Witch House war 2010 so was wie die Initation einer breiteren Masse in Sachen Mikrogenre Digestion und nun liegen wir in den Genre-Bröseln dieser Disektion und kraulen da so rum.
Hashtags sind kleine Kästchen, in denen Dinge angesammelt werden – ohne Gatekeeper und Blockwarte, so hieß es also heuer nicht mehr nur Projekte oder Bands aus dem Boden zu stampfen sondern sich gleich der nächsthöheren Ebene anzunehmen: 2011, das Jahr der DIY-Genres. Auftritt #seapunk demnächst.
Chrome-Goth
Vor gut einem Jahr habe ich mich an selber Stelle zum Witch-House Phänomen ausgelassen, wie mit gespielter Mystifizierung eine Art Neo-Goth-Trend aus den Tiefen der Geocities-Friedhöfe hochgespült wurde und sich via Tumblr in unser rhizomatisches Bewusstsein nagte. Die Dunkelheit kann man heuer getrost weglassen, geblieben ist die cyberpunkige “High Tech and Low Life”-Attitüde und die charmant trashige Auseinandersetzung mit (Retro-)Internet-Artefakten. Der post-everything Hivemind schaltet extrem schnell und so sind modische Gleichzeitigkeiten, wie sie früher noch üblich waren, längst einer amalgamhaften Masse gewichen, die ständig neu mutiert und chrom-schillernd durch CGI-Welten gleitet. Doch erstmal zurück in die Zukunft.
2092
Zu Anfang der Neunziger schien sich modisch alles auf grellen Farben und Raveästhetik einzupendeln, nur Schwarz war, in einer Hochphase der Goth-Bewegung, noch mehr angesagt. Die obligatorischen Plastik-Ohrringe immer mitgedacht. Grunge denken wir uns der Einfachheit halber erstmal mal weg. Genau in diesem modischen Zerrspiegel lässt sich auch Seapunk einordnen. Zumindest farblich. Walter van Beirendonck lässt grüßen.
(╯°□°)╯︵ ┻━┻
Musikalisch ist das eher schwieriger auszumessen, Simon Reynolds schrieb im Oktober auf seinem Blissout-Blog: “one does wonder if this ’seapunk‘ is for real or a spoof on micro-genritis within the Zones of Alteration…” Im gleichen Post geht er auch noch auf Chill-Rave oder Homeless-House ein, doch dazu später mehr. Klar wird, wie öd eigentlich diese ständige Auseinandersetzung mit dem “Status Quo des Pop”, mit der posthistorischen Zeit in der wir leben, eigentlich ist. Am Ende geht es doch immer nur um Musik. Auch Reynolds findet den Sound dann “omnivorous/ post-everything-dance/ digi-maximalist in vibe but cool”
┬──┬ ノ( ゜-゜ノ) chill out bro
Lässt sich doch alles schön auseinanderfasern: Jungle, Rave, House, R’n’B, Dubstep und ein New-Age-ig plätschernde Wassersamples. Während sich Teams mit Sampling beschäftigen, lässt Fire For Effect diverse Happy-Hardcore Rave-Fanfaren über den Ozean ziehen. Unicorn Kid überzieht alles mit klebrigen Chip-Tunes. Mit Coral Records Internazionale ist auch gleich ein Label am Start. Mash-Ups, Ecco The Dolphin und Waterworld-Romantik – Up The Seapunks!
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Bilder: Covers von Coral Records