Der Adler ist gelandet

Sportfilme lehren uns: Du darfst nicht aufgeben. Ein Mann hat das ganz bestimmt nicht getan: Eddie The Eagle, die vielleicht größte Legende des Skisprungsports. Nun bekommt er sein Biopic.

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Du brauchst nicht gut zu sein, um in deinem Sport zur Legende zu werden. Du musst ihn einfach nur mehr lieben als alle anderen. Ja: "Eddie The Eagle – Alles ist möglich" ist ein Sportfilm, der Pathos groß schreibt. Die Zwischenzitate stammen von "Eddie", aus dem Album "Schispringerlieder" von Christoph & Lollo.

"Eddie springt zehn Meter, wenn der Rückenwind bläst. Eddie war noch nie auf einem Siegespodest. Eddie hat noch nie ein Mädchen geküsst. Eddie wird im Pub äußerst selten gegrüßt."

Michael Edwards, genannt Eddie, hat Übergewicht, trägt Krankenkassengestelle aus einer Zeit lange bevor es Ironie gab und hat kein Talent für Sport. Aber: Er will zu den Olympischen Spielen. Bei Versuchen als Leichtathlet sammelt er zerbrochene Brillen, bevor er den Skisprungsport entdeckt und der Traum nah scheint: in Großbritannien springt sonst niemand Ski. Auf eigene Faust türmt Eddie nach Deutschland, will sich den Sport beibringen. Dort landet er bei einem ehemaligen Springer und nunmehrigen Alkoholiker, der ihn als Coach allen Hindernissen zum Trotz bis zu den Olmypischen Winterspielen 1988 bringt. Dort wird er zum Star, zu "Eddie The Eagle" und neben "Cool Runnings" zum zweiten Sport-Außenseiter-Film über die Spiele 1988.

"Eddie ist jetzt dreißig Jahre alt, für’s Skispringen wird er sehr schlecht bezahlt. Eddie, warum hast du dir das angetan? Warum bist du nicht bei Post oder Bundesbahn?"

Unter der Regie von Dexter Fletcher und den Produzenten von "Kingsmen: The Secret Service" spielt Shootingstar Taron Egerton die Hauptfigur. Der 26-jährige Waliser überzeugt vor allem mit seiner mimischen Impression. Hugh Jackman hingegen sorgt ebenso wie seine Filmfigur für Kopfschütteln, er ist der größte Schwachpunkt in der sehr losen Interpretation von Eddies Aufstieg vom traurigen Zero zum Hero. Mitunter ist dies ganz schön schablonenhaft aufgebaut. Man weiß immer, was als nächstes passiert, freut sich aber schon darauf. In Kombination mit Ballonseide der 1980er funktioniert das auch für ein fachkundiges Publikum ganz gut. Vor allem, wenn Originalbilder die Schauspieler ersetzen, das "based on a true story" spürbar wird, drücken Egerton und Fletcher alle emotionalen Knöpfe.

"Eddie sieht gut, dennoch muss er Brillen tragen und sein Manager meint, Eddie dürfe nicht sagen, dass die Brille nur den Zweck hat lustig auszuschauen, denn die Leute sehen in Eddie einen Skisprungclown."

Für ein Sport-Biopic ist die Figur prädestiniert. Kein Wunder also, dass seit 2007 versucht wurde, den Stoff zu verfilmen: Die Chancen für einen Loser, unter tausenden vermeintlichen Gewinnern seinen größten Traum zu erreichen, olympisches Feuer zu spüren und zum Weltstar zu werden, sind praktisch aussichtslos. Eddie The Eagle ist damit der ideelle Vater von vielen emotionalen Ikonen der Olympischen Spiele, von Heroen wie Eric »The Eel« Moussambani, Trevor »The Tortoise« Misipeka oder Philip Boit. Nach den Spielen genoss er höchstes Ansehen, nahm Hitsingles auf, gab Konzerte vor über 70.000 Zusehern und war gefragte Werbefigur, Fernseh-Personality und studierte nebenbei Jura. Es gibt Lieder über ihn, tausende Interviews. Edwards ist der Mann, der das Skispringen medial in anderen Sphären hob, noch mehr als Nykänen, Weißflog oder Boklöv.

"Eddie The Eagle bricht in Tränen aus. Eddie will aus diesem, seinem, Leben endlich raus. Eddie The Eagle will nicht mehr verlieren. Er will nicht mehr der Clown sein und die Leute amüsieren. Eddie The Eagle ist ein armes Schwein, denn keiner will mit ihm zusammen sein."

Schon seit Urzeiten des Sportfilms ist das Mantra des niemals Aufgebens Teil jedes Pathos, genauso wie der Pluralismus vom sympathischem Underdog versus abgehobenem und etablierten, übermäßig talentiertem Favoriten. Oft gewinnen die Underdogs – wie etwa in dem für die Kinder-Generation der 90er Jahre stilbildenden "Mighty Ducks". Gefühlt noch öfter verlieren die Protagonisten denkbar knapp – durch ihren Aufstieg nach oben, das Erreichen des Finales kann die Sache dennoch als Erfolg gewertet werden. Aber in einem wesentlichen Punkt unterscheidet sich "Eddie The Eagle – Alles ist möglich" von allen weiteren hochdekorierten Sportfilmen der letzten Jahre: hier geht es nicht ums Gewinnen, es geht ums Dabeisein. Ein Ziel, hehrer als der Sport selbst.

"Eddie The Eagle – Alles ist möglich" hat am 1. April Premiere in den österreichischen Kinos.

Bild(er) © Twentieth Century Fox
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