Respect when you get home

Es gibt viele Möglichkeiten, Geflüchteten zu helfen, sich in Österreich wohler zu fühlen. Gemeinsam Musik zu machen ist eine davon. Auf dem Sampler ”Feat. Respect“ definieren österreichische und geflüchtete Musiker den Sound ihrer Heimat neu.

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”All I’m askin’ is for a little respect when you get home“, hat schon Aretha Franklin gesungen. Flüchtlingen steht dieser Respect genauso zu, auch wenn sich ihr "Home" geändert hat. Christoph Hahn – ”Leitwolf“ der Band Turm & Strang – weiß, dass man gegenseitige Anerkennung am besten mit Musik ausdrücken kann und vereinte österreichische und geflüchtete Künstler in einem Sampler. ”Feat. Respect“ heißt das Album, auf dem unter anderem Bands wie Bauchklang und Sofa Surfers vertreten sind. Zwei Drittel der Songs haben Musiker aus Afghanistan und Syrien eingespielt und -gesungen. Chor, klassische Klaviermusik und Folk – die Heimat der Geflüchteten zeigt sich in vielen Genres. Produziert wurde die Compilation von Christoph Hahn selbst (Alpharudel Records), Zebo Adam (Bilderbuch) und Alex Lausch (Listencareful Studio). Im Interview hat uns Christoph Hahn (im Bild 2. von links) verraten, wie genau er zur Idee kam, welcher Sound uns auf ”Feat. Respect Vol. 1“ erwartet und was er im Studio von den geflüchteten Bands lernen konnte.

Als du wegen eines Facebook-Posts gegen HC Strache vor Gericht standest, wurde dir von dessen Anwälten geraten, deine Kritik an rechter Politik anders zu verpacken. Bist du so auf die Idee eines Samplers von und mit geflüchteten Musikern gekommen?

Ich überlege schon lange wie man nachhaltig, dauerhaft und mit Substanz einen Beitrag leisten kann, um die Polemik des rechten Lagers auch bei ihren Anhängern zum Kippen zu bringen, und die Leute zum Nachdenken anzuregen. Musik ist immer ein guter Mediator und Katalysator. Zudem ist es das was mich ausmacht und was ich am besten kann. Es war daher naheliegend, dass ich meinen Beitrag mit einem Musikprojekt leisten werde. Und ja, der süffisante Kommentar der Anwältin war das ausschlaggebnede Element.

Wie habt ihr die teilnehmenden Bands und Musiker ausgewählt?

Über Musafer (syrisch-afghanische Folk-Band) bin ich beim Begegnungsfest in Stockerau gestolpert. Bei dieser Band spielt Sohail Karimi, über den ich wieder weitere Musiker wie Sobeir Bachtiar kennengelernt habe. Weitere gute Kontakte sind zum Beispiel Udo Felizeter von Open Piano for Refugees. Über ihn habe ich weitere Kontakte zu geflohenen Musikern geknüpft. Es wurde ein Selbstläufer.

Wie kann man sich den Sound des Samplers vorstellen? Welche Bands sind neben Sofa Surfers und Bauchklang mit Yasmo noch dabei? Wie hört sich die Musik der teilnehmenden Flüchtlinge an?

Ziel war es, die Compilation so bunt wie die Kulturen und die Menschen zu bekommen. Und das ist auch gelungen. Von Heimatliedern über Klavierstücke bis hin zu einem Chorbeitrag vom Chor Voices of Refugees ist alles dabei. Die österreichischen Acts, die fast alle exklusiv einen Song zum Thema beigetragen haben sind für Vol. 1 die Sofa Surfers, Steaming Satellites, Mother’s Cake, Turm & Strang, Bauchklang, Yasmo und Mono & Nikitaman.

Wie ist das Projekt bei den Leuten angekommen? Konntet ihr genug Spenden für eine Crowdfunding-Finanzierung sammeln?

Die Produktions- und Vervielfältigungskosten wollten wir über Crowdfunding reinbekommen. Leider haben sich dafür nicht viele Spender gefunden. Aber das ist ein klassisches Phänomen – für die Idee kriegt man Schulterklopfer und anerkennendes Nicken, aber selbst sind die wenigsten bereit Teil davon zu werden. War bei meiner Beleidigung von Strache nicht anders.

Wie war es, Bands mit ganz anderen Instrumenten und anderen musikalischen Regeln aufzunehmen? Was konntet ihr voneinander lernen?

Die Produktionsphase war für alle sehr bereichernd. Ich für meinen Teil, der ich ja nicht nur Musiker sondern auch Produzent bin, hatte endlich mal die Möglichkeit exotische Instrumente wir zum Beispiel Sitar oder Tabla aufzunehmen. Eine spannende Erweiterung meiner tontechnischen Skills 😉 Für die meisten Flüchtlinge war es das erste Mal im Studio. Sie haben sich wertgeschätzt und gewollt gefühlt. Alleine deshalb kann man das Projekt bereits als Erfolg verbuchen. Die gemeinsame Zeit, der musikalische und persönliche Austausch hat Freundschaften geknüpft und Kontakte erschlossen.

Der Sampler heißt Feat. Respect. Wie drücken die Bands ihren gegenseitigen Respekt in der Musik aus? Wurde sich bei den Musikern auch untereinander ausgetauscht?

Jede Band, jeder Musiker hatte seine eigene Art die zentralen Themen Flucht, Heimatverständnis, Respekt, Gesellschaft, etc. aufzuarbeiten. Von sehr aggressiven Statements wie dem Song von Mother’s Cake über direkte (politische) Gesellschaftskritik wie dem Beitrag von Bauchklang (die im Übrigen Yasmo gefeatured haben) bishin zu empathischen Songs wie dem von Turm & Strang ist alles dabei. Hier kommt einmal mehr die bunte Vielfalt zum Tragen. Die Flüchtlinge haben ebenfalls ihre eigenen Zugänge eingebracht. Wir haben wie gesagt, klassische Heimatmusik, die den Bezug und die Liebe zur eigenen Heimat widerspiegelt, aber auch eine Nummer von Voices of Refugees, die eine gemischte Besetzung haben und sich der "neuen Heimat" annähern. Instrumentalstücke wie die Nummer "A Call From The Faraway Land" transportieren die Nostalgie und Melancholie.

Der Erlös des Samplers geht an das Haus Arjan, eine Unterkunft der Caritas für geflüchtete Jugendliche in Mistelbach. Wie seid ihr gerade auf diese Stelle als Spendenempfänger gekommen?

Die Caritas hat uns mehrere Projekte angeboten. Haus Arjan war unserer Meinung nach das Projekt, das von den vorgelegten noch am meisten Zuschuss und Support benötigt.

Wie geht es weiter mit Feat. Respect? Wann erscheint Vol. 1 und gibt es schon Pläne für Vol. 2?

Vol. 1 erscheint Ende November. Vol. 2 soll 2017 erscheinen. Dazwischen werden wir Konzerte organisieren. Für Vol. 2 haben sich bereits White Miles, Garish und Krautschädl gemeldet.

”Feat. Respect“ soll langfristig zumindest ein Mal jährlich erscheinen. Dazu sollen gemeinsame Konzerte die Community vergrößern und ein weiteres Zeichen gegen Fremdenhass und Hetze setzen. Weitere Informationen zum Projekt findet man hier und hier.

Bild(er) © Feat. Respect Zu sehen sind das Team von ”Feat. Respect", die Folk-Band Musafer und der Pianist Sobeir Bachtiar. 
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