Nu Art Forms

Für Christian Lakatos ist das Urban Art Forms tot. Er macht nächstes Jahr etwas Neues, ausgerechnet mit der Konkurrenz. Ein ausführliches Interview über die österreichische Festivallandschaft und seine Pläne für das Nu Forms Festival.

Arbeitest du an mehr als am Nu Forms?

Ja sicher. Aber Fokus liegt aktuell stark darauf natürlich weil wir da was Neues bringen wollen.

Mittlerweile gibt es in Österreich viele Elektronik-Festivals, man muss versuchen sich abzugrenzen.

Ich habe das alles durchgemacht. Ich habe das ja in Österreich initiiert. Ein Klaus Leutgeb vom Lake war zum ersten Mal beim UAF auf einem Elektronik-Festival und ich sag mal frech, die Gründung von Beat Patrol und Electric Love wurden davon sicher auch beeinflusst. Die haben die Energie mitgenommen und ihr eigenes Ding daraus gemacht. Aus alter Firmenpolitik habe ich früher mit Beatpatrol z.B. nicht zusammen gearbeitet. Es hat sich nun herausgestellt, dass wir alle eigentlich gut miteinander können. Wir spielen hier mit offnen Karten untereinander und teilen die Acts fair auf – so wie ich das im Drum’n’Bass seit zehn Jahren mache. Als ich in Wien vor zehn Jahren angefangen habe, war das echt ein Kriegszustand.

Da ist schon absichtlich gegen andere programmiert worden?

Da ist alles absichtlich passiert. Wenn jemand etwas Internationales gebucht hat, ist am selben Abend eine Free Party gemacht worden. Durch das Gegeneinander und Ego-Probleme ist das kurzfristig richtig zusammen gekracht. Als ich dann mit Echo Location viele große Acts übernommen hatte, habe ich mich mit allen zusammen gesetzt und gesagt, ich möchte das befrieden. Ich teile das fair auf. Wenn Subfocus heute im Flex spielt, spielt er nächstes Jahr Arena. Seit wir das so gemacht haben und jeder sein fixes Datum hat, funktioniert die Szene und wächst ständig.

Auf Festivals müssen jetzt Food Trucks stehen, da muss eine arge Deko stehen, da müssen Zauberer auftreten und sich jeder wohlfühlen. Wie stehst du dazu?

Ich glaube, dass das immer wichtiger wird. CO2-Kanonen, Konfetti und Special Effects sind auf der Bühne Multiplikatoren gewesen. Den Leuten ist es auch sonst nicht mehr egal, ob sie auf ein Dixiklo oder auf ein Fließwasserklo müssen. Ob sie zum zehnten Mal Marios Pizza fressen und ein lauwarmes Bier trinken müssen. Man muss jetzt gewisse Dinge erfüllen. Wenn es auf anderen Festivals indisches und koreanisches Essen gibt, wird man mit gebackenen Henderlflügerl nicht weit kommen. Um Food Trucks gibt es einen Mega-Hype. Wenn die Burger und das Brot aus der Region kommen, ist das aber natürlich gut. Da wird aber auch viel Schindluder betrieben werden. Ob das alles organic ist? Wer kontrollierts? Ich hoffe aber, dass die guten Teile Bestand haben werden.

In England gibt es teilweise sogar Kindergärten und ein Entertainment-Programm. In Österreich ist es so – das hab ich immer kritisiert –, dass oft nicht die Musik im Vordergrund steht, sondern Fressen, Saufen, Ficken. Wenn ein Festival kein Tagesprogramm und kein Sideprogramm hat – und du in der Früh um zehn aufstehst, kannst du saufen. Und sonst nix. Darum ist es auch gut, dass sich etwas tut.

Aber wir haben noch viel aufzuholen. Beim Festivals wie Tomorrowland stehen handgeschnitzte Wegweiser, verziert, mit Schleiferl umgehängt, für die sich Künstlergruppen einbringen, die das Ganze als Plattform für sich sehen. Stell das einmal bei uns auf. Der Ständer ist nach zwei Sekunden weg, wenn sich der Security umdreht. Da fehlt der Respekt. Wenn du das am Burning Man machst, wirst du dort raus geprügelt. Oder besser gesagt kommen zwei Festivalbesucher, die fragen: Hey, warum hast du das jetzt gemacht? Mittlerweile bewundere ich das. Und genau das wollen wir für Nu Forms. Wie viele Leute kommen, ist quasi erst mal scheißegal. Wir wollen die guten Leute haben, die das auch leben.

Das Nu Forms Festival findet an drei Tagen im Juni 2016 in Wiesen statt. Alle Infos dazu werden am 24. November verkündet.

www.nuforms.at

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