Anlässlich des Record Store Days, der heuer am 21. April begangen wird, haben wir die Vertreter dreier heimischer Plattenläden zum E-Mail-Interview gebeten. Im letzten Teil der Reihe beantwortet Peter Kreyci vom Musikladen in Salzburg unsere Fragen.
Wofür steht der Record Store Day für dich? Was kann er leisten und was hat er schon geleistet?
Der Record Store Day ist eine sehr gute Möglichkeit, um auf uns als kleiner unabhängiger Plattenladen aufmerksam zu machen. Uns gibt es mittlerweile seit ca. 25 Jahren und der Schwerpunkt Vinyl ist nie verloren gegangen. Insofern ist es super für uns, dass es anlässlich des Record Store Days fast nur Vinyl-Veröffentlichungen gibt, und das zum Teil nummeriert, farbig und streng limitiert. Da freut sich der Vinyl-Freak!
Früher galt der Plattenladen häufig als Ort für hochnäsige Sektierer und Nerds. Hat sich das geändert? Welche Rolle spielen Plattengeschäfte heutzutage?
Natürlich tummeln sich viele so genannte Nerds bei uns – auch unter den Mitarbeitern. Und das war auch immer so. Einen Plattenladen zu betreiben, setzt ein gewisses Maß an Nerd-Sein voraus, denke ich. Stichwort: „High Fidelity“.
Die Rolle, die ein Plattenladen heutzutage spielt, ist eher die einer Oase in einer hyperdynamischen Welt. Kunden kommen oft zum Schmökern, Fachsimpeln oder einfach nur, um mal kurz abzuschalten.
Hat sich die wirtschaftliche Lage in den letzten Jahren auch für euch verschärft oder habt ihr es als Spezialist ohnehin eher mit Liebhabern und Sammlern zu tun, deren Nachfrage durch digitale Alternativen nicht so stark beeinträchtigt wird?
Ja, die wirtschaftliche Lage hat sich definitiv verschärft, da wir aber mittlerweile der einzige alternative Plattenladen Salzburgs sind und den Ruf haben, dass wir fast alles besorgen können und auch nie um eine gute Empfehlung verlegen sind, ist es wirtschaftlich schon noch okay für uns. Außerdem haben wir stetig unser Sortiment erweitert und führen jetzt auch Plattenspieler und kleine Hi-Fi-Systeme im Programm.
Lässt sich ein Trend erkennen, was die Tonträgerformate betrifft – Stichwort „Renaissance des Vinyl“? Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang Reissues im Vergleich zu neuen Releases? Ist die CD tot? Haben sich inkludierte Download-Codes beim Vinylkauf bewehrt?
Der Trend geht definitiv wieder mehr in Richtung Vinyl. 2011 haben wir sogar um fast 20 % mehr Vinyl verkauft als 2010. Reissues werden sehr gerne gekauft, auch wegen der teils aufwendigen Remasters bzw. der Cover-Artworks. Neuveröffentlichungen kommen tatsächlich meist mit Download-Codes, welche gerade für die junge „iPod-Generation“ sehr vorteilhaft sind, da man die Musik unterwegs legal am MP3-Player hören kann – und zuhause zelebriert man dann das Plattenauflegen!
Die CD ist keinesfalls tot, viele wichtige Veröffentlichungen gibt es leider nur auf CD und mit einem hochwertigen CD-Player klingt die Musik immer noch um Welten besser als ein MP3, ein FLAC-File oder Ähnliches.
Vor allem die speziellen Releases anlässlich des Record Store Days locken viele Kunden in die Läden. Wie werden diese international zugeteilt und weißt du schon, welche Releases ihr heuer anbieten könnt?
Na ja, dadurch dass viele Releases wirklich nur auf ein paar hundert bzw. tausend Stück weltweit limitiert sind, bekommt man halt auch oft weniger als man bestellt hat. Einige Artikel werden wir heuer gar nicht bekommen, obwohl wir sie rechtzeitig bestellt haben. Das liegt aber vielleicht auch daran, dass wir in Österreich zweite Wahl sind – genau hab ich das System jedoch noch nicht durchschaut. Mit dabei sind bei uns dieses Jahr in jedem Fall: The Beatles, The Black Keys, The Cure, Leonard Cohen, Miles Davis, Metallica, Sigur Rós und vieles mehr.
Was passiert bei euch rund um den Record Store Day sonst noch? Gibt es eine regionale Zusammenarbeit mit anderen Läden, um das Thema zu forcieren? Habt ihr selbst spezielle Aktivitäten zum Record Store Day geplant?
Bei uns gibt es ab 14 Uhr einen Instore-Gig mit Stootsie, dem Kopf der Band The Seesaw, ein 50-Liter-Fass Bier und jede Menge Spaß! Wir nützen diesen Tag, um gemeinsam mit unseren Kunden die Musik, das Vinyl, den Record Store Day und die Existenz des Musikladens zu feiern.
Zum Abschluss ein Blick in die Zukunft: Wird es in 25 bzw. 50 Jahren noch Plattenläden geben oder hat sich der Handel mit physischen Tonträgern bis dahin in der digitalen Wolke aufgelöst?
Das ist eine sehr schwierige Frage. Ich denke, dass die LP auf jeden Fall die CD überleben wird. Also falls es in 25 bzw. 50 Jahren noch physische Tonträger gibt, dann auf jeden Fall die LP. Mehr traue ich mir dazu nicht zu sagen …
Über den Record Store Day
2007 in den USA ins Leben gerufen, soll der Record Store Day die Aufmerksamkeit auf unabhängige Plattenläden lenken und deren Bedeutung als Ort des kulturellen und sozialen Austauschs ins Bewusstsein rufen – und natürlich auch feiern. Unterstützung kommt von vielen kleinen und großen Labels und Künstlern, die mit speziellen, streng limitierten Veröffentlichungen sowie Instore-Gigs einen besonderen Anreiz bieten, anlässlich des Record Store Days in einem der mehr als 1.700 teilnehmenden Plattenläden in der ganzen Welt vorbeizuschauen.
In Österreich sind mit dabei:
Di Marcos High Fidelity, Klagenfurt
Downtown Sound, Innsbruck
Dux Records, Graz
Ein:Klang, Graz
Inandout Records, Graz
Musikladen, Salzburg
Rave Up Records, Wien
Recordbag, Wien
Substance, Wien
Tongues, Wien
Nähere Informationen sind in den einzelnen Läden sowie unter recordstoreday.com bzw. recordstoredaygermany.de erhältlich.