Bad Blood

Wenn Tears For Fears in den Achtzigern als seelenlos galt, haben sie hier würdige Erben bekommen – Emotionspoprock für Leute, die Ikea originell finden.

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Es ist beinahe erschreckend wie jeder Song auf diesem Debüt mindestens drei Elemente aus dem Großen Kochbuch zum Hit enthält. Das reicht von schwer galoppierenden Rhythmen, Arpeggi auf dem Klavier bis zu hymnischen Chören von entschlossenen Männern. Dazu ein forsch klingender Name – Bastille … da war doch was … Revolution … Hoffnung auf Demokratie – und daneben, drunter und dazwischen dekorative Geigen wie sie derzeit eigentlich nur noch ärger von Lindsey Sterling (Dubstep und Klassik, ja, ja, die Gänsefüßchen bitte dazu denken) eingesetzt werden. Auch mit den Texten kann man gerne Bullshit-Bingo spielen: things we lost in the fire, close your eyes, can you feel it, together forever, words are all we have. Man kennt das. Es wird kräftig die alte Gefühlsorgel angeblasen. Hier im Stil der Lumineers oder Imagine Dragons, nur dass sich Bastille ein paar Tricks mehr von Owl City und 30 Seconds To Mars abgeschaut hat – was das ganze definitiv nicht sympathischer macht, oder besser, aber sicher erfolgreicher.

Man kann Bastille also eine Art Snow Patrol-Schicksal prophezeien: Technisch einwandfreie Musik spielt große Gefühle auf, die für Schlaumeier zu durchschaubar sein wird, aber im Radio immer geht. Zwischendurch werden Songs wie „Flaws“ die Leute glauben lassen, dass Bastille doch gar nicht so schlecht ist, wie alle immer tun.

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