Feindbild oder ein blöder Witz. Langsam verändert sich das Bild von Rap zum Glück ein bisschen, meint FM4 Tribe Vibes Host Trishes im Interview. Er muss es wissen, gerade ist eine überfällige Sammlung exklusiver Hip Hop-Tracks erschienen, auch auf Vinyl.
Tribe Vibes verewigt sich in der heimischen Rap-Geschichte mit einer Compilation, die … – nein Moment, denn das Wort "Compilation" ist ja für inspirierte und uninspirierte Best Ofs gedacht. Tribe Vibes bringt stattdessen exklusives Material heraus, also wortgeschüttelte Grußbotschaften, reimende Verbeugungen und spuckende Sondermeldungen. 15 Stück. Und weil die guten Menschen von der alten True School auch bedient werden wollen, gibt es acht Tracks auch in einer Vinyl-Edition.
Tribe Vibes gibt es dabei sogar schon länger als FM4 selbst. 1990 schon ging man damals noch auf Ö3 auf Sendung. Seither ist viel mit Hip Hop passiert. Dass wie letztens in Deutschland gleich die ersten drei Positionen der Album-Charts mit Rap besetzt waren, davon ist man hier zwar immer noch weit entfernt, aber immerhin, mit Nazar, Chakuza, "Zodiak", Skero, Average, Dame, Left Boy oder Brenk Sinatra & Fid Mella gab es heuer Alben, die auf ihre Art sehr erfolgreich waren. Joshi Mizu kommt noch. Mixtapes und seltsame Videos gibt es ohnehin zuhauf. Und ähm, Money Boy.
Dass das heute in dieser Bandbreite möglich ist, liegt sicher zu einem wesentlichen Teil an Tribe Vibes. Denn verkauft hat sich Rap hier lange nicht. Entsprechend war man auf einen staatlichen Sender angewiesen, der in Ruhe all die kleinen, hübschen Reim-Pflänzchen hegen konnte, die da von der Leitha bis an den Rhein keimten. Nur das mit den Frauen im Rap scheint bei aller Mühe noch nicht zu klappen. Die Frage nach dem Testosteronbusiness holen wir bei den "Tribe Vibes Exclusives Outtakes" dann nach.
Sind Leute wie Raf, Joshi Mizu, Chakuza, Nazar, Dame einfach sauschwer für exklusives Material zu bekommen oder war euer Fokus ein anderer?
Zum größten Teil Ersteres! Wir haben prinzipiell für jeden Track, der es auf die Compilation geschafft hat, zumindest zwei oder drei Künstler/innen und Bands angeschrieben, die gerade nichts für uns hatten. Die meisten von dir erwähnten Leute haben zudem relativ kurz vor oder nach unserem Release selbst Alben veröffentlich, also ging sich da entweder die Deadline nicht aus oder sie wollten die exklusiven Sachen lieber selbst veröffentlichen – was ich auch gut verstehen kann!
Wer ausser dir hat da noch dran gearbeitet? Wie lange schlummert die Idee schon vor sich hin?
DJ Phekt und ich haben uns die Wunschliste von Künstler/innen, Remixes und Zusammenarbeiten überlegt und dann auch mit den diversen Leuten Kontakt aufgenommen. Die vage Idee, mal wieder einen Sampler mit Fokus auf österreichischen HipHop zu machen, gibt’s schon lange, die letzte Compilation dieser Art ist ja auch schon wieder mehr als zehn Jahre her. Konkret wurde das Projekt Anfang des Jahres, nachdem sich Sony Österreich dafür interessiert hat!
Die erste Compilation aus eurem Umfeld "Austrian Flavors” hatte eine ganze Szene zusammengefasst. Die Szene heute ist wohl viel unübersichtlicher und gar keine richtige Szene, oder?
Musikalisch kann man das sicher so sagen und es gibt natürlich auch viel mehr aktive Leute heutzutage, von denen sich manche in ihren Nischen auch eher an internationalen Szenen orientieren – an die man heute auch viel leichter Anschluss findet. Andererseits ist Wien trotzdem klein genug, dass man sich meistens irgendwann doch über den Weg läuft…