Blomma

Zwei Schweden, zwei CDs und 145 Minuten Zeit für Minimal vs. Ambient bzw. Club vs. Entspannungsbad. „Blomma“ ist Konzeptalbum, Experiment und Autorenelectronica zugleich.

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Malmö, Schweden – irgendwo in den Wäldern. Marcus Henriksson und Sebastian Mullaert aka Minilogue haben sich vor Jahren im Nirgendwo ein Studio gebaut. Dann und wann treffen sich die beiden, machen Field Recordings zwischen Bäumen und Tieren, drehen an ihren Maschinen und bannen Melodien, Chords und Samples auf Magnetbänder und Festplatten.

Von Zeit zu Zeit, das letzte Mal vor fünf Jahren, machen sie aus diesen angehäuften Bändern und Daten what-so-called Artistalbum. Schon damals, vor fünf Jahren, war es ein Doppelalbum, welches auf den Namen „Animals“ hörte – eine Platte zum Tanzen, eine mit Ambient befüllt. Ähnlich verhält es sich heute mit „Blomma“, das Doppelalbum bietet von saftem Vogelgezwitscher bis zur harten Bassdrum circa alles, was man aus Synthesisern, Drummachines und der schwedischen Flora und Fauna so herausholen kann. Und das ist eine Menge. „Blomma“ heißt auf schwedisch nicht nur Blume, sondern auch blühen und was dem Hörer hier blüht, ist nicht leicht auf den Punkt zu bringen. Es gibt kurze Stücke – circa zehn Minuten, Mittlere – um die 20 Minuten und einen 45-Minüter. So weit, so gut.

Die erste CD ist wieder mit Dance-Tracks beladen, wobei Dance-Tracks eigentlich nicht treffend ist, auf den Dancefloor schielende Stücke trifft es eher. Dancefloor mag in gewisser Weise auch übertrieben sein, aber zumindest haben die fünf Stücke einen (meist) fortlaufenden, treibenden Beat und bouncen sich so durch allerhand Soundteppich-Wirr-Warr. Da gibt es, passend für Sonnenaufgänge „Atoms With Curiosity That Looks At Itself And Wonder Why It Wonders“ oder für nächtliche Stadtrundfahrten, „Existensberättigande“, alles was das (Minimal-)Herz begehrt.

Auf CD zwei wird es, wie angekündigt, ruhiger. Hier bündeln Minilogue die Field Recording-Sessions und Jazz-Affinität zu einem zentralen 45 Minuten dauernden Stück – es gibt gemütliche Ambient-Ausflüge, Piano-Inlays und raunende Synths.

Nach knapp 145 Minuten werden hier einige „Kozeptalbum“ schreien, „Autorentechno“ die anderen rufen und ein paar wenden vielleicht ein, dass es langweilig war. Das alles trifft hier in irgendeiner Weise zu, doch wer ein offenes Ohr für Klangexperimente und knappe zweieinhalb Stunden Zeit hat, sollte „Blomma“ auf jeden Fall eine Chance geben.

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