Chernobyl Diaries

Verstrahlte Ukrainer jagen junge Amerikaner. Der neueste Backwoods-Horror-Streifen bietet altbackene Genre-Formeln und schalen Grusel.

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1974 brachte Tobe Hooper „The Texas Chainsaw Massacre“ in die Kinos und lehrte den Stadtkinder das Fürchten vor dem US-amerikanischen Hinterland. Knapp 25 Jahre später erlebt das Backwoods-Horror-Genre seinen zweiten Frühling (etwa 2005 mit „Hostel“ oder 2008 mit "Train“). Mit Osteuropa hat es außerdem eine neue Heimat gefunden: die Kettensägen schwingenden Hillbillies der Siebziger sind rückständigen Irren aus der ehemaligen Sowjetunion gewichen. Diese haben es vorzugsweise auf unvorsichtige Touristen aus dem urbanen Westen abgesehen.

In „Chernobyl Diaries“ wagt sich eine Gruppe junger Amerikaner in ein verlassenes Städtchen unweit des berüchtigten Reaktors. Sie sind ein gefundenes Fressen für die kannibalischen Mutanten, die in den alten Plattenbauten auf sie warten. Leider entpuppt sich „Chernobyl Diaries“ als innovationsfreie Kopie diverser Genre-Klassiker. Es sticht hier vor allem Wes Cravens "The Hills Have Eyes" heraus, der bereits 1977 die Panik um Atomkraft mit Backwoods-Horror fusionierte. Auch was Charakterzeichnung, Plot-Twists und Schockmomente anbelangt, bedient sich "Chernobyl Diaries" schamlos aus dem angestaubten Gruselkabinett des 20. Jahrhunderts. Die Protagonisten folgen blutigen Schleifspuren am Boden, werden von unsichtbaren Ungeheuren unter Wasser gezogen und von entmenschlichten Militärs verraten. Zumindest auf Kunstblutorgien und Torture-Porn-Exzesse (siehe "Hostel") verzichtet Regisseur Brad Parker. Stattdessen hüllt er die Monster und ihre Gräueltaten in Dunkelheit, um die Vorstellungskraft der Zuschauer anzustacheln. Doch mit seinen zahlreichen Horror- und Osteuropa-Klischees erzeugt der Film nur selten echte Gänsehaut.

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