Es war der Sohn

Alajmo, vielfach preisgekrönter Autor und RAI-Journalist, hat den Plotverlauf eines Whodunit-Krimis auf den Kopf gestellt

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Denn von Anfang an steht (vermeintlich) fest, dass Tancredi seinen Vater erschossen hat. Im Badezimmer der gemeinsamen Wohnung im Armenviertel Palermos, wo die meisten von der illegalen Schiffsverschrottung leben, hockt dieser innerfamiliär verhasste Sohn nun und wartet auf die Polizei. Die verhört nach und nach alle Mitglieder der seltsamen Familie, die Tancredi zum Schuldigen erklärt und dessen Freundin. Während der etwas zurückgebliebene, träumerische Sohn im Gefängnis erst beharrlich schweigt und dann für die Familienehre doch gesteht, spüren die Carabinieri immer größere Ungereimtheiten auf. Es wäre nicht Palermo, wenn nicht in gewisser Weise die Mafia etwas mit der Tat zu tun hätte – denn Tancredi spielt bloß den Sündenbock. Roberto Alajmo seziert in seiner Mischung aus spannendem Krimi und tragikomischem Gesellschaftsroman die eigenwillige Moral und Logik eines unter Arbeitslosigkeit und Armut, absenter Ordnung und hyperpräsenter Kriminalität leidenden Prekariats, dessen Sitten bloß jene eines kranken Staates widerspiegeln.

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