Attack On Memory

Re: Das Ende der Geschichte – Teenage Angst allein reicht noch nicht. Die Cloud Nothings halten die Verzweiflung und die Gegenwart zwischen den Fingern, aber ihnen fehlen die Songs.

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Was warten wir nicht alle gespannt auf das 90er-Jahre-Revival. So richtig will es nicht ankommen, jedenfalls nicht in den Dimensionen, in denen die 80er schon über die Charts und ihre Sounds hereingeprasselt sind. Vielleicht spielt es immer noch unter dem Radar, weil wir es uns gerade nicht wie noch vor 20 Jahren leisten können, mit dem Geld unsrer Eltern in Wohnungen abzuhängen, um die Häuser zu ziehen, zu slacken und den Sieg über den Kommunismus zu feiern – dessen Versprechen eine klassenlose Gesellschaft und Internationalität, soziale Sicherheit vor materiellem Fortschritt, scheinen ja in letzter Zeit plötzlich gar nicht mehr so ultimativ schlecht, auch wenn seine Schwächen berüchtigt sind.

Was das mit den Cloud Nothings zu tun hat? Musik ist auch der Soundtrack zur Sozialgeschichte. Und Cloud Nothings spielen die verlorene Selbstvergessenheit der späten 80er und frühen 90er sehr, sehr gut nach. Wo Yuck vor einem Jahr noch mit verzerrten, aber euphorischen Melodien ein unbeschädigtes Bild der 90er beschworen und ganz schön viel Hoffnung und Zwischenmenschlichkeit in ihre Songs mischten, steigen die Cloud Nothings aus all dem scheinbar aus. Tracktitel wie »Stay Useless«, »Wasted Days« und »No Future / No Past« sind wie geschaffen dafür, tief in die Haut der Gegenwart eingeritzt zu werden. Auch der Titel des Albums passt nur allzu gut ins Bild. Es muss etwas anderes kommen, etwas Neues, Schluss mit Vergangenheit, mit Gedächtnispflege, Schluss aber auch mit der Zukunft.

Blöd nur, dass das nicht so konsequent leer und zerfräst klingt, wie es das könnte. Da hilft es auch nichts, Steve Albini dabei zu haben, obwohl der als Produzent der Breeders, Pixies und von Nirvana definitiv weiß, wie Ohnmacht, Langeweile und Wut klingen. Cloud Nothings sind sperrig, ihr aufgekratztes und verschorftes Geschrei schwer zugänglich. Ein kahler, nackter, leerer Ort, den es so nur in der Musik gibt, auf diesem Album nämlich, scheint nicht genug. Wir könnten ja vielleicht sogar Utopien brauchen, zumindest aber ein Fundament. Oder wollt ihr etwa am Ende gar Anarchie und Nihilismus? Ach …

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