Kakerlake

Halb Mensch, halb Kakerlake: So fantasiert sich der stets lügende, namenlose Ich-Erzähler, wenn er nicht gerade stiehlt, bei seiner ihn sexuell anziehenden aber widerwillig besuchten Therapeutin einbricht, mit der Exil-Iranerin Schohreh vögelt oder Drogen konsumiert.

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Aus dem Bürgerkriegs-Libanon nach Montreal gespült, betrügt er hier die nach Folklore-Exotik der Marke »Migrationshintergrund« gierende Schickeria und beraubt seine Exilkollegen, ehe er nach einem Suizidversuch als Hilfskellner zu arbeiten, dabei die Tochter des Chefs zu lieben und den Mord an einem iranischen Gefängniswärter zu planen beginnt. Der in Beirut geborene Kanadier Rawi Hage hat einen halluzinogenen Roman um das Fremdsein im überlebensharten Under- und gleichgültigen Overground geschrieben, der sich nicht um stereotype Migranten-Attributionen der PC-Tugendwächter schert und Asyltraumata in ein kafkaeskes wie auch pointiert witziges Schuldaufarbeitungsdrama flicht.

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