Raum

(Piper) Die Befreiung der Kinder von J. Fritzl in Amstetten, die ihr Leben in Gefangenschaft verbringen mussten, habe die irisch-kanadische Autorin inspiriert. Das mag die Bestseller-Karriere ihres Romans gefördert haben, ein sensationalistischer Exhibitionismusschocker aber ist er nicht.

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Nicht dass der Horror aus Eingeschlossensein, Depravierung und Übergriffen ausgespart bliebe, doch im Zentrum der Ich-Erzählung des fünfjährigen Jack steht die intensive, anrührende Mutter-Kind-Beziehung. Jack, der mit ihr auf zwölf Quadratmetern im Keller lebt, kennt kein anderes Dasein: Referenzen gibt bloß das Fernsehen, und auch die sind außerräumlich. Echter schon erscheinen ihm die Objekte in »Raum«, die er mit Geschichte und Namen ausstattet. Seine Mutter aber, die seit ihrer Entführung hier haust, kennt die Außenwelt – und vermisst sie umso stärker, je öfter »Old Nick« in den Raum absteigt und sie missbraucht, während Jack in »Schrank« die Sekunden zählt. Kraft einer gewagten Erzählkonstruktion und der Stimme eines umwerfenden Jungen überzeugt der Roman vor allem im ersten Teil, die Beschreibung der Jack verstörenden Freiheit im zweiten erzeugt Gänsehaut.

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