»Rpm« von Martina Lenzin gibt uns episodenhafte Einblicke in die Welt des DIY-Postpunk der 80er, inklusive Reflexionen über die Bedeutung der unabhängigen Musikproduktion von damals und heute.
Das Fanzine /Count01/ erregt die Aufmerksamkeit der jungen Postpunk-Gruppe The Does, die ein enthusiastisches Mail an den Herausgeber Tin schreiben. Tin – selbst noch grün hinter den Ohren, was Musikproduktion betrifft – sieht sich sofort in der lang ersehnten Rolle des Labelgründers und beginnt, die Indie-Karriere der Band zu planen. Aufnahmestudio, LP-Pressung, Coverdesign, Plattenladen – überall muss Tin improvisieren und meistens auch Kumpels anhauen, findet aber mit seinem Independent-Enthusiasmus bereitwillige Helfer. Alle diese Institutionen scheinen zwei Türen zu haben: eine für Mainstream und eine für DIY-Punk. Zwei Welten, die sich parallel zueinander entwickeln, sich abgrenzen, aber dann doch wieder enger verbunden sind als es den Anschein hat. In einer weiteren Erzählebene – einem Interviewszenario – lässt Lenzin die Akteure von damals noch einmal zum Musikbusiness Stellung beziehen: Der Mainstream braucht die alternativen Schienen, um auf neue Ideen zu kommen, und die Unabhängigen müssen auf Mainstream-Mechanismen zurückgreifen, sollten sie irgendwann einmal mit ihrer Musik Geld verdienen wollen. Nebenbei werden die technischen Möglichkeiten der Musikproduktion revolutioniert: Home-Recording wird schon in den 80ern machbar, dann werden auch millionenschwere HipHop- und Elektronik-Alben in Kellern produziert. Und wie sieht’s mit der Mp3-Evolution aus, dem direkten Online-Verkauf von Alben ohne Label und ohne Vertrieb? »Rpm« kreist um alle diese Themen – Runde um Runde – und man glaubt fast, dass dieser Plattenteller von der zurückhaltenden Überzeugung angetrieben wird, dass es nach wie vor Sinn macht, nach politischen Positionen in der Musikproduktion zu suchen.