Blue Distance

Faraway, so close

Keine Frage, Clara Moto ist eine sehr subtil agierende Produzentin. „Blue Distance“ erweitert das Spektrum und geht sehr selbstbewusst an musikalische Grenzen.

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Erst kürzlich stand uns Clara Moto zum Geschlechtergefälle in elektronischer Musik Rede und Antwort. Darin erläuterte Clara Moto auch, dass sich ihr neues, zweites Album um Distanz, Entfernung und Entfremdung drehen wird. Das ist auch deutlich zu hören. Geisterhaft surrende Synths, dunkle Nebel, einsam gestorbene Pianomelodien ziehen schon im Opener auf bis eine satte Bassdrum einsetzt, langsamer als man das erwarten würde. Clara Moto hat eindeutig ihr Spektrum erweitert. Ein paar verhallte Stimmen huschen durch den nächsten Track, flirten ganz eindeutig mit Tri Angle Records. Genau das klingt nun zwar nicht sehr frisch, zeigt aber, dass sie aus den bekannten Beats ausbrechen will. Die aus Graz stammende Wahlberlinerin war seit jeher eine Grenzgängerin zwischen Songwriting und Intelligent Dance Music (IDM) bzw. hat diese beiden Begriffe salon- und mixfähig gemacht. Auch im weiteren Verlauf von „Blue Distance“ versucht Clara Moto diese beiden Begriffe zu verbinden.

Ihr Label Infiné ist ohnehin bekannt dafür, dass es elektronische Produktionen mit weiteren Ingredienzien anreichert und es um Elemente erweitert, die erst einmal nicht am Floor funktionieren müssen, sondern als Ohrmuscheltechno für die Zeit außerhalb vom Club gedacht sind – sei das nun von Labelgründer Agoria, von Francesco Tristano mit seinen diversen Verpuppungen wie etwa Aufgang oder eben Clara Moto. Was sich heuer bereits auf der geradlinigeren EP „Joy Departed“ angekündigt hatte, wird nun auf „Blue Distance“ äußerst konsequent weiter gesponnen.

Es gibt sie natürlich auch, die Tracks, die nicht nur auf den Dancefloor schielen, sondern dort daheim sind. Insgesamt finden sich auf „Blue Distance“ aber viele persönliche und fast intime Songs, die sich den gängigen Kategorien entziehen. Sie zeugen auch davon, dass Clara Moto bereit ist als Musikerin an ihre Grenzen zu gehen. Egal ob auf „For All Reasons So Sad“, „Holy“ oder „Lyra“ – gemeinsam mit der langjährigen Kollaborateurin Mimu – all diese Songs strahlen trotz ihrer Zerbrechlichkeit große Kraft und Selbstbewusstsein aus. Das geht, anders als der Albumtitel es nahe legt, ziemlich nahe.

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