Die zum Duo geschrumpfte Surf-Kapelle The Drums hängt ihr Sportgerät an den Nagel und nimmt sich stattdessen der Ungemütlichkeit an.
Die Drums waren drin im Hype-Karussel. Am stärksten wohl nach der 2009 erschienenen EP "Summertime". Strand, Sommer, Surfen veredelt mit zeitgemäßer New-Wave- und Post-Post-Punk-Romantik – so das Credo des vor klassischer Poppigkeit und wiedererkennbaren Hooks nur so sprühenden Kurzspielers.
Das Debüt knüpfte dann nahtlos daran an. Songs für die Indie-Disco. Danach kam jedoch nicht mehr allzu Bewegendes seitens der Formation um Frontman Jonathan Pierce. Ein zweites Album halt. Dieses war, wie meistens, von Tourneen und dem Wirbel um die Band ein wenig gezeichnet, unzugänglicher als der Erstling.
Dass es derzeit generell nun sicherlich schwierig ist, sich als Gitarrenband eine Daseinsberechtigung zu schaffen, ist hinlänglich bekannt. Wie hier nachzulesen ist, gelingt das derzeit gerade mal Spoon. Bei den Drums kommt noch erschwerend hinzu, dass die Band von anfänglich vier, auf drei und jetzt eben auf zwei Mitglieder geschrumpft ist.
Knapp an der Auflösung vorbeigeschrammt, mangelt es also nicht an enttäuschten Erwartungen, Verzweiflung und angestauter Wut. Das von Jacob Graham komplettierte Duo nimmt dies zum Glück aber zum Anlass, der Ungemütlichkeit Form zu geben und sie auf "Encyclopedia" zu verankern. Der Name ist Programm. Eine Sammlung also. Hauptsächlich von Pierces Erfahrungen mit Trennung und den damit einhergehenden Folgen.
Die Verbeugung vor den großen Vorbildern The Smiths und Joy Division ist immer noch deutlich erkennbar, wobei sich Pierce eben doch noch ein bisserl mehr vor Ian Curtis bückt. Ein klares Bekenntnis zur Dunkelheit quasi. Der Sound selbst gibt sich ebenfalls dementsprechend düster: Hektisch und kurzatmig stochern da die Gitarren in den dunklen Texten Pierces, die sich neben Trennung auch um Tod und Wut kräuseln. Hörbar beispielsweise auf dem frenetischen "Let Me" oder beim ähnlich angelegten Opener "Magic Mountain". Der bemüht sich sichtlich um eine Art einstimmende Geisterbahnästhetik und liefert somit eine rohen Vorgeschmack auf die verbleibenden elf Tracks.
Songs wie "Break My Heart", "Deep In My Heart" oder "There Is Nothing Left" kündigen das Thema ja bereits im Titel an. Bei "Face Of God" oder beim großartigen "Wild Geese", gibt sich Pierce bedeckter. Trotzdem ist klar: Vom anfänglichen Schielen Richtung Wohlfühl-Pop ist hier nichts mehr übrig. Angst, Verzweiflung und teilweises Ressentiment sind immer gegenwärtig. Hier feiert die Ungemütlichkeit. Pop muss eben nicht immer Schmusen sein. Gut so!