Oberst & Buchner sind aus der deutschsprachigen Clubszene nicht mehr wegzudenken. Was mit den Heimlich-Downtempo-Partys begann, findet nun mit »Marble Arch«, dem ersten »echten« Album des in Wien lebenden Duos, einen düster-imposanten Höhepunkt. Dessen Release wird am Dienstag in Wien zelebriert.
Mit einem überraschenden Sager beginnt das Interview mit Oberst & Buchner an einem sonnigen Samstagnachmittag: »Ursprünglich hatten wir nicht geplant, ein Clubalbum aufzunehmen«, so Sebastian Oberst eher beiläufig. Und das aus dem Mund eines Musikers und DJs, der mit seinem Partner Andreas Buchner alleine diesen Sommer fünf große elektronische Musikfestivals bespielt hat, darunter etwa das Fusion Festival in Deutschland. Wenn man Oberst & Buchner kennt, also eine eher überraschende Ansage.
Besagtes Album – es trägt den Titel »Marble Arch« – entstand im Sommer 2020 im Bayerischen Wald, wo sich die beiden Produzenten in ein als Kunstraum adaptiertes Bauernhaus aus dem 18. Jahrhundert eingemietet hatten. »Wir sind technisch gut vorbereitet, aber ohne konkreten Aufnahmeplan in das Atelier gefahren. Die kreativen Ideen zum Album sind alle erst vor Ort entstanden«, verrät Buchner über die Entstehungsgeschichte von »Marble Arch« und fährt fort: »Die ersten Arrangements hatten wir recht schnell beisammen. Die Vocals und die aufwendige Detailarbeit an den Tracks sind wir dann erst nach den Aufnahmen in Bayern angegangen.«
Aus einem Guss
Eigentlich haben Oberst & Buchner ja bereits 2019 ein Album veröffentlicht, beim Label Hold Your Ground. Sebastian Oberst: »Während ›Sfumato‹ eine Sammlung früherer Tracks war, betrachten wir ›Marble Arch‹ als einen echten Longplayer, der aus einem Guss und in sich geschlossen ist.«
Vor dessen Release Mitte September hat das Duo schon drei Singles mit interessanten Remixes rausgehauen, unter anderem von Kalipo (der auch alle Tracks gemischt hat), Wiener Planquadrat und Tal Fussman. Damit sind Oberst & Buchner einen für die Musikindustrie klassischen Weg gegangen, der für ihr Genre aber eher ungewöhnlich ist. Buchner: »Drei Singles bieten uns natürlich die Möglichkeit, mehr Aufmerksamkeit und mehr Visibility für das Album zu generieren. Deshalb haben wir mit unserem Vertriebspartner diesen Weg gewählt.«
Seit mehr als 15 Jahren machen die beiden Freunde schon gemeinsam Musik. Ursprünglich von Post- und Progressive Rock kommend, wandten sie sich, als ihr Proberaum geschlossen wurde, der Clubmusik zu. Mit den Heimlich-Events haben sie schließlich die Basis für ihre Produktionen gelegt. Neben den Veröffentlichungen für ihr Label Heimlich Musik liefern Oberst & Buchner auch immer wieder Remixes für andere Downtempo- und Nu-Disco-Labels ab.
Wuchtige Entladungen
Doch zurück zum Album: »Marble Arch« ist von einer düsteren Atmosphäre getragen, die an die frühen 80er-Jahre, analoge Synthesizer, New Wave, Science-Fiction-Filme und Dauerwellen erinnert. All das tut der Tanzbarkeit keinen Abbruch. Die Tracks bauen im Down- und Midtempo-Bereich Spannungsbögen auf, die sich nach den Breaks wuchtig entladen. Das Spektrum reicht dabei von schnörkelloser, beatgetriebener Electronica über langsame, organische Klänge und akustische Instrumentierung bis hin zu kolossal anmutenden Dance-Pop-Balladen. Ein interessantes, abwechslungsreiches Album, mit dem Oberst & Buchner auch international für Aufsehen sorgen dürften.
Das Album »Marble Arch« von Oberst & Buchner ist bei Heimlich Musik erschienen. Am 25. Oktober 2022 findet die zugehörige Release-Party im Wiener Club Praterstraße statt.