Über einem spacigen Keyboard hören wir die Stimme eines gewissen Denny Brewer: »If there’s no such thing as time you are already there.« So beginnt mit dem siebenminütigen Song »Firewall« das neue Bright-Eyes-Album, knapp vier Jahre nach »Cassadaga«.
Der 60-jährige Brewer, der mit seinem Sohn Josh unter dem Namen Refried Ice Cream auf Conor Obersts Label Team Love Records veröffentlicht hat, wird von diesem als »Biker und Schamane« vorgestellt. Es gibt in Folge noch mehr von ihm zu hören: über Einstein, Tesla, Hitler, acht zusammenhängende Universen, die ein »Super-Universum« bilden. Alarm? Brewer, eine der Inspirationsquellen für das neue Bright-Eyes-Album, sagt auch: »Love’s always been the message.« Alarm abgeblasen! Die anfangs gewöhnungsbedürftigen, aalglatten (Keyboard-)Sounds – Conor Oberst, Nate Walcroft und Mike Mogis scheinen mit ihrem inneren 70er/80er-US-Radio in bester Verbindung zu stehen – waschen sich aus, mit mehrmaligem Hören bleiben die Songs als solche übrig und ihre ohnehin gebrochene Inszenierung folgerichtig. Als Texter ist Oberst in Hochform: »Sold my tortured youth / Piss and vinegar / I’m still angry with no reason to be« (»Shell Games«) oder »Come fire, come water, come coma / We’re all in transition« in »Jejune Stars«, wo es noch heißt: »I’ll die young at heart.« »Haile Selassie« ist unglaublich eingängig, und »What if this leads to ruin / You’ve got a soul / Use it!« sind so geile Zeilen, die die aktuelle Popmusik zu lange schuldig geblieben ist. Mit dem über sechsminütigen Wiegenlied und Schlüsselsong »One For You, One For Me« endet die überzeugende Rückkehr der wichtigsten westlichen Popband der Jetztzeit: »One for the tyrant, one for the slaughtered lamb / One for the struggle, one for the lasting peace / … / One for the Führer, one for his child bride / One for the wedding, one for the suicide.«