Out Of The Totenkopf

Boys Noize ist wohl einer der größten Namen im Business – weltweit gefragter DJ, Haus- und Hofremixer der Electro- und Popwelt und Produzent dutzender nächtlicher Gassenhauer, machte im Rahmen seiner „Out Of The Black“-Tour im Wiener Gasometer halt.

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Brachten Modeselektor letztes Jahr mit ihrer „Monkeytown“-Tour konzertanten Techno auf den Punkt, so ist es 2012 Alex Ridha, alias Boys Noize, der dem konzertanten Rave seinen unverkennbaren Stempel aufdrückt.

Neben Deadmau5, Justice und Konsorten probiert Boys Noize, das Live-Erlebnis möglichst reibungsfrei vom Club in die Halle zu transportieren. Mit einem Set aus diversen Rückblicken in die Vergangenheit, gespeist mit Remix-Schmankerln und den aktuellen Singles setzte, er diesen Wunsch formidabel um. Zwischen Übersteuerung, die mehr als Stilelement und nicht Mittel zum Zweck gesehen wird, Totenkopfsymbolik und Skrillex, traf The Gap den umtriebigen Berliner für ein kurzes Tete-a-tete.

The Gap: Mit deiner anstehenden „Out Of The Black“-Tour schlägst du ein neues Kapitel deiner langen und erfolgreichen Karriere auf. Die Tour stellt einen großen, logistischen Aufwand dar. Was reizt dich daran?

Boys Noize: Also für mich war irgendwie klar, dass es Zeit war, etwas Neues außerhalb des DJings auszuprobieren. Ich bin natürlich noch immer liebend gerne DJ, werde es auch weiterhin bleiben. Aber als ich jetzt das dritte Album fertig hatte, habe ich eigentlich aus Spaß mal eine Playlist gemacht mit Songs, die ich spielen wollte, die aber nur von mir selbst waren. Da war ich dann ziemlich schnell bei 20, 25 Dingern bei denen ich dachte „krass da würde es abgehen“. Dadurch habe ich dann eigentlich gemerkt, dass es wirklich auch Sinn macht, das jetzt mal so zu präsentieren. Gleichzeitig ist natürlich auch dieser ganze Boom des DJs.

Gab es eine Art Schlüsselerlebnis, wo du gesagt hast „jetzt ist der Zeitpunkt für diese Show“?

BN: Klar, es gibt natürlich mehrere Live-Shows, die mir gefallen, angefangen bei Daft Punk über Justice und so weiter. Die machen das schon ganz cool, und man merkt, dass die Songs wirklich zum Leben erwachen. Soweit wollte ich mich auch selbst challengen, dass ich etwas Neues schaffe, nicht nur musikalisch, sondern dass das Ganze auch einen Konzert-Vibe bekommt. Ich kontrolliere auch die Visuals, die gesynct sind, mit dem was ich mache. Also es ist schon ziemlich komplex, da gab’s natürlich Probleme ohne Ende. Wir waren Monate nur am proben, da waren einige Steine am Weg, bis es lief.

Bei den Konzerten stehst du in einem großen Totenkopf, ein Design, das dich schon einige Jahre begleitet. Wie sah der Entstehungsprozess des Bühnendesign aus, und wer war involviert?

BN: Einen ganz großen Teil des Designs und des kreativen Prozesses hat mein guter Freund Siriusmo übernommen, der selbst Produzent und Musiker ist. Wir haben uns anfangs überlegt, weil er oft bei mir abhängt, wie denn der Totenkopf aussehen könnte, ohne zu cheesy zu wirken, und dass er trotzdem minimal und rough bleibt. Ich hab‘ natürlich über die Jahre gemerkt, dass die Leute das auch mit meiner Musik verknüpfen. Wir wollten auch nicht, dass er wie ein Achterbahn-Totenkopf oder der St. Pauli-Totenkopf aussieht. (lacht)

Zuerst hat er dann einige Entwürfe gezeichnet und dann hat er tatsächlich den Kopf aus Ton modelliert. Bis zu dem Zeitpunkt wusste ich gar nicht, dass er das auch kann. (lacht)

Dann haben wir noch daran geschliffen, bis jeder Winkel passte, danach wurde er gescannt und gefräst. Gleichzeitig habe ich mich mit den Pfadfinderei-Jungs kurzgeschlossen, die viel mit Modeselektor machen. Die sind auch Kumpels von mir und wohnen um die Ecke, da hat es sich angeboten, einmal mit denen was zu machen. Mit denen hab ich dann das ganze Visuelle entworfen. Ich wollte von Anfang an nie LED’s, wie das jetzt alle machen, sondern das es „echt“ rüberkommt.

Gibt es etwas im Bezug auf dich als Artist oder dein Label, dass du bei einer zweiten Chance anders machen würdest?

BN: Ehrlich gesagt, bin ich vollkommen glücklich. Ich würd’s an keiner Stelle anders machen. Ich war immer sehr vorsichtig, wie ich meinen Namen öffentlich mache, angefangen bei Remixen oder Kooperationen mit Marken. Ich kenn‘ das von mir früher, wenn ich von jemandem Fan war, und der hat dann einen komischen Track oder eine Werbung gemacht, das fand‘ ich dann oft nicht so cool.

Hinsichtlich der Musik war es auch ganz witzig, weil ich mir vor dem neuen Album öfter mal das erste und das zweite Album (Anm: „OiOiOi“ und „Power“) angehört hab‘ und dachte „fett, ist alles cool so“. (lacht) Natürlich gibt es hier und da krasse Produktionsweisen, aber anders würde ich nichts machen.

Wie lange bist du an „Out Of The Black“ gesessen?

BN: Also „Power“ habe ich eigentlich neben dem Touren gemacht. Als das erste Album draußen war, ging es da dann voll los, da hatte ich dann nur unter der Woche kurz Zeit. Bei „Out Of The Black“ gab’s zwar ein, zwei Tracks die schon länger herumlagen, aber es war das erste Mal, dass ich mir Zeit für’s Studio genommen habe. Ich hab‘ den ganzen Sommer keine Festivals gespielt und nur ganz wenige Clubgigs.

Grundsätzlich ist es aber schwer zu sagen, manchmal mach‘ ich einen Track in zwei Tagen fertig und an anderen Tracks sitz ich dann länger. Aber wenn ich alles zusammenpacken würde, wären es drei bis vier Monate.

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