Boys Noize ist wohl einer der größten Namen im Business – weltweit gefragter DJ, Haus- und Hofremixer der Electro- und Popwelt und Produzent dutzender nächtlicher Gassenhauer, machte im Rahmen seiner „Out Of The Black“-Tour im Wiener Gasometer halt.
Woher holst du dir nach hunderten Tracks und unzähligen Remixen deine Inspirationen?
BN: Ist auf jeden Fall eine gute Frage, weil ich will mich ja auch nicht wiederholen. Die meiste Inspiration kommt auf jeden Fall von den Sounds selbst, auf die ich stoße. Es kann sein, dass ich an einer Drummachine drehe, dann etwas finde das mir gefällt und ich es dann aufnehme, oder ich hab ein Sample, das mich inspiriert. Meistens sammle ich einfach verschiedene Ideen in einem Arrangement und finde dann heraus, was zueinander passt.
Es kann eben eine neue Drummachine sein, die gerade auf den Markt gekommen ist. Da mach‘ ich dann drei Tracks und bin eigentlich schon happy. Oder es inspiriert mich ein neues Plug-in, neue Tracks von jemandem. Also es gibt verschiedene Quellen.
Du hast vor einigen Jahren deinen Geburtstag am Frequency Festival gefeiert. Gibt es etwas Spezielles, abgesehen von Schnitzel und Co., das du mit Wien oder Österreich verbindest?
BN: Ich bin eigentlich jedes Mal überwältigt von der Stadt. Wenn man durch die Innenstadt geht, kommt so ein mächtiges Gefühl. Und ich hab‘ hier auch immer auf wirklich coolen Partys gespielt. Namen weiß ich zwar keine mehr, aber das erste Mal war schon 2004 oder 2005 in irgendeiner Off-Location in einem alten Haus, dann kamen die verschiedensten Keller und Grüfte. (lacht)
Und in Wien hatte ich immer ein gutes Gefühl, was die Underground- und Sub-Culture angeht, weil immer viele Leute bereit für Neues sind. Es gibt angefangen bei einem coolen Radiosender wie FM4 eigentlich alles. Das passt zusammen, und das merkt man auch im Nachtleben.
Neben deinem Hauptlabel betreibst du seit einigen Jahren das Sub-Label BNR Trax, auf dem du junge und aufstrebende Künstler versammelst. Was ist die Motivation, eines vielgefragten DJs und Produzenten, immer noch auf den Nachwuchs zu schauen?
BN: Das ist einfach das, was ich liebe. Das ist mein Hobby. Es macht mir Spaß, junge Produzenten zu fördern, zu supporten und dadurch auch den Leuten neue Musik zu bringen. Gleichzeitig inspiriert mich das auch für meine DJ-Sets, ich bin ständig auf der Suche nach Neuem, damit ich einen Schritt voraus bin. (lacht)
Ich bin eigentlich täglich am Gucken und immer interessiert Neues zu finden, durchsuche sämtliche Websites, Shops und Plattenläden.
Die jetzige Tour ist sehr ausgedehnt, gibt es bestimmte Städte auf die du dich besonders freust?
BN: Auf jeden Fall! London vor einigen Tagen war der Hammer. Der Gig war in einem alten Theater, komplett ausverkauft – damit hätte ich selbst nicht gerechnet. Auf Deutschland freu‘ ich mich, ebenso wie auf heute Abend. Es ist einfach jeder Gig spannend, weil alles neu ist.
Andererseits ist es auch schwer, den Leuten beizubringen, dass ich Live spiele. Einfach den Leuten zu sagen „Ey, das ist heute ein Konzert und fängt schon um 9 oder 10 an“, das checken viele Fans noch nicht. Genauso wie ich es liebe, die Leute mit Tracks zu überraschen, mit denen sie gar nicht rechnen, liebe ich diese neue Form des Gigs. Das alles muss jetzt erst mal richtig kommuniziert werden.
Nach zahlreichen Kollaborationen mit Produzenten aus den verschiedensten Ecken und den verschiedensten Genres, gibt es da überhaupt noch jemanden, mit dem du unbedingt zusammenarbeiten möchtest?
BN: Mir fällt eigentlich immer nur Prince als erstes ein. (lacht) Wär schon recht cool, mit ihm eine 80er Platte aufnehmen zu können. Ansonsten hätt‘ ich wieder Bock drauf, ein neues Album mit Gonzales (Anm. Boys Noize produzierte Gonzales‘ 2010er Album „Ivory Tower“) zu machen oder Thomas Bangalter (Anm. 50% Daft Punk) wär‘ natürlich auch krass. (lacht) Der könnte mir mal ein paar Tricks verraten.
Noch einige Worte zu deiner Kollaboration Dog Blood. Ihr beide kommt ja aus zwei unterschiedlichen Ecken. Er (Skrillex) der Digital Native der ADHS-Generation, du der arrivierte, teils analoge, Vollblutmusiker. Wie fandet ihr beide im Studio einen gemeinsamen Nenner?
BN: Die meisten Sachen haben wir bei mir im Studio produziert und die Mischung hat wirklich gepasst. Wir haben zwei Nächte lang nur Mucke gemacht, er hat bei mir gepennt und es hat wirklich Spaß gemacht.
Ich hab‘ immer Sessions aufgenommen, ihm rüber geschoben, er hat dann alles zerschnippelt und sich die besten Bits rausgesucht. So ging das einige Male. Zum Schluss hab ich dann alles analog abgemischt. Interessant für mich war auch die Tatsache, dass er ganz anders an die Musik herangeht als ich.
Von der Attitüde sind wir uns eigentlich sehr ähnlich, teilweise sind seine Sachen natürlich poppiger aber es hat definitiv Spaß gemacht.
Vielen Dank für das Gespräch!
Danke ebenfalls.