte. Rock-Giganten wie Metallica im ersten und Rammstein im zweiten Jahr sollten aber nicht ausreichen, wie auch der wenig konsistente Versuch, das Line-up 2017 Richtung Hip-Hop und Pop zu öffnen. Wie auch immer es hier weitergehen sollte: Heuer wird es jedenfalls keine weitere Ausgabe des Festivals geben.
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