Palmen für den Spätsommer

Effi bringt mit seiner neuen Band Granada ein Album raus, das uns auch im September noch ein bisschen von der Südsee in der Südstadt träumen lässt. "Palmen am Balkon" heißt das Debüt der Band um den Songwriter aus Graz. Im Interview verrät uns Thomas Petritsch, was er zu deutschen Texten, Urlaub in Lignano und Food-Blogs sagt.

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Letzten Juli kam ein Song namens „Palmen am Balkon“ quasi aus dem Nichts. Eine Ode an Daheimbleiber, an den Sommer in der Heimat. Die Stimme des Sängers kam einem damals schon bekannt vor und schnell wurde klar, dass es sich bei Granada um eine neue Band um den Songwriter Effi handelt. Derjenige, der uns mit ”Happy“ schon den einen oder anderen Tag als Ohrwurm begleitet hat. Jetzt, gut ein Jahr nachdem wir unseren Balkon mit Palmen schmücken wollten, legen Granada mit ihrem Debütalbum nach. Aufgeweckter Power-Pop mit deutschen Texten – ein Album passend zum unerwartet schönen Spätsommer.

Granada gibt es, seit Effi engagiert wurde, den Soundtrack zum Film ”Planet Ottakring“ zu schreiben. Daraus seien so viele Ideen entstanden, die zu schade gewesen wären, um im Rundordner zu landen. Zum Glück fanden sich stattdessen Granada zusammen: Lukacz Custos (Gitarre, Gesang), Roland Hanslmeier (Schlagzeug) Alexander Christof (Akkordeon, Gesang) und Jürgen Schmidt (Bass, Gesang) holte Thomas Petritsch mit ins Boot. Der Sound der neuen Band: Ein bisschen brachialer als Effi. Aber vor allem und immer noch happy.

Wir haben mit Thomas Petritsch über seine neue Band und den Neo-Austropop-Hype geredet.

Wie viel von Granadas Debütalbum war eigentlich noch für den Soundtrack von ”Planet Ottakring“ gedacht?

Die Arbeit für den Film war sehr fruchtbar. Als ich am Soundtrack arbeitete entstanden schnell einmal sechs bis sieben Nummern. Dabei auch die zwei Songs „Ottakring“ und „Eh Ok“, die im Film vorkommen. Außerdem blieben einige Skizzen und Ideen dafür liegen, die später zu Ende gesponnen und schlussendlich finalisiert wurden

Hattest du schon länger den Wunsch nach einem Band-Projekt oder hat sich das erst durch die Arbeit am „Ottakring“-Soundtrack entwickelt?

Das Projekt Granada war als solches zunächst nicht geplant. Ich wollte lediglich die Nummern für den Film schreiben, merkte aber schnell, dass ich die Tracks schon im Demo-Stadium sehr gut anfühlten und vor allem die Live-Umsetzung sicher sehr viel Spaß machen würde. Also kam eines zum anderen und ich suchte und fand wunderbare Musiker mit denen Granada dann auch umgesetzt wurde. Bei Effi arbeite ich seit 2011 mit kleiner (3-köpfig) Band, seit 2013 mit einer bis zu siebenköpfigen Band. Es war in dem Sinne für mich nicht wirklich etwas Neues.

In einem Interview meintest du unlängst, dass es einen ganz anderen Zugang beim Songwriting braucht, wenn man auf Deutsch singt. Wie genau sieht dieser andere Zugang aus?

Hierbei ist vielmehr der Zugang zum Text als zur Musik gemeint, denn in welcher Sprache auch immer der Text ist, die Komposition ist meist davon nicht betroffen. Arbeitet man am Text in welcher Sprache auch immer, hat man eine gewisse Sprachmelodie, die auch gewisse Bögen vorgibt. Von dem her war es eine Herausforderung sich wieder verstärkt auf die österreichische Sprachmelodie einzulassen, das war am Anfang etwas ungewohnt.

Als Effi singst du größtenteils auf Englisch, vereinzelt auch auf Deutsch. Für Granada schreibst du die Texte alle in deutscher Sprache. Hat es den großen Erfolg von Wanda und Bilderbuch gebraucht, damit du dich in Albumlänge an deutsche Texte wagst?

Dieser Punkt war in allen Überlegungen ganz vorne. Ohne Hype um den Neo-(whatever)-Austropop wäre auf das Projekt verzichtet worden und wahrscheinlich auch die Arbeit an der Filmmusik sofort beendet. Ich würde jetzt mit großer Sicherheit nicht hier an den Antworten schreiben und was anderes machen, vielleicht ein Gericht für einen Essensblog kochen. Dieser Boom wird sich mit ziemlicher Sicherheit noch lange halten. Zukunftsmodell quasi. Fressen und Lesen werden die Leute bekanntlich immer.

Eure Homebase ist in Graz – warum habt ihr trotzdem ein Lied über Wien gecovert? Und warum gerade Billy Joels „Vienna“?

In dem Song geht es um Entschleunigung. Liest man den Text Joels, erkennt man darin Wien als Metapher für einen Ort der Entschleunigung. Dieser Ort war Wien für den in New York sesshaften Joel, der durch seinen in Wien lebenden Vater öfter in der Stadt an der Donau war. Um es weiterzuführen, könnte dieses Plätzchen aber sehr gut auch irgendwo in Oberösterreich liegen. Oder eben auch Graz sein.

Im November und Dezember fahrt ihr mit Sportfreunde Stiller auf Tour – wie kam’s dazu? Kennt ihr euch privat oder haben die Sportis auch musikalisch Einfluss auf euch?

Seit 2000 (ihrer ersten EP Wellenreiten) kenn ich die Sportfreunde und hab sie öfter mal gesehen, wie viele andere auf Festivals. Persönlich haben wir Peter 2015 bei einem Konzert mit Fiva in München kennengelernt und Flo und Rüde dieses Jahr bei einem gemeinsamen Konzert in Ulm. Wir tranken alkoholfreies Bier. Dabei wird zwangsläufig auch mal gesprochen. Und das eine führte zum anderen.

In euren Musikvideos zeichnet sich ein Trend zu lustigen One-Shot-Choreografien à la OK Go ab – eine verborgene Vorliebe oder hat das bisher einfach nur gut zu den Songs gepasst?

Grundidee der Videos ist eine gute Idee mit einfachen Mitteln möglichst effektiv umzusetzen. Hierbei geht es nicht um die Perfektion in der Ausführung und Ausstattung. Im Gegenteil. Weg vom Hochglanz, hin zu einer realistischen Ästhetik.

In „Palmen am Balkon“ geht es ja ums Urlaubsfeeling zuhause. Seid ihr grundsätzlich eher die Daheimbleiber oder fahrt ihr doch auch gerne weg – nach Granada zum Beispiel?

Prinzipiell sind wir schon gerne unterwegs. Der Urlaub in Lignano, Caorle etc. kann uns getrost erspart beliben. Dann doch lieber am Balkon mit Ausblick über Graz und ein Glaserl Muskateller.

Nach dem Album-Release am 16. September sind Granada doppelt unterwegs: zusammen mit Sportfreunde Stiller und auf eigener Release-Tour. Weitere Infos und Konzert-Daten gibt es hier.

Bild(er) © Katharina Jessner, ACODA
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