Amerika

Episch, melancholische Klangwelten vereinen sich mit Country und Blues-Anleihen zu einem stimmigen Ganzen. Wunderbares Theater für die Ohren.

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Naked Lunch melden sich nach einer längeren Pause zurück. Nach ihrem Ausflug mit „Universalove“ in die Gefilde des Films widmen sie sich nun dem Theater. Mit ihrer „Amerika“-CD liegt die musikalische Interpretation des gleichnamigen Theaterstücks von Bernd Liepold-Mosser vor. Das Theaterstück basiert auf der fragmentarischen Romanvorlage Franz Kafkas, die auch unter dem Titel „Der Verschollene“ bekannt ist.

Naked Lunch interpretieren die Story des Stücks auf ihre genuine Weise neu. Dabei erschaffen sie eine atmosphärische Klangwelt, die die Episoden des Stücks auf episch, melancholische Weise unterstreicht. Auftakt der CD bildet der Song „Walk upon the water“, der vor dem inneren Auge des Hörers die Überfahrt Karl Rossmanns nach Amerika erstehen lässt. Ein Fremder auf dem Weg in eine ungewisse Zukunft; die musikalische Reise beginnt. Nur zu gut passt diese Musik, zu dem surreal-bedrückenden Kafka-Sujet. Musikalisch bleibt sich die Indierock-Band mit Hang zu intensiven und melancholischen Melodien treu. „Fight Club“ tanzt hier aus der Reihe. Die Musik wirkt wie der Versuch eines Ausbruchs; langsame Passagen wechseln sich mit elektronischen Passagen von treibender Geschwindigkeit ab, die den Hörer aus seiner Lethargie reißen und die Getriebenheit, die Qual des Protagonisten musikalisch wiedergeben. Einige der Lieder des „Amerika“-Albums sind klar in der Tradition des Country und Blues verhaftet wie z.B. „First there was desert“. Durch das Ineinandergreifen der einzelnen Songs hat das aktuelle Werk der Kärntner Musiker etwas von einem Konzeptalbum. Den Abschluss bildet der Song „Your Last Waltz“. Dieser hat etwas Endgültiges aber gleichzeitig auch Hoffnungsvolles. Karl ist im Naturtheater von Oklahoma angekommen. Vielleicht kann der Fremde hier seine Heimat finden.

Dieses Album mag vielleicht an Früheres wie an Lieder aus dem Album „Songs for the Exhausted“ erinnern, aber es hält doch auch einige musikalische Überraschungen parat und deutlich mehr als bloß Untermalung.

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